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"Die Fäden der Moderne"

"Matisse, Picasso, Miró … und die französischen Gobelins“ in der Kunsthalle

Pablo Picasso (1881–1973), Webprobe aus: Frauen bei ihrer Toilette, 1969; Manufacture des Gobelins; 58 × 60 cm, Wolle; Sammlung Mobilier national (Bild: © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2019, Foto: Françoise Baussan)

Zum ersten Mal in Deutschland präsentiert die Kunsthalle München (Theatinerstr. 8) Tapisserien, die in der Pariser Manufacture des Gobelins nach Entwürfen der namhaftesten Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts entstanden – unter ihnen Henri Matisse, Pablo Picasso, Le Corbusier, Joan Miró und Louise Bourgeois. Anhand einer Vielzahl großformatiger Wandbehänge spannt die Ausstellung den Bogen vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die Gegenwart und zeigt, wie überraschend modern das traditionsreiche Handwerk der Gobelin-Weberei tatsächlich ist.

Textile Meisterwerke

Die Ausstellung präsentiert einen nahezu unbekannten Aspekt im Schaffen zahlreicher moderner Künstler von Weltruhm: Gewohnte Gattungsgrenzen erweiternd, wandten sie sich der Tapisserie zu und gaben der jahrhundertealten Kunst der "Bildwirkerei" immer wieder neue Impulse. In der unter Ludwig XIV. (1638 – 1715) gegründeten Manufacture des Gobelins sowie in weiteren französischen Werkstätten entstanden nach den Vorlagen der Künstler nicht nur Tapisserien, sondern auch Möbel und Bodenteppiche von herausragender Qualität – von denen ebenfalls Beispiele in der Ausstellung zu sehen sind. In enger Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Webern werden in den Manufakturen bis heute einzigartige textile Meisterwerke geschaffen, die sich durch die Verbindung von künstlerischem Einfallsreichtum und handwerklicher Virtuosität auszeichnen. Dabei werden die alten Techniken der Garnherstellung, des Färbens sowie des Webens und Knüpfens nahezu unverändert angewandt. Von der Vorlage bis zum fertigen Objekt nimmt die Herstellung eines großen Gobelins nach wie vor tausende Arbeitsstunden in Anspruch.

Umbrüche und Neuerungen

In neun Kapiteln zeichnet der Ausstellungsparcours die Entwicklung der modernen Tapisserie und die Geschichte der französischen Manufakturen im 20. Jahrhundert nach. Die Exponate erzählen dabei nicht nur von historischen Umbrüchen, sondern auch von zahlreichen Neuerungen in der bildenden Kunst, die sich in diesem Jahrhundert entwickelt haben und die in der Textilkunst aufgegriffen wurden.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Mobilier National und den Manufactures des Gobelins, de Beauvais und de la Savonnerie. Sie ist angelehnt an die Ausstellung "Au fi l du siècle", nach einem Konzept von Thomas Bohl, Christiane Naffah-Bayle, Lucile Montagne und Gérald Remy, die vom 10. