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Ein Lachen schenken im Auftrag der Medizin

Die KlinikClowns auf Visite im Dr. von Haunerschen Kinderspital

Auf dem Gang werden die KlinikClowns auch schon vom ersten kleinen Patienten entdeckt - und schaffen es sofort ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. (Bild: jw)

Es ist ein grauer, regnerischer Tag in München, gerade brechen einige Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, da schneien wie gerufen auch schon zwei echte Sonnenscheine durch den Eingang des Dr. von Haunerschen Kinderspitals. Und schon geht auf Station Chirurgie 2 die Sonne auf.

Dr. Pomodoro und Dr. Bonbon, waschecht in Arztkitteln, gehen „auf Visite“. Mit ihren roten Nasen, den bunten Haargummis im Haar, ihrem ungewohnt farbenfrohen Kittel und ihrer sympathischen Unbeholfenheit stechen sie aus dem Alltagstrott des Krankenhauses heraus. Kaum betreten sie den Gang, in deren Zimmern die kleinen Patienten liegen, werden die Clowns schon vom ersten Kind erblickt. Es sitzt mit seiner Mutter an einem Tisch und spielt Monopoly, da können Pomodoro und Bonbon sich die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, ein bisschen mit Monopoly Geld zu feilschen.

Das Ganze geht natürlich nicht lautlos vonstatten: Und prompt tummeln sich weitere Kinder auf dem Gang, die mit den Beiden herumtollen und Späße machen. Direkt geht es weiter ins Spielzimmer, dort wird, unter anderem mit imaginären Bällen, eine Runde Fußball auf dem Kicker gegen die kranken Nachwuchs-Athleten gespielt. Zwischendurch fliegen Seifenblasen durch die Luft, es werden Luftballons aufgepustet und es wird im Trickköfferchen gekramt, bevor es weiter ins nächste Zimmer zum nächsten Kind geht.

Und so tauchen die kleinen Patienten für einen kurzen Moment in die bunte Welt der Fantasie ein, und können ihre Schmerzen, ihre Angst und ihr Heimweh vergessen. Ein Klinikaufenthalt bedeutet für ein Kind nicht nur eine physische, sondern ebenso eine psychische Belastung. Herausgerissen aus dem gewohnten Umfeld und oftmals unter Schmerzen, ist es eine große Herausforderung für Eltern und Klinikpersonal die Kleinen bei Laune zu halten. Genau hier knüpft das Konzept der KlinikClowns an.

Lachen ist die beste Medizin

Seit 16 Jahren ist Tanzpädagogin Dr. Bonbon alias Stephanie Groß schon dabei. „Es ist ein Geschenk, die Kinder besuchen zu können“, betont sie. „Es ist immer wieder schön, Welten mit den Kindern zu teilen und zusammen auf eine Fantasiereise zu gehen.“ Dr. Pomodoro alias Nadia Tamborrini ist seit drei Jahren Teil der KlinikClowns und kam durch ein Casting in das Team. Um die Kinder noch mehr zu erreichen, haben die beiden Aushilfsdoktoren das Kinderlied Bruder Jakob auf vielen verschiedenen Sprachen gelernt. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder offener werden, wenn sie mit uns auf ihrer eigenen Sprache singen können“, merken sie an. In ihren Einsätzen in Krankenhäusern sowie Pflege- und Therapieeinrichtungen, bringen bayernweit 59 Clowns Patienten zum Lachen. Getreu dem Motto „Lachen ist die beste Medizin!“ gehen sie von Zimmer zu Zimmer und schaffen es, glänzende Augen und kichernde Gesichter zu hinterlassen. Humor hat positive Auswirkungen auf den Allgemein- und Gesundheitszustand und kann Heilungsprozesse fördern – und darüber hinaus auch vom tristen Klinikalltag ablenken.

Die professionellen Clowns sind vorwiegend freischaffende Künstler, die ein paar Mal die Woche „auf Visite“ gehen. Von ihnen wird nicht nur Improvisation verlangt, viel eher müssen sie Empathie zeigen und im richtigen Umgang mit Kranken und Sterbenden und deren Angehörigen geübt sein. Ihr Besuch richtet sich nie nach einem festen Programm, sie müssen immer auf den individuellen Gesundheits- und Gemütszustand des Patienten eingehen und reagieren. Aufgrund dessen werden sie im Rahmen des Projekts laufend in mehrere Richtungen fortgebildet. Auch extern hat sich der Ablauf mit den Jahren verselbständigt. Vor jedem Rundgang wird den Clowns von den Pflegern ein Bericht ausgehändigt, der über den aktuellen Gesundheitszustand des Patienten informiert. Außerdem gibt er Auskunft über etwaige Dinge, die beachtet werden müssen.

Nicht nur Kinder werden visitiert

Der Verein KlinikClowns Bayern e.V. organisiert seit über 16 Jahren regelmäßige Clownsvisiten in 67 Einrichtungen. Dabei werden nicht nur Kinder besucht: Auch Senioren, Schwerkranke und Menschen mit Behinderung erfreuen sich an den Späßen und der Unterhaltung der Clowns. Finanziert werden die bis dato fast 19.000 Einsätze durch Spenden, Kooperationen, Benefizveranstaltungen und Mitgliedsbeiträge. Erst kürzlich hat die LeukämieHilfe München, die bereits regelmäßige Besuchstage der Clowns auf hämato-onkologischen Stationen im Klinikum rechts der Isar finanziert, ihr Gebiet erweitert und trägt nun die Hälfte aller Kosten für die wöchentliche Clownsvisite auf der Onkologie im Dr. von Haunerschen Kinderspital.

Trotz ihrer Partner sind die KlinikClowns weiterhin auf Spendengelder angewiesen. Die Finanzierung stellt nach wie vor die größte Herausforderung für den Verein dar. Um weiterhin Visiten durchführen zu können sowie ihr Gebiet weiter auszubauen, werden durchgehend Spendengelder benötigt. Das wohltuende Lachen in einer schwierigen Situation hat schon vielen Personen geholfen, dementsprechend sollen die Spaßmacher auch weiterhin eine kurzen Ausflug in eine Welt voll Farben, Luftballons und Seifenblasen ermöglichen. Weitere Informationen zu den Clowns und dem Verein unter www.klinikclowns.de.


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