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"Ein Spaziergang im Wald ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis"

Tipps für den umwelt- und tierfreundlichen Waldbesuch

Försterin Sigrid Hagen empfiehlt Familien den Erlebnispfad. Wer diesen erfolgreich absolviert hat, hat den Geheimcode zum Safe im Pilz geknackt und auf den wartet eine süße Belohnung. (Bild: hw)

Seit seiner Gründung vor rund 26 Jahren ist das Walderlebniszentrum Grünwald vor der Toren Münchens ein beliebter Anziehungspunkt für Naturfreunde, Familien und Wanderer. Seit dem ersten Lockdown vor rund einem Jahr hat sich die Attraktivität des Areals noch deutlich gesteigert. "Die Besucherströme reißen eigentlich nie ab, auch bei schlechtem Wetter kommen viele Besucher, vor allem Familien, ins Walderlebniszentrum", erklärt Försterin und Walerlebniszentrum-Mitarbeiterin Sigrid Hagen.

Die Bewohner schützen

Sowohl der Erlebnispfad mit rund drei Kilometer Länge als auch der Sinnespfad mit rund 300 Metern sind frei zugänglich und kostenfrei erlebbar. Die meisten, so betont sie, verhalten sich vernünftig: Untereinander, in dem sie Abstand zueinander halten, aber auch den Waldbewohnern gegenüber. Die müssen mit der neuen Beliebtheit ihres Lebensraumes nämlich erst einmal fertig werden. Die Rede ist hier natürlich von den Tieren des Waldes. Wer die Natur und ihre Bewohner schützen möchte und ein rücksichtsvoller Besucher sein will, dem rät sie, auf den ausgewiesenen Wegen zu bleiben und auch mitgeführte Hunde an der Leine zu belassen. "Für die Wildtiere bedeutet es Stress, wenn Hunde durch das Unterholz stromern. Das Gleiche gilt natürlich auch für Besucher, die sich abseits der Wege bewegen und so das Wild aufschrecken", erklärt Sigrid Hagen. Im Unterholz finden diese Tiere Unterschlupf, man wolle ja schließlich auch nicht, dass plötzlich Wildfremde im eigenen Wohnzimmer stünden, erklärt Sigrid Hagen scherzhaft.

Den Tieren Ruhe geben

Das Wild, vor allem die warmblütige Pflanzenfresser wie z. B. Rehe oder Hasen, sind während der Wintermonate einer doppelten Belastung ausgesetzt. Sie müssen mit einem deutlich kleineren Nahrungsangebot auskommen und gleichzeitig der Kälte trotzen. Die Natur hat die Wildtiere im Laufe der Evolution mit hervorragenden Strategien ausgestattet, um über kargen, winterlichen Zeiten zu kommen. Zum einen legen sie sich im Herbst Fettreserven zu und zum anderen tauschen sie das Sommerfell gegen ein dichtes, warmes Winterfell. Die Nahrungsaufnahme erfolgt vorwiegend in den frühen Morgen- und Abendstunden. Hier empfiehlt Sigrid Hagen, in diesem Zeiten den Wald zu meiden, um den Tieren die nötige Ruhe zum Fressen zu gewähren. Auch bittet sie die Besucher, die Tiere nicht ohne Aufforderung zu füttern: "Was gut gemeint ist, tut den Tieren meistens gar nicht gut." Brotreste eigneten sich beispielsweise gar nicht als Tierfutter für Rehe, hiervon bekämen sie höchstens Durchfall und Bauchweh.

Auch bittet Sigrid Hagen darum, keinen Müll auf den Wegen und Pfaden im Wald liegen zu lassen. Der Müll schadet der Umwelt und den Tieren erheblich. Der beste Abfall ist dabei der, der gar nicht erst entsteht. "Wenn Sie Verpackungen für Getränke oder Speisen dabei haben, nehmen Sie diese bitte wieder mit nach Hause und entsorgen Sie sie dort", lautet der Apell der Försterin.

