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Elektromobilität auf dem Vormarsch

Wie sieht es in Deutschland mit E-Autos, E-Bikes & Co. aus?

E-Scooter sieht man jetzt in München überall, so wie hier auf der Fürstenrieder Straße in Laim (Bild: kp)

„Elektromobilität gehört die Zukunft.“ Darin sind sich die meisten Vertreter aus Politik und Wirtschaft einig. Unter „Elektromobilität“ oder auch „E-Mobilität“ versteht man die Nutzung von Fortbewegungsmitteln mit elektrischem Antrieb, zum Beispiel Elektroautos, E-Bikes bzw. Pedelecs, E-Scooter, E-Motorräder, E-Trucks, E-Busse, Elektroflugzeuge. Sie beziehen ihre Energie hauptsächlich aus dem Stromnetz und sind mit einem Energiespeicher unterwegs – und das umweltfreundlich, leise und effizient. Die Elektromobilität soll in großem Maße zur angestrebten CO2-neutralen Mobilität beitragen. Voraussetzung dafür: Der Strom wird aus erneuerbaren Energien gewonnen.

Vorreiter Norwegen

Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen, wurde nicht erreicht und auf 2022 verschoben. Nur acht Prozent aller im ersten Halbjahr 2019 neu zugelassenen Pkw hatten einen alternativen Antrieb – im Gegensatz zu Norwegen mit 68,1 Prozent, Island mit 22,1 Prozent oder Schweden mit 19 Prozent (lt. „Statista“). Bei der E-Mobilität ist Norwegen einsamer Spitzenreiter: Schon 2017 wurden in dem skandinavischen Land mehr Fahrzeuge mit Hybrid-und Elektroantrieb als mit Verbrennungsmotor zugelassen. Diese rasante Entwicklung ist vor allem aufgrund der starken Förderung durch den norwegischen Staat möglich.

Mehr Elektroautos

Doch auch in Deutschland tut sich jetzt einiges. Mit 63.300 neu zugelassenen E-Autos 2019 hat sich, „Statista“ zufolge, die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos seit 2015 fast verdreifacht. 2020 scheint für die Pkws mit Elektroantrieb ebenfalls ein gutes Jahr zu werden: Seit 1.1. wurden zirka 15.600 E-Autos neu zugelassen. Zu den meistverkauften Elektroautos in Deutschland 2019 gehörten u.a. Tesla, Renault, BMW, VW, Smart, Hyundai, Audi und Nissan.

Neue Ladestationen

Und obwohl die derzeitige Ladeinfrastruktur in Deutschland noch ausbaufähig ist, gibt es Fortschritte: So liegt laut „Statista“ die Anzahl der Ladestationen in Deutschland derzeit bei ca. 18.700. Im Vorjahr zur gleichen Zeit waren es rund 4.600 weniger. Hamburg verfügt über das dichteste Netz an Ladestationen in Deutschland. Bei den Flächenländern weist Bayern die höchste Dichte an Ladestationen auf. Bis 2022 soll es – so das Ziel der Bundesregierung – 50.000 Ladesäulen geben.

Hybridmodelle

Einen Kompromiss zwischen Elektro- und herkömmlichem Autos bilden Hybridautos. Diese fallen meist auch unter den Begriff „Elektromobilität“. Da bei Hybriden zwei Antriebstechniken kombiniert werden, können kürzere Strecken meist elektrisch und Langstrecken mit Hilfe des Verbrennungsmotors zurückgelegt werden. Fahrzeuge mit einem Elektro- und einem Verbrennungsmotor, bei denen der Akku über einen Stecker geladen wird, werden als Plug-in-Hybride bezeichnet.

Vollhybrid, Mild Hybrid oder Plug-in Hybrid?

Bei den Hybridautos gibt es inzwischen viel Auswahl. Beim Vollhybrid arbeiten ein oder mehrere Elektromotoren und ein Benziner zusammen und verbrauchen in der Regel nicht mehr Sprit als ein Diesel. Je nach Fahrsituation setzt der Hybridantrieb automatisch den optimalen Antrieb ein. So fahren diese Autos bis ca. 50 km/h rein elektrisch, bei höheren Geschwindigkeiten arbeiten Elektro- und Verbrennungsmotor zusammen. Im normalen Fahrbetrieb wird sowohl der Elektro- als auch der Benzinmotor genutzt. Der Benzinmotor liefert Kraft für den Generator, der wiederum den Elektromotor mit Strom versorgt. Allerdings verfügt der Vollhybrid nur über eine relativ kleine Batterie, die nicht extern aufgeladen werden kann. Im Vergleich zu E-Autos und Plug-in-Hybriden ist der Vollhybrid dafür günstiger. Vollhybride werden hauptsächlich in Asien produziert (z.B. bei Toyota, Lexus, Hyundai, Kia). Sowohl Kleinwagen als auch SUV (Geländelimousinen) fahren mit dieser Technik.

Mild-Hybride haben einen parallel arbeitenden Elektromotor, der den Benzinmotor unterstützt. Der Elektromotor hat zwar meist keine ausreichende Leistung, um den Wagen ohne den Verbrennungsmotor anzutreiben. Er entlastet aber trotzdem den Benziner und sorgt für niedrigere Kraftstoffkosten.

