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Ein Skorpion, der keiner ist

Tierschutzverein kürt das Wildtier des Monats Februar

Der Bücherskorpion (CheliferCancroides) hält sich gerne in Bücherregalen auf und macht sich dort als Jäger von Staubläusen und Hausstaubmilben nützlich. (Bild: Christian Fischer/ Quelle: commons.wikimedia.org)

Am Ende eines jeden Monats wird vom Tierschutzverein München ein Wildtier besonders hervorgehoben – als Wildtier des Monats. Hornisse, Siebenschläfer, Marienkäfer und Spitzmaus gehörten in der Vergangenheit bereits zu den Auserwählten. Für den Februar nun ist es ein Tier, von dem viele Menschen vielleicht noch gar nicht wissen, dass es überhaupt existiert: der Pseudoskorpion.

Winzige Tierchen

"49 verschiedene Arten gibt es davon in Deutschland und sie existieren seit mindestens 380 Millionen Jahren", führt Lydia Schübel, Biologin beim Tierschutzverein München und Expertin für heimische Wildtiere, aus. Sie hat auf der Homepage des Tierschutzvereins alle Infos über die Tierchen zusammengestellt (https://www.tierschutzverein-muenchen.de/aktuell/wildtier-des-monats-2.html), die ähnlich wie Skorpione aussehen, allerdings ohne den Giftstachel am Schwanz.

Pseudoskorpione werden nur zwei bis sieben Millimeter groß und leben daher vom Menschen oftmals unentdeckt in unseren Gärten – oder wie der kleine Bücherskorpion in Bibliotheken und zwischen Bücherstapeln in den Wohnungen. Sie zählen zu den Nützlingen, denn zu ihrer Beute gehören unter anderem Läuse, Milben und Bettwanzen.

Mit den Scheren gepackt

"Als hervorragende Jäger schleichen sie sich heimlich und leise an ihre Beute heran und packen sie mit den Scheren. In diesen befindet sich Gift, welches in die Beute übertragen wird. Die kleinen Jäger müssen dann nur noch abwarten, bis die Beute von alleine stirbt. Dann kann in Ruhe ein Verdauungssaft gespritzt und die vorbereitete Nahrung über eine Art Strohhalm eingesogen werden", schreibt Lydia Schübel.

Beunruhigt muss man wegen der kleinen Haus- und Gartengenossen übrigens nicht sein. Das Gift ist für den Menschen harmlos. "Zudem kommen die winzigen Scheren ohnehin nicht durch die menschliche Haut", versichert die Biologin.

Käfer als Taxis

Interessant ist auch die Fortbewegungsart der Pseudoskorpione. Einige Arten benutzen Fliegen oder Käfer, um sich über weitere Strecken transportieren zu lassen. Der Nachwuchs wird von den Weibchen fürsorglich gepflegt. Sie tragen die Eier in einem selbstgemachten Brutbeutel unter ihrem Hinterleib und füttern die Embryonen mit Sekret. Für die Herstellung der kleinen gesponnenen Kammern, in denen die Jungen aufgezogen werden, benutzen die Pseudoskorpione ihre Spinndrüsen am Kiefer.

"Wer einen Pseudoskorpion sehen möchte, der sollte den eigenen Garten mit einer Lupe erkunden. Gesucht werden sollte in Laubhaufen, Moospolstern, loser Rinde oder in unseren Komposthaufen", rät Lydia Schübel und fügt hinzu: "Chemische Spritzmittel töten auch Pseudoskorpione. Deshalb sollte dringend darauf verzichtet werden."

 

 


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