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Eine Rank-Geschichte mit Rank-Bauten für Diamalt aus meinem – noch nicht veröffentlichten – Diamalt-Buch

Stadtteilhistoriker Dr. Walter G. Demmel präsentiert

J. Rank und Söhne (Bild: Stadtarchiv)

Rank-Bauten bei Diamalt  (aus 125 Jahre Rank)

1914/15       Werkstätten-Bauten

1915             Fleischlager-Schuppen und Verladehalle bei Rotti GmbH Thalkirchen

1915/16       Maschinenhaus

1916/17       Kesselhaus

1918             Neue Suppenwürze-Fabrik und Werkmeister-Haus

1920             Kesselhaus

Die Baufirma Rank in München ist zu Recht auf ihre über 150-jährige Tradition stolz und hat diese Tradition in den vielen Festschriften zum 100-, 125-, 140- und 150-jährigen Jubiläum ausführlich in Texten und Bildern dargestellt. Dem Verfasser liegen alle Jubiläumsschriften, einschließlich einer Einladung zur 50-Jahrfeier vom Dezember 1912, die aus dem Stadtarchiv stammt, vor.

Joseph Rank hatte, wie sein Sohn Joseph beschrieb, eine für unseren Stadtbezirk interessante Vergangenheit, die zunächst nicht unbedingt etwas mit einem künftigen Baufirmengründer zu tun hatte. Dessen Vater, der mit seiner Familie in Sendling wohnte, ging auf dem Lande seinem Beruf als Zimmermann nach. Joseph Rank schreibt dann: „Um den elterlichen Haushalt zu erleichtern, mußte mein Vater mit zehn Jahren eine Dienststelle bei einem Großbauern in Allach antreten. Bis zu seinem 18. Lebensjahr stand er als sogenannter ‚Rosser‘ (zweiter Pferdeknecht) in bäuerlichen Diensten. Seine Tätigkeit bestand in der Behütung und Pflege der Pferde“ (150 Jahre Rank, S. 9). Auch als bereits gelernter Zimmermann arbeitete er noch in Allach und Untermenzing in Zimmereibetrieben.

Der 1832 in Mittersendling geborene Joseph Rank konnte nach erfolgreichem Besuch der Königlichen Baugewerks-Schule 1858 und der bestandenen Meisterprüfung in Schwabing im Jahr 1862 in der Marktstr. 6 sein Baugeschäft eröffnen. Joseph und seine offensichtlich kleine Frau Josepha hatten drei Söhne und drei Töchter.
Die drei Knaben gingen in Schwabing in die Volksschule, in München in die Realschule, im Winter in die Baugewerks-Schule und im Sommer in Vaters Betrieb in die Lehre. Josef Rank studierte an der TH München Architektur. Die Brüder Franz und Ludwig versuchten und bewährten sich zunächst in der Ferne und machten dort ihre praktischen Erfahrungen, bevor sie sich vom Juni 1899 an zu der Firma Gebr. Rank zusammenschlossen. Die Baukonjunktur um die Jahrhundertwende und die Tüchtigkeit der drei Brüder brachten das Unternehmen schnell in die Höhe, wie die Liste der damals ausgeführten Bauten zeigt: wie z.B. den Turm und den Bibliothekssaal des Deutschen Museums, das Deutsche Theater, den Lindwurmhof, die Rosenapotheke, das Hauptzollamt und viele andere Bauten, die in der Jubiläumschronik fast vollständig verzeichnet sind. Sie wurden aber auch in ganz Deutschland bekannt, weil sie die ihnen zu Entwurf und Ausführung übertragenen Bauwerke für Handel, Industrie und Verkehr zweckbewusst, sachlich konstruktiv, aber auch baukünstlerisch gestalteten. Dazu gehörten Werksanlagen der Maschinenindustrie, Kraftzentralen, Papierfabriken, Gaswerke, Behältertürme, Kohlenaufbereitungsanlagen, Silogebäude und Lagerhäuser aller Art in ganz Deutschland, besonders aber in Bayern. Womit wir schon bei Diamalt wären.

