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Erschwinglich, praktikabel, sonnig

Start-Up entwickelt Elektroauto mit Solarzellen

Sieben Jahre lang haben Laurin Hahn (l.) und Jona Christians den "Sendlinger" ausgetragen, das erarbeitete Geld floss zum Großteil in ihr Start-Up Sono Motors. (Bild: iab)

"Elektromobilität ist viel mehr als nur nachhaltige Mobilität. Es geht um die Abhängigkeit von Erdöl und das Verursachen zahlreicher Konflikte." - Laurin Hahn und Jona Christians haben diesen Satz als Einstiegsworte für ihre Homepage gewählt. Weil er auf den Punkt bringt, worum es den beiden jungen Männern von Anfang an ging; weil er ihre Motivation beschreibt. Seit 2013 entwickeln Hahn und Christians ein Elektroauto, das sich über Solarzellen aufladen kann. Inzwischen wurde der Prototyp des "Sion" vorgestellt, finanziert wird Sono Motors, das Start-Up der beiden Gründer, mittlerweile über sogenanntes Crowd-Funding, das Spendensammeln im Internet. Doch einmal der Reihe nach:

"Das fördert den Erfindergeist"

Seit der ersten Klasse kennen sich die beiden jungen Männer. Beim Übertritt auf das Gymnasium waren sie längst beste Freunde. In der Waldorfschule lernten Hahn und Christians schnell, sich selbst ohne Angst auszuprobieren. "Viele Unterrichtsstunden waren sehr frei in der Gestaltung; wir konnten basteln, schmieden oder schreinern, das fördert den Erfindergeist", berichtet Hahn. Gemeinsam mit einer großen Portion Mut hat eben dieser Erfindergeist die Jungs früh selbstständig gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes: Hahn ist neben der Schule mit einem eigenen Smoothie-Truck zu Festivals gefahren; Gewerbe anmelden, Papierkram erledigen, das war in der zehnten Klasse schon kein Problem mehr.

Umweltfreundlich ohne Erdöl

Doch die Freunde hatten ein höheres Ziel: Früh stand ihr Entschluss, sich zu engagieren, für eine gesündere, umwelfreundlichere Gesellschaft, gegen den Massenverbrauch der endlichen Ressource Erdöl. Sie recherchierten und hatten bald die Lücke in der Forschung gefunden. An Elektromobilität wurde gearbeitet, doch kein Konzern dachte bisher darüber nach, ein Fahrzeug zu entwickeln, das drei entscheidende Eigenschaften vereinte und so zu einem massenkompatiblen Erfolg werden konnte: erschwinglich, praktikabel und selbstaufladend über integrierte Solarzellen.

Startkapital: Erspartes aus dem Nebenjob

Eine Idee ist noch kein Projekt, denn ein Projekt will finanziert sein. Hahn und Christians ließen sich davon aber nicht entmutigen; stattdessen packten sie an: Beide suchten sich einen weiteren Nebenjob, sie trugen den Sendlinger Anzeiger aus. "Wir haben einmal die Woche einen Tag Arbeit investiert, es war ein super Job, gut bezahlt, freie Zeiteinteilung, was will man mehr", erzählt Christians: "Und wir konnten sparen." Sieben Jahre lang blieben die beiden dem "Sendlinger" treu, während ihre Idee zu wachsen begann: Vor drei Jahren kauften sie von ihrem Ersparten einen alten Renault Twingo, in der Garage von Christians Eltern schraubten sie an dem Auto. Woher sie wussten, was sie da taten? "Wir haben Video-Tutorials auf YouTube geschaut, Learning by Doing war das im Endeffekt", lacht Hahn. Und siehe da, am Ende hatten die beiden aus einem Gebrauchtwagen ein Elektroauto gemacht.

