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„Ein Gefühl von Alltag vermitteln“

Das Sport- und Bewegungsprogramm auf der Kinderkrebsstation der München Klinik Schwabing hat in der akuten Kr

Das Sport- und Bewegungsprogramm auf der Kinderkrebsstation der München Klinik Schwabing soll den Kindern ein Stück Normalität zurückgeben. (Bild: Initiative krebskranke Kinder München e.V.)

Sport auf der Kinderkrebsstation: Mit fantasievollen und abwechslungsreichen Bewegungsangeboten können junge Krebspatienten in der Kinderklinik München Schwabing - Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele stärken. Und das ist in Zeiten einer Corona-Pandemie wichtiger denn je. „Die Patienten waren im Lockdown mehr oder weniger völlig isoliert“, erzählt PD Dr. Irene Teichert-von Lüttichau. Viele andere Angebote, die es normalerweise auf der Kinderkrebsstation gibt, konnten coronabedingt nicht stattfinden. „Sport und Bewegung sind nicht nur aus medizinischer Sicht sinnvoll. Das Angebot dient der Abwechslung und hat auch im Lockdown stattfinden können – unter strengen Hygienevorschriften“, so die Leiterin des Schwerpunktes Kinderhämatologie und -onkologie an der München Klinik Schwabing weiter.

Bewegung und Wohlbefinden

Initiiert wurde das Sport- und Bewegungsprogramm, dessen Träger die „Initiative krebskranke Kinder München e.V.“ ist, 2016 von Sportwissenschaftler Dominik Gaser vom Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technischen Universität München. Seit 2017 hat er das Ganze gemeinsam mit Dr. Sabine Kesting kontinuierlich ausgebaut. „Wir haben in den letzten 18 Monaten sehr viel Sport und Bewegung angeboten – sowohl auf der Station als auch in der Tagesklinik“, betont Sabine Kesting. Der Bedarf war und ist enorm groß. „Wir sind uns alle sehr bewusst darüber, wie wichtig Bewegung für unsere kleinen und größeren Patienten ist.“ Sport verbessere die Beweglichkeit, steigere Kraft und Ausdauer und stärke das verlorengegangene Selbstvertrauen in den Körper. Gerade während einer Krebstherapie sei es wichtig die Freude an Bewegung zu fördern und den Kindern die Chance zu geben, selbst etwas für ihr Wohlbefinden zu tun.

„Neue Möglichkeiten testen“

Das Team rund um Sabine Kesting und Dominik Gaser hat nicht nur während der Corona-Pandemie etliches auf die Beine gestellt – neben den klassischen Einheiten vor Ort gibt es Beratungen zu bewegungs- und sportbezogenen Fragen, die bei der Rückkehr in den Vereins-, Freizeit- und Schulsport unterstützen. „Das gilt vor allem in der Übergangsphase von der Akuttherapie in die Nachsorge“, sagt Sabine Kesting. In der Pandemie seien dann noch verschiedene Onlineformate dazugekommen – und zwar nicht nur für die Patienten, sondern auch für das medizinische Personal. Zudem gibt es mittlerweile eine Online-Plattform mit vielen verschiedenen Bewegungsvideos für die Eltern der Kinder und Jugendlichen. „Die Pandemie hat uns dazu gezwungen, neue Möglichkeiten zu testen, etwas zu wagen und mit kreativen Ideen das Angebot zu erweitern“, erklärt Sabine Kesting.

„Ein bisschen Normalität zurückgeben“

Das Sport- und Bewegungsangebot auf der Kinderkrebsstation beziehungsweise der Tagesklinik in der Kinderklinik Schwabing ist immer ganz individuell auf die einzelnen Patienten abgestimmt. „Das Ganze wird auf die Belastbarkeit, die Erkrankung sowie die Tagesform angepasst. Wir stehen zudem täglich in Kontakt mit den behandelnden Ärzten und arbeiten interdisziplinär Hand in Hand mit den Physiotherapeuten, den Erziehern und dem psychosozialen Team.“ Und natürlich würden auch die Wünsche der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt. „Sie wollen und sollen mitentscheiden“, betont die Sportwissenschaftlerin. Und PD Dr. Irene Teichert-von Lüttichau ergänzt: „Der Sport gibt den Patienten ein bisschen Normalität zurück. Genau aus diesem Grund haben wir dieses Programm auch initiiert. Wir möchten den Kindern etwas geben, dass Spaß macht und ein Gefühl von Alltag in die Zimmer bringt.“

Bei den kleinen und größeren Patienten kommt das Sport- und Bewegungsangebot gut an. „Wenn ich auf dem Ergometer sitze, vergesse ich meine Krankheit und die blöde Chemo. Ich stelle mir vor, ich fahre mit dem Rennrad nach Italien. Bis ans Meer. Das machen wir, wenn ich wieder gesund bin, hat Papa mir versprochen“, erklärt ein junger Patient der Kinderkrebsstation der München Klinik Schwabing und macht deutlich, wie wichtig das Sport- und Bewegungsprogramm ist.


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