Nach den einleitend genannten Rank-Bauten begann man gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs in den Jahren 1914/15 nach einem Entwurf von Franz Rank zunächst mit den umfangreichen Werkstätten-Bauten, die zwischen dem Fabrik-Kernbau und der Neuen Suppenwürze errichtet wurden. Das Werkstätten-Gebäude ist bereits auf einem Plan vom 17.06.1914 dokumentiert, aber die Ausführung zog sich wegen des Krieges bis Ende 1915 hin. Der Bau ist nach der Beschreibung durch das Denkmalschutzamt als dreischiffig mit erhöhtem Mittelteil konzipiert. Im Inneren führt eine Stahltreppe ins Dachgeschoss. Die differenziert ausgebildeten Konsolen und Felderungen rufen eine rhythmisierte Wandgliederung hervor. Fenster und Türen stammen aus der Erbauungszeit. An der Ostseite wurde dem Gebäude eine offene Halle mit flachem Satteldach, die bereits 1934 erneuert wurde, vorgelagert.

Auch für die Diamalt AG München in Allach baute die Gebr. Rank Baufirma 1915 den Fleischlager-Schuppen und die Verladehalle bei Rotti in Thalkirchen. Rotti-Suppen wurden aber auch in Allach hergestellt und verursachten bei der Bevölkerung einigen Ärger wegen Geruchsbelästigungen.

Das von Franz Rank im Oktober 1915 entworfene Maschinenhaus ist durch weithin lesbare Schrift an der westlichen Außenfassade klar in die Jahre 1915/16 zu datieren. Die Ausführung lag auch hier bei den Gebr. Rank. Das Denkmalschutzamt stellte fest, dass die architektonische Instrumentierung der Fassaden weitgehend mit der Neuen Suppenwürze analog wäre. Das für drei Dampfmaschinen ausgerichtete Maschinenhaus weist im Inneren ein Rabitz-Gewölbe mit Stichkappen auf. Das anschließende Kesselhaus wurde nach Rank-Angaben 1916/17 erbaut. Siehe dazu meine Ausführungen bei „Das erneuerte Maschinen- und Kesselhaus im Diamalt-Gelände“ am 05.11.2014.
Zu einer wesentlichen Erweiterung des Diamalt-Nahrungsmittelbereichs kam es 1918 mit der Errichtung der Neuen Suppenwürz-Fabrik, die von Franz Rank entworfen und von der Baufirma Gebr. Rank gebaut wurde. Nun konnte die alte Suppenwürze in ein schon lange benötigtes Lagerhaus umgewandelt werden. Betrachtet man jedoch die Angaben zu den einzelnen Bauten, so stimmen die Baujahre bei Rank, Megele und Himen in vielen Fällen nicht überein. Man sollte wissen, dass die Gebrüder Rank in diesen Jahren auch den wunderbaren oktogonalen Turm der Rosenheimer Kunstmühle und viele andere, inzwischen denkmalgeschützte Gebäude entworfen und gebaut haben. 1920 kam es zu einem weiteren, von Rank dokumentierten Ausbau des Kesselhauses.

Für die historische Betrachtung und Bedeutung spielen alle Bauten auf dem Diamalt-Gelände der folgenden Jahrzehnte keine Rolle mehr, die wichtigsten Fabrikationsgebäude waren entstanden. Frau Himen schreibt in ihrem Berichtsteil über die bauliche Entwicklung der Diamalt AG, Werk Allach: „Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte die Firma mit über 8 Hektar Grundbesitz flächenmäßig die Größenordnung erreicht, die das Werksgelände heute noch ausmacht. Wie den Geschäftsberichten zu entnehmen ist, wurde bereits zum damaligen Zeitpunkt, im Anschluss an den Bau einer Abwasser-Anlage, (eine) Fisch- und Geflügelzucht sowie Ochsenmästerei betrieben, um einen Teil der anfallenden, schwer verwertbaren Abfallstoffe nutzbringend verwenden zu können. Auch zum Anbau von Küchenkräutern und Gemüsen wurden die umfangreichen Grundstücksflächen genutzt."

 

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