Bald darauf war klar, dass das Projekt auf eine andere Ebene gehoben werden musste. Ein Businessplan wurde ausgearbeitet, mit dem Einstieg von Navina Pernsteiner vergrößerte sich das Team. Anfang 2016 gründeten die drei eine GmbH - Sono Motors war geboren. "Viele Leute haben an unsere Idee geglaubt und uns unterstützt", erklärt Christians. Zum Beispiel Ignatio Campino von dem Konzept "DesertTec", das in Wüstenregionen über Solarzellen Ökostrom generiert. Er brachte sein Wissen und seine Erfahrung ein, ohne Bezahlung; einfach weil er es für ein gutes, ein richtiges Projekt hielt.

Finanzierung über Crowd-Funding

Inzwischen läuft Sono Motors über Crowd-Funding; auf der Homepage, https://www.sonomotors.com/de, können kleine Beträge gespendet werden, die das Start-Up dann in weitere Entwicklungen investiert, auch eine Vorreservierung des Sion, des Elektroautos mit Solarzellen, ist möglich.

Für 2017 sind die ersten Probefahrten mit dem Sion geplant: ein Sechssitzer, geeignet für Familien, Privatpersonen oder Unternehmen. Den Wagen wird es in zwei Ausführungen mit unterschiedlicher Reichweite zu 16.000 oder 12.000 Euro geben. Über Sonnenenergie kann der Sion sich selbst aufladen und mit gespeicherter Solarpower bis zu 30 Kilometer zurücklegen. Außerdem lässt sich der Wagen wie ein normales Elektroauto an jeder Ladestation "tanken" - über bidirektionales Laden ist es möglich, auch andere elektrische Geräte mit der Sion-Energie zu nutzen; das Handy laden, den Elektro-Grill anschmeißen oder auf der Baustelle den Akkuschrauber zum Laufen bringen - der Sion macht es möglich.

Es geht um Effizienz

Und wo sehen sich Hahn und Christians in fünf Jahren? "Natürlich ist das Auto dann auf der Straße", erklärt Hahn ganz selbstverständlich. Es gebe bereits Kontakt zu verschiedenen Herstellern, die an einer Produktion interessiert sind, die Investorensuche läuft auf Hochtouren. Zweifeln die jungen Männer manchmal am Erfolg ihres Start-Ups? "Wir haben im Juli jeder 310 Stunden gearbeitet und wir verdienen noch nichts an Sono Motors", sagt Hahn. Klar zweifle man hin und wieder, wenn die Familie sich beschwert, wenn die Zukunft unsicher bleibt. Aber die Jungs glauben an sich, an ihre Idee und an den Sion. Die bisherige Entwicklung von Sono Motors gibt ihnen Recht. Christians: "Irgendwann wollen wir in der Lage sein, uns ein Gehalt auszuzahlen, aber es war nie unser Ziel, mit dem Auto reich zu werden, es geht uns um etwas anderes." Worum, das ist auf ihrer Homepage zu lesen: "Es geht um Effizienz. Allein mit der Energiemenge, die nur zur Raffinierung von 7 Litern Benzin benötigt wird, kann der Sion 100 Kilometer weit fahren. Vielleicht versteht ihr jetzt ein bisschen besser, warum wir denken, dass sich etwas ändern muss".

"Immer da, wenn Not am Mann war"

Jürgen Werner (Vertriebsleitung Münchner Wochenanzeiger) erinnert sich gerne an Laurin Hahn und Jona Christians:

"Ich kenne Laurin Hahn seit sieben Jahren als Zusteller des Sendlinger Anzeigers. Sein Bruder Julian hat zuvor verteilt und Laurin empfohlen. Er verteilte Gebiete nahe seinem Wohnort, er übernahm auch kurzfristig Aushilfsgebiete, wann immer es seine Zeit zuließ. Noch bis Ende August 2015 trug Laurin drei Gebiete mit insgesamt 2.500 Zeitungen wöchentlich aus. Ich kenne Laurin als netten, freundlichen, zuvorkommenden und ordentlichen jungen Mann und Zusteller, desgleichen seinen Freund und Kollegen Jona Christians. Jona war eine Empfehlung von Laurin. Er trug ab Juni 2013 bis Mitte August 2015 zwei Gebiete mit zirka 1.400 Zeitungen wöchentlich aus. Er übernahm ebenso Aushilfsgebiete, wenn Not am Mann war."


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