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"Die Welt um uns herum richtig beschreiben"

Prof. Dr. Elisa Resconi, Professorin für Experimentalphysik mit kosmischen Teilchen, TU München

Elisa Resconi. (Bild: IceCube Collaboration)

Respekt ist...

 

Respekt ist für uns Wissenschaftler wohl so ähnlich wie bei guten Bergsteigern: Diese haben großen Respekt vor den Bergen, aber eben keine Angst. Sie stellen sich neuen, respektablen Herausforderungen und möchten für sich Neues entdecken und erreichen.

Wir Wissenschaftler haben sehr großen Respekt vor den Naturgesetzen und der wissenschaftlichen Erkenntnis. Hinter unserem heutigen Wissen stecken die unglaublichen Leistungen unzähliger herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über viele Jahrhunderte.

Mit der Kenntnis der Naturgesetze und der Anwendung der wissenschaftlichen Methoden können wir die Welt um uns herum in enormer Präzision richtig beschreiben – von Alltagsdingen bis hin zu Prozessen in weit entfernten Sternen und Galaxien oder auch die mikroskopisch kleinen „Baustoffe“ in Zellen und Organismen. Zumindest wir Wissenschaftler haben einen riesigen Respekt – sowohl vor den Leistungen einzelner als auch vor dieser gesellschaftlichen Gesamtleistung!

Zur Aufgabe der Wissenschaftler gehört allerdings auch, dass wir immer wieder anzweifeln, was andere gefunden haben und was wir von anderen lernen. Wir akzeptieren eine Formel oder ein wissenschaftliches Gesetz erst dann, wenn wir es auch im Detail verstehen.

Es ist eine enorme Herausforderung, unserer eigentlichen Aufgabe als Wissenschaftler nachzugehen: Dinge herauszufinden, die noch niemand herausgefunden hat – obwohl es vielleicht schon viele andere versucht haben – und damit neues Wissen zu erwerben. Dazu muss man zwangsläufig auch etwas respektlos und natürlich mutig sein: Aufbrechen, um ein neues wissenschaftliches Experiment durchzuführen, von dem wir wissen, dass es noch niemandem gelungen ist. Weil das so schwierig ist, funktioniert es dann auch meistens nicht. Aber wenn es doch funktioniert, finden wir Neues.

Vor dem, was andere sagen oder was geschrieben steht, haben wir Physiker per se erst einmal wenig Respekt. Wir respektieren nur das, was wir auch verstehen, was also gut begründet und richtig ist. Wir sind stets kritische Geister, die versuchen der Wahrheit auf den Grund zu gehen.


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