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Die Teichmuschel und der Bitterling

Faszinierende Symbiose zweier heimischer Wildtiere

Die Teichmuschel und der Bitterling helfen sich gegenseitig, ihre Nachkommen zu schützen. (Bild: Michael Wurm, creative commons)

Lydia Schübel, die Biologin des Tierschutzvereins München, stellt jeden Monat auf der Internetseite des Vereins ein Wildtier des Monats vor – und diesmal sind es ausnahmsweise sogar zwei. Denn die aktuell besprochenen beiden Tiere sind ohne einander kaum denkbar. Um sich vermehren zu können, sind beide aufeinander angewiesen. "Es ist vermutlich eine der faszinierendsten Symbiosen unserer heimischen Fauna: die Kooperation zwischen Fluss- und Teichmuscheln und dem Bitterling, einer heimischen Fischart", betont die Wildtierexpertin.

Sie beschreibt in ihrem Artikel, der unter www.tierschutzverein-muenchen.de nachgelesen werden kann, wie die kleinen Muschellarven von der Atemluft der Mutter ausgestoßen werden, schleimige Klumpen bilden, sich an vorbeischwimmenden Fischen festsetzen und in dessen Kiemen wandern, wo sie zwei bis drei Monate bleiben. "Bevorzugt werden Bitterlinge besiedelt. Da sich die Larven dabei von dem Gewebe der Fische ernähren, wird es als parasitisches Stadium betitelt. Sie richten dabei aber bei dem Wirtsfisch keinen großen Schaden an", erläutert Lydia Schübel.

Gefährdete Tierarten

Und im Gegensatz zu anderen Fischen hat der Bitterling sogar einen Nutzen davon, denn: "Die Bitterlingsweibchen legen ihre Eier im Gegenzug in die Kiemen großer Süßwassermuscheln, wo die Jungfische geschützt vor Fressfeinden schlüpfen und verbleiben, bis sie aktiv schwimmen können. Obwohl ein Bitterlingsweibchen bis zu 100 Eier legen kann, werden pro Muschel nur ein bis zwei Eier gelegt. Dafür lockt das Männchen, das seine Muschel intensiv verteidigt, mit einem kreativen Balzritual verschiedene Weibchen an, so dass in einer Muschel hundert verschiedene Entwicklungsstadien junger Bitterlinge zu finden sind. In einem Alter von zwei bis vier Wochen verlassen sie die Muschel. Übrigens sorgt nicht der Anblick eines Bitterlingsweibchens, sondern der einer Muschel dafür, dass das Bitterlingsmännchen seine Hochzeitsfärbung anlegt und anfängt zu balzen."

Leider zählen sowohl die heimischen Muschelpopulationen als auch der Bitterling zu den gefährdeten Tierarten. Gewässerverschmutzung und Unterhaltsmaßnahmen an Gewässern wie z.B. Baggerarbeiten dezimieren die Muschelbestände. Dem Bitterling wiederum machen das Entfernen von Pflanzen und das Einsetzen von Raubfischen sowie der Verlust der Muscheln zu schaffen.


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