Eine Basis fürs Musikverständnis legen
Spielerisches Lernen in der Montessori-Musikwerkstatt
In einer Zweier-Reihe gehen einige der Vorschulkinder aus dem Montessori-Integrationskindergarten der Aktion Sonnenschein über den Pausenhof des Schulkomplexes an der Heiglhofstraße und singen dabei gemeinsam mit Janina Klein das Lied "Bruder Jakob". Hell klingen die Stimmen in den sonnigen Spätherbstvormittag hinein. Die Musikpädagogin hat die Gruppe gerade aus dem Kindergartenbereich abgeholt und nun geht es in Begleitung der Erzieherin Stefanie Wunderlich hinüber in den Pavillon der Heilpädagogischen Tagesstätte, wo der Kindergarten für seine musikalische Früherziehung einen Raum nutzen kann.
Spielerische Übungen
Schnell werden Jacken und Straßenschuhe vor dem Zimmer ausgezogen, Matten gegriffen, eine Runde gebildet und das Begrüßungslied "Wir sammeln uns im Kreise" angestimmt. Es folgen spielerische Übungen zum Dehnen und Aufwärmen. Da werden zum Beispiel Windräder imitiert und mit den Armen große Kreise beschrieben, sich ganz nach oben gestreckt und aus einem imaginären Regal ein ebenso imaginäres Stück Schokolade heruntergeholt oder die Bewegungen von Marionetten nachgemacht. "Wir gehen jetzt alle mal, als hätten wir keine Kniegelenke", gibt die Pädagogin vor, schaltet die Musik an und die Mädchen und Buben laufen durch den Raum, als wären sie an Schnüren befestigt. Dann werden die hohen und die tiefen Töne aktiviert – mit Indianergeheul und mit Tarzans Affenschrei, kombiniert mit einem energischen Trommeln an die eigene Brust, mit dem gleichzeitig dem Resonanzraum nachgespürt werden kann. Viel passiert intuitiv und unbewusst und vieles machen die Kinder ihrer Lehrerin einfach nach – Stimmbildung und Stimmaktivierung durch Nachahmung.
Janina Klein bietet ihre Montessori-Musikwerkstatt jetzt das zweite Jahr in der Heiglhofstraße an. Immer montags hat sie zwei kleine Gruppen mit jeweils acht Kinder. Jedes Trimester wechseln die Kinder, so dass alle die Möglichkeit haben, an der musikalischen Früherziehung teilzunehmen. Bis Weihnachten sind die Vorschulkinder an der Reihe.
Die Kinder dort abholen, wo sie stehen
"Mit den Kindern zu singen ist ganz wichtig", konstatiert die Musikpädagogin, die ursprünglich Musik und Religion fürs Gymnasium studiert hat und durch ihre Kinder auf die Montessori-Pädagogik gestoßen ist. Im Montessori-Kindergarten werde der Musik von sich aus ein hoher Stellenwert eingeräumt und die Kinder lernten im Laufe des Jahres viele Lieder kennen, berichtet sie. In der musikalischen Früherziehung sei aber ein noch intensiverer Zugang zur Musik möglich. "Ich versuche eine Basis für das Musikverständnis zu legen", betont Janina Klein. Dazu gehöre auch, dass die Kinder erkennen könnten, wann etwas Musik und wann es nur ein Geräusch sei und was dafür nötig sei, damit Musik entstehe. Es sei sehr unterschiedlich, was die Kinder mitbringen. Man müsse sie dort abholen, wo sie stehen und jedes Kind könne sich von der Musikwerkstatt das mitnehmen, was es brauchen kann.
Der Schwerpunkt der Musikstunde wird diesmal auf das Notenbrett und die Montessori-Glocken gelegt. Die Kinder begutachten den Violinschlüssel und drehen jeden Notenkopf um. Auf der Rückseite steht, welcher Ton dargestellt wird. So kann die Tonleiter aufgebaut werden, die Montessori-Glocken helfen dabei. Allerdings sind zwei Glöckchen vertauscht worden, und es ist intensives Hören nötig, damit sie wieder an ihren richtigen Platz finden. "Das Montessori-Material ist unglaublich gut", schwärmt Janina Klein und fügt hinzu, dass es schon ganz schön anspruchsvoll für die Gruppe sei, die Noten zu lesen.
"Unglaublich gut"
In den nächsten Wochen soll mit der Gruppe eine Weihnachtsgeschichte einstudiert werden. Janina Klein will den Weg von Maria und Josef nach Bethlehem und die Herbergssuche per Beamer nachzeichnen. Die Bilder liefert sie, die Kinder singen dazu traditionelle Weihnachtslieder und vielleicht auch das eine oder andere Lied, das die Musikpädagogin dafür schreibt. Die Eltern sind dann kurz vor Weihnachten zu einer kleinen Aufführung eingeladen.
Jetzt aber wird – bevor die Kinder wieder hinüber in den Kindergarten gehen – nochmals ein Kreis gebildet und das Abschlusslied gesungen: "Die Stunde ist zu Ende, wir reichen uns die Hände und winken uns am Ende zu unsrem Abschiedsgruß: Pfiat di, bis bald, Auf Wiederseh'n."
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