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Eltern schlagen Alarm

Die Zielstattschule müsste saniert und gesichert werden

Nur 15,6 Grad zeigte das Thermometer in den Klassenzimmern der Zielstattschule, als die Kinder nach den Weihnachtsferien in ihre Klassenzimmer kamen - obwohl geheizt wurde. Die Fenster sind undicht, überall zieht es in dem 40 Jahre alten Gemäuer. »Wir heizen die Umwelt«, beklagt Grundschulleiterin Elisabeth von Buttlar. Die Verschwendung der Heizenergie schlägt auch finanziell erheblich zu Buche. »Hätte man dieses Geld für den Umbau unserer Schule hergenommen, hätten wir schon das halbe Gebäude!« so von Buttlar. Im Sommer wird es in der Schule dagegen unerträglich heiß: 36 Grad wurden schon gemessen, weil Rollos vor den großen Gangfenstern fehlen.
Zudem platzt die Schule aus allen Nähten. Kinder und Lehrer leiden unter der Raumnot. Für die Hauptschüler baute der Hausmeister sogar die frühere Garderobe um, damit der Platz für den Unterricht genutzt werden kann. Es gibt aber keinerlei Ausweichräume und keinen Keller - nicht einmal für die Lagerung von Akten hat die Schule genug Platz.

Auf die Missstände und die baulichen Mängel hat die Schule seit vielen Jahren immer wieder hingewiesen. Auch der Elternbeirat der Grundschule hat Alarm geschlagen und den Bezirksausschuss 19 auf den dringenden Sanierungsbedarf aufmerksam gemacht. Als vorrangige Maßnahmen nannten die Eltern dabei die Beseitigung von Bauschäden (z.B. abbröckelnder Deckenputz, nicht abschließbare Türen im Mädchen-WC, freiliegende Elektrokabel), die Schaffung von Klimatisierungsmöglichkeiten (Einbau von Rolläden vor den Fenstern), die Sanierung des unfallträchtigen Spielplatzbelags, die Umgestaltung des Schulhofs, Reinigung der Backsteinwände, die Erneuerung der zerfallenden Vorhänge, Lärmdämmungsmaßnahmen und Begrünung.
Die Eltern unterstrichen ihre Bereitschaft, bei einer Sanierung tatkräftig mitzuhelfen. Das haben sie bereits in der Vergangenheit: Dass vor sechs Jahren die Klassenzimmer gestrichen wurden, war nur dank der Arbeit der Eltern möglich.

Sowohl Eltern als auch Schulleitung sehen aufgrund des derzeitigen Zustands der Schule zudem Sicherheitsprobleme: Die Eltern haben immer wieder - und erfolglos - die Verlegung des Hauptschulkioskes angemahnt. Durch die Schlange vor dem Kiosk in der Pause ist den Grundschülern der Ausgang versperrt. Eine Räumung des Schulhauses im Notfall sehen die Eltern daher nicht gewährleistet. Ein weiterer »unsäglicher Zustand« ist für Elisabeth von Buttlar, dass der Zugang zur Schule vom Südpark aus nicht zu sichern ist: In der Grenzmauer klafft eine Lücke. Es fehlt das Tor, so dass jeder Fremde das Schulgelände leicht betreten kann.

Die Mängel sind den zuständigen Stellen seit langem bekannt. 2006 besuchte der Stadtrat die Schule, vor einem Jahr wiesen die Eltern schon einmal das Baureferat auf Missstände hin, im Juni 2008 waren Vertreter von Bau- und von Schulreferat vor Ort. »Sichtbare Ergebnisse« gab es bisher trotzdem nicht, beklagen die Eltern. Die Erfahrung, dass seitens der Schulbehörden nichts geschieht, macht auch Grundschulleiterin Elisabeth von Buttlar ständig: »Wir werden immer nur vertröstet«, sagt sie, »wir werden nicht informiert, nicht einmal auf Nachfrage!« Alle Beschweren werden mit dem Hinweis auf einen bevorstehenden Neubau abgeschmettert (die Zielstattschule sollte einmal einen Zusatzbau bekommen, um u.a. die Förderschüler aus der Boschetsrieder Schule aufzunehmen). Auf den angekündigten Neubau wartet die Schule allerdings seit 20 Jahren vergeblich.

Auch der Bezirksausschuss 19 sieht den Sanierungsbedarf bei der Zielstattschule. »Ich bin erschrocken, in welchem Zustand die Schule ist«, meinte Max Rößner (CSU). »Als jemand, der außerhalb Münchens eine Schule geleitet hat, bin ich erschüttert, was in unserer Stadt passiert«, so Rudolf Zirngibl (CSU). BA-Vorsitzender Hans Bauer (SPD) wies auf die finanzielle Lage der Stadt hin: Die Geldmenge, die nötig sei, um alles sofort zu machen, gebe es nicht. MdL Julika Sandt (FDP) warnte davor, weiterhin abzuwarten: Die Stadt solle zumindest ein Konzept vorlegen, wann und wie die Zielstattschule - und die Walliser Schule - saniert werden können. Auch die CSU-Stadträte Michael Kuffer und Manuela Olhausen legten dem Bezirksausschuss nahe, Druck zu machen. »Je mehr Schulen ich mir anschaue, um so entsetzter bin ich«, meinte Manuela Olhausen, die auch Mitglied im Schulausschuss des Stadtrates ist. »Viele Schulgebäude sind in einem Zustand, dass etwas gemacht werden muss«, erklärte Michael Kuffer und warnte, sich wegen der langen Liste maroder Schulen zu große Hoffnungen für die Zielstattschule zu machen. Er versprach aber, deren Probleme in Gesprächen mit der Stadtverwaltung aufzugreifen.
Der Bezirksausschuss forderte die Stadt auf, Auskunft über ihre Neubaupläne in Sachen Zielstattschule zu geben, und   zu erklären, wann sie hier welche Sanierungsmaßnahmen umsetzen will. 

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