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"Einem anderen Menschen eventuell zu helfen"

Menschen erzählen, warum sie sich für Andere einsetzen

Lavinia Scheithauer. (Bild: Föbe)

Vom 22. bis 31. Januar findet die Münchner FreiwilligenMesse statt - diesmal nicht im Gasteig, sondern coronabedingt online. Bei der Messe informieren FÖBE und viele Einrichtungen über ehrenamtliche Tätigkeiten.

Lavinia Scheithauer ist ehrenamtlich für den Verein Infofon tätig. Hier erzählt sie, warum:

 

Was genau machen Sie in Ihrem freiwilligen Engagement? Was ist Ihre Aufgabe?

Wir sind eine Telefonberatung „von Jugendlichen für Jugendliche“. Wir sitzen jeden Abend in einem Büro und nehmen alle eingehenden Anrufe entgegen. Während einige nach Wegbeschreibungen fragen, haben andere ernste Probleme. Sie leiden beispielsweise unter häuslicher Gewalt, Mobbing oder brauchen rechtlichen Beistand. Wir können dann an professionelle Anlaufstellen vermitteln, oder ein manchmal dringend gebrauchtes, verständnisvolles, offenes Ohr sein. Dabei stehen uns immer ausgebildete Sozialpädagog*innen oder Psycholog*innen zur Seite, um mit uns Rücksprache zu halten oder in Extremsituationen einzuspringen.

Was motiviert Sie, sich zu engagieren?

Natürlich der Wunsch etwas Gutes zu tun, einem anderen Menschen eventuell zu helfen oder Hilfe zu vermitteln. Dazu kommt das abwechslungsreiche Umfeld, in dem man viele neue Menschen kennenlernt. Es macht Spaß, in einem so positiven Umfeld zu arbeiten.

Gab es ein besonderes Erlebnis, das Sie schildern möchten?

Dadurch, dass zu unserem Schutz anonym und meistens nur im Büro gearbeitet wird, gibt es kein herausragendes Erlebnis, von dem ich erzählen kann. Aber die Spannung, die jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, durch alle schießt, wenn wir entscheiden, wer den Anruf annimmt, ist immer wieder etwas Besonderes – man weiß nicht, ob das Telefonat fünf Minuten oder eine Stunde dauern wird, ob man nur eine Telefonnummer raussuchen muss oder von ernsten Anliegen hört, die einem auch sehr nahe gehen können.

Was hat sich in der Corona-Zeit verändert?

Während der Zeit des ersten Lockdowns hatten wir geschlossen. Die Schreibtische wurden umgestellt, sodass der Abstand eingehalten wird, wir müssen auf dem Flur Maske tragen. Eine Zeitlang durfte nur ein*e Jugendliche*r pro Schicht antreten, das konnte zwischenzeitlich gelockert werden, aber mit dem zweiten Teillockdown haben wir auch wieder die Schicht allein mit dem Hintergrunddienst. All das ist selbstverständlich und gut umsetzbar, was allerdings fehlt, ist der Kontakt im Verein. Vor Corona gab es Treffen, um zu planen, Freundschaften zu knüpfen und zu organisieren, das kann alles nicht mehr stattfinden. Außerdem können wir momentan schlecht Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Davon lebt der Verein zu einem großen Teil – das geht sehr ab.


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