Spannende Aufgaben

Ganz auf den Winterspaziergang im Wald müsse man aber nicht verzichten. Auf dem Erlebnispfad warten viele spannende Aufgaben auf die Kinder, angefangen vom Erraten der verschiedenen Baumarten über Kletterareale bis hin zum großen Xylophon aus Holz. Hier sind Mitmachen und Spaßhaben ausdrücklich erwünscht. An zwölf Stationen können die Besucher experimentieren, spielen oder sinnlich den Wald erleben. Der Pfad beginnt am Zentrum, ist rund 2,8 km lang und für Kinderwagen sowie Rollstühle geeignet. Sitzbänke und Unterstellmöglichkeiten laden ebenfalls zum Verweilen ein. Am Startpunkt findet man den Walderlebnis-Flyer mit einer Übersichtskarte und weiteren Informationen zu dem Weg. Wer den ganzen Pfad absolviert, kann auch an einem Quiz teilnehmen, bei dem es am Ende sogar etwas zu gewinnen gibt. Wer nämlich alle Rätsel löst, kann am Ende einen Code ermitteln, mit dessen Hilfe sich der große Pilztresor im Walderlebniszentrum öffnen lässt. Darin finden die Kinder eine kleine Überraschung als Belohnung für ihre Mühe. Das Quiz liegt zum kostenfreien Mitnehmen am Walderlebniszentrum aus.

Unterschlupf in Ritzen und Rissen

Die beliebte Wildschweinfütterung erfolgt momentan allerdings leider weiterhin ohne Publikum, da der Unterstand für die Besucher nicht groß genug ist, um ausreichend Platz für die Schaulustigen zu bieten. Auch der historische Pavillon, der 1863 für die königliche Jagd errichtet wurde und heute eine Ausstellungen über die verschiedenen Pilze und Tiere des Waldes bietet, muss wie alle anderen Museen geschlossen bleiben. Unbelebt ist er dennoch nicht. Im Pavillon überwintern rund 50 Schmetterlinge, darüber hinaus zahlreiche Frösche. "Die alten Gemäuer bieten entsprechende Risse und Ritzen, die für solche Tiere als Unterschlupf dienen", erläutert Sigrid Hagen.

Wer auch daheim etwas für die Natur tun möchte, sollte darauf achten, dass sich an seinem Gebäude entsprechende Plätze finden, die von diesen Tieren als Obdach genützt werden können. Wessen Zuhause keinen Platz für Vögel, Fledermäuse und Co bieten, kann Insektenhotels aufhängen oder Nistkästen bereitstellen. Auch Totholz sollte nicht sofort entsorgt, sondern in einer ruhigen Ecke im Garten gelagert werden. Hier finden Insekten, aber auch Igel Unterschlupf, um den Winter gut zu überstehen.

Spuren entdecken

"Ein Spaziergang im Wald ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Wer genau hinsieht, kann im Schnee beispielsweise viele Tierspuren erkennen", so Sigrid Hagen. Normalerweise bietet das Walderlebniszentrum sowohl für Kinder als auch für Erwachsene zahlreiche Kurse rund um das Thema Wald an. Derzeit ruht das Angebot allerdings Corona bedingt. "Sobald wir dürfen, starten wir auch wieder mit unseren Angeboten", betont Sigrid Hagen.

So kommt man hin

Mehr erfährt man hierzu unter www.alf-eb.bayern.de/forstwirtschaft/wald. Das Walderlebniszentrum ist aber nicht nur mit dem Auto (Sauschütt in Grünwald) zu erreichen, sondern auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit der S 7 in Höllriegelskreuth in den Bus 271 umsteigen, dann bis Haltestelle "Friedhof" fahren. Von dort aus kann man bequem zu Fuß hingehen oder mit der Tram 25 von den U-Bahn-Stationen Max-Weber-Platz (U4/5), Wettersteinplatz (U1) oder Silberhornstraße (U2) bis zur Endstation Derbolfinger Platz, dann in den Bus 271 umsteigen und bis Haltestelle "Friedhof" fahren.


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