Plug-in-Hybride, also Hybride mit Steckdosenanschluss, gelten als eine Art Brückentechnik, bis leistungsfähigere Batterien für Elektroautos auf den Markt kommen. Üblicherweise reichen die Akkus der E-Autos meist nur für bis zu 500 Kilometer Fahrt, danach müssen sie aufgeladen werden. Plug-in-Hybride leiden nicht unter dieser Einschränkung. Sobald der Stromvorrat erschöpft ist, fährt das Fahrzeug mit Unterstützung des Verbrennungsmotors im Hybridbetrieb weiter – bis die Batterie am Ziel wieder über Steckdose oder Ladesäule aufgeladen werden kann. Allerdings ist die elektrische Reichweite mit rund 50 Kilometern sehr gering. Vor allem große SUVs und Limousinen sind mit dieser Technik, die nicht billig ist, ausgestattet. Auch als Dienstwagen sind die Plug-in-Hybride interessant.

Radeln mit E-Power

City-, Kompakt-, XXL-, Lasten-, Trekking-, Mountain-E-Bike oder Speed-Pedelec … Wer sich per E-Radl fortbewegen will, hat die Qual der Wahl. Inzwischen gibt es Hunderte verschiedene E-Bikes, die grenzenlosen Fahrspaß versprechen. Allerdings ist es ein Irrglaube, dass Radlfahrer beim E-Bike selbst gar nichts mehr tun müssen. Rund 99 Prozent haben nämlich laut „Zweirad-Industrie-Verband“ (ZIV) ein "E-Bike 25": ein Pedelec (Pedal Electric Cycle), bei dem der Fahrer selbst in die Pedale treten muss. Das E-Bike unterstützt den Fahrer beim Strampeln bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h – je nach gewählter Unterstützungsstufe und Antrieb. Die Motorleistung eines Elektrofahrrads bzw. Pedelecs 25 darf 250 Watt nicht übersteigen. Das transportable Akku kann an der Steckdose (im Keller, in der Wohnung etc.) aufgeladen werden.

City-E-Bike

Ein City-E-Bike ist für all diejenigen gedacht, die Kurzstrecken zurücklegen wollen und denen Komfort wichtiger als Geschwindigkeit ist, zum Beispiel beim Shopping, bei Fahrten ins Grüne, Besuch bei Freunden etc.

Kompakt-E-Bike

Wer sein Rad zusammenklappen und überall mit hinnehmen will, ist mit einem Kompakt-E-Bike gut beraten. Es ist nicht sportlich, aber dafür sehr praktisch.

XXL-E-Bike

Ein XXL-E-Bike stellt eine tolle Lösung für Fahrer mit einem höheren Gewicht dar, da der Rahmen verstärkt ist. Mit diesem Rad ist es auch möglich, Lasten wie Kindersitze oder schwere Radtaschen zu transportieren.

Lasten-E-Bike

Noch mehr Gepäck können Lasten-E-Bikes befördern. Sie bieten zusätzlichen Stauraum; die Ladefläche kann auch umgestaltet werden, je nachdem, wer oder was mitfahren soll – schwere Einkäufe, Getränkekästen, Kinder …

Trekking-E-Bike

Sportlicher als das City-E-Bike und komfortabler als das Mountain-E-Bike ist das Trekking-E-Bike gut für längere Touren geeignet, aber auch für kürzere Strecken. Mit seiner stabilen Konstruktion können die Biker über Stock und Stein fahren.

Mountain-E-Bike

Noch bis vor kurzem bei eingefleischten MTB-Fahrern verpönt, hat sich das Mountain-E-Bike inzwischen vielerorts durchgesetzt. So ermöglicht die Extra-Power aus dem Antrieb zum Beispiel anspruchsvolle Bergauffahrten. Von dem zusätzlichen Gewicht durch den extra Antrieb merken die Fahrer fast nichts, da der Motor die Fahrer bei Auffahrten oder auf gerader Strecke unterstützt.

Speed-Pedelecs

Bei Berufspendlern und Tourenfahrern sind Speed (S)-Pedelecs besonders beliebt – Räder, die es mit 500-Watt-Motoren auf eine Geschwindigkeit von bis zu 45 km/h bringen. Allerdings macht das diese Räder zu Leichtkrafträdern, für die man eine Betriebserlaubnis, ein Versicherungskennzeichen und mindestens einen Mofa-Führerschein braucht. Es besteht Helmpflicht.

Cruisen mit dem E-Scooter

Seit Juni letzten Jahres sind in Deutschland E-Scooter zugelassen. Nachdem die ersten Roller recht teuer waren, kamen nun auch einige günstigere Modelle ab 500 Euro auf den Markt. Die E-Tretroller dürfen auf Radwegen, Radfahrstreifen und Fahrradstraßen fahren. Wenn es keinen Radweg gibt, müssen sie auf die Straße ausweichen. Das Fahren auf Gehwegen ist nicht erlaubt.

Die Höchstgeschwindigkeit für zugelassene E-Scooter beträgt 20 km/h. Obwohl keine Helmpflicht besteht, sollten sich Fahrer mit einem Helm schützen. Wer sich (noch) unsicher fühlt, kann auch Knie- und Ellbogenschützer anlegen. Die Fahrer (Mindestalter 14 Jahre) brauchen keinen Führerschein. E-Scooter mit einer Maximalgeschwindigkeit über 6 km/h sind versicherungspflichtig: E-Scooter benötigen sowohl eine Betriebserlaubnis als auch ein Versicherungskennzeichen.


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