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Ein Ort für die Lebenden und die Toten

Letzte Ruhestätte: Arten der Bestattungen sind vielfältiger geworden

Ein Teil der Mosaikgärten im Münchner Westfriedhof. (Bild: tab)

Es ist eine Entscheidung, die gut überlegt sein will, aber über die keiner gerne spricht: Wo möchte ich meine letzte Ruhe finden? In einem Erdgrab? In einer Urne? In einem Gemeinschaftsgrab oder doch lieber im anonymen Gräberfeld? Wer sich Gedanken über sein eigenes Grab macht, sollte immer auch seine Angehörigen im Kopf haben. Denn ein Grab ist nicht nur letzte Ruhestätte, es ist meistens auch ein wichtiger Ort für die Hinterbliebenen.

Feuer- oder Erdbestattung?

Wer sich einmal selbst mit dem eigenen Tod und der Bestattung beschäftigt, muss zunächst die Frage klären, ob er lieber feuer- oder erdbestattet werden möchte. "Die Tendenz in München geht eindeutig zur Feuerbestattung. Hier sind wir inzwischen bei rund 60 Prozent", sagt Florian Rauch, Geschäftsführer von Aetas Lebens- und Trauerkultur.

Eine Urne kann in einem Erdgrab, zum Beispiel im Familiengrab, beigesetzt werden. Es bieten sich aber auch weitere Möglichkeiten an. Neben Urnennischen und Urnengräbern gibt es im Münchner Westfriedhof die so genannten Mosaikgärten, in denen wiederum acht unterschiedliche Grabarten angeboten werden. "Bei den Mosaikgärten handelt es sich um eine größere Grabanlage mit Namenplatten und einem konkreten Platz für die Verstorbenen", sagt Florian Rauch. Zur Auswahl stehen unter anderm in traditionellen Familiengrabstätten, in Einzelplätzen mit Gemeinschafts-Namensstelen oder -platten oder in der Mosaik-Urnennische beigesetzt werden.

Der Familie nicht zur Last fallen

Doch warum entscheiden sich immer mehr Menschen für diese Form der Bestattung? "Das ist für viele eine Alternative, weil diese Art der Beisetzung keine laufenden Kosten verursacht", sagt Florian Rauch. "Man will der Familie durch die Grabpflege nicht zur Last fallen." Oftmals seien die Angehörigen ja auch nicht vor Ort. Das bestätigt auch Ralf Hanrieder, Bestattermeister und Geschäftsführer von Hanrieder Bestattungen. "Wir haben heute ganz klar den Wunsch nach anderen Formen der Bestattungen", sagt er. Viele Angehörige könnten sich heute nicht mehr so intensiv um die Gräber kümmern und lösten sie deswegen auf. "Es gibt viele aufgelassene Grabstellen, die man wieder belegen könnte", so Ralf Hanrieder.

"An die Hinterbliebenen denken"

Eine nochmal ganz andere Form der Bestattung ist die anonyme Beisetzung, die nur mit Urnen statffindet. "Dieser Wunsch muss zu Lebzeiten schriftlich festgelegt werden", sagt Florian Rauch. Dann gelte: "Der Wunsch des Verstorbenen ist bindend." Florian Rauch rät aber dringend dazu, sich diesen letzten Weg gut zu überlegen. "Diese Entscheidung sollte man mit seiner Familie besprechen. Es gibt viele Menschen, die zum Grab gehen. Der Gang zum Friedhof wird ritualisiert." Für die meisten Angehörigen sei es wichtig zu wissen, wo ihr verstorbenes Familienmitglied liegt. "Sie brauchen einen Ort zum Trauern, zum Erinnern, einen Ort, an dem man Blumen ablegen oder eine Kerze anzünden kann", sagt er. "Daran sollte man unbedingt denken."

Eine anonyme Urnenbestattung ist in der Tat eine namenlose Angelegenheit. Sie wird auf einem Gräberfeld im Münchner Waldfriedhof angeboten – außerhalb der regulären Friedhofsöffnungszeiten und ohne Angehörige. "Es ist eine Entscheidung, die Einfluss auf die Menschen hat", betont Florian Rauch. Und Ralf Hanrieder erinnert noch an einen weiteren wichtigen Aspekt, der mit der anonymen Bestattung verlorengeht: "Der Friedhof ist ein Kulturgut. Er ist zu einem wichtigen Platz für unsere Gesellschaft geworden und dient auch der Naherholung."


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