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Einsamkeit quält nicht nur den Menschen

Unzertrennliche: Gesellschaft dringend notwendig!

Riem · Nicht nur der Mensch ist auf Liebe, Zuneigung und Gemeinschaft angewiesen – auch viele Tiere fühlen sich nur mit einem Partner oder in einer Gruppe von Artgenossen wohl. Wissen Tierhalter nicht ausreichend über die natürliche Lebensweise ihrer Haustiere Bescheid, kommt es zu Fehlhaltungen, die schwere Auswirkungen haben können: Die Tiere können sich alleine nicht richtig pflegen, vereinsamen und entwickeln nicht selten Verhaltensstörungen. „Natürlich freut sich so ziemlich jedes Haustier über die Gesellschaft von Artgenossen“, weiß Judith Brettmeister, die im Tierheim München für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Aber während Hunde und Katzen noch alleine gehalten werden können, sollte das bei Kaninchen oder Ziervögeln nie der Fall sein!“, betont sie.

Als Beispiel für unbedingt notwendige Paarhaltung nennt Judith Brettmeister Agapornis, eine Gattung von kleinen afrikanischen Papageien, die zur Unterfamilie der Edelpapageien gehören. „Sie werden auch Unzertrennliche genannt, da sie eine enorm starke Paarbindung aufweisen, die normalerweise ein ganzes Leben andauert.“ Ausgiebiges Kuscheln und liebevolle gegenseitige Pflege prägen ihr Paarverhalten, was ihnen im Laufe der Zeit den Namen Liebesvögel (engl. Lovebirds) eingebracht hat. Die Vögel sind zwischen 13 und 18 Zentimeter groß und wiegen etwa 50 Gramm. „Unzertrennliche bilden monogame Paare. Sie teilen sich eine Schlafhöhle, pflegen sich gegenseitig das Kopfgefieder und füttern sich. Verstirbt ein Partner, sucht sich der Überlebende sofort einen neuen Partner“, so Brettmeister. Eine Einzelhaltung sei demnach in keinster Weise artgerecht, ja sogar als Tierquälerei einzustufen.

Obwohl es sich bei diesen Vögeln um kleine Lebewesen handelt, heißt das noch lange nicht, dass sie nur wenig Platz brauchen: „Der Käfig sollte sehr groß sein, mindestens 1,50 Meter breit und genauso hoch.“ Und auch auf eine abwechslungsreiche Ernährung sei zu achten: „Angeboten werden können Futtermischungen aus verschiedenen Körnern und Saaten, Obst, Gemüse, Beeren und Grünfutter wie Löwenzahn. Täglich frisches Wasser ist natürlich ein absolutes Muss. Zudem sollte auch Gritt zur freien Verfügung stehen, da Vögel kleine Steinchen zur Verdauung im Muskelmagen benötigen.“

Der Lovebird-Trend ist um das Jahr 2000 auch in Deutschland angekommen: Inzwischen sind die kleinen Edelpapageien nicht nur bei Züchtern sondern auch in Zoohandlungen erhältlich. „Zu unserer Freude werden sie dort – im Gegensatz zu Kaninchen oder Nagern – zumeist nur paarweise an Käufer abgegeben“, erklärt Judith Brettmeister. Dies sei jedoch für Halter, bei denen ein Partnertier verstorben ist, von Nachteil. „Das Tierheim München vermittelt daher auch einzelne Lovebirds. Allerdings nur, wenn wir uns sicher sein können, dass der Vogel zeitnah mit einem Partner vergesellschaftet wird. Dies wird von uns selbstverständlich nachgeprüft.“ Sieben der Tiere warten hier aktuell auf ein neues Zuhause. Die Privathaltung von Papageien wird jedoch nur mit Bedacht empholen: Die Lebenserwartung der Lovebirds beträgt 20 Jahre und sie benötigen viel Platz, täglichen Freiflug sowie aufmerksame Zuwendung. „Wer Unzertrennliche halten möchte, sollte am besten ein alleinstehendes Haus mit dicken Wänden haben, da die Vögel sehr, sehr laut sein können“, warnt Judith Brettmeister.

Wer sich für die Tiere interessiert, kann das Tierheim gerne während der Vermittlungszeiten (Mittwoch bis Sonntag von 13 bis 16 Uhr) in der Riemer Straße 270 besuchen. Weitere Informationen sind auch unter Tel. (089) 92100088 erhältlich.    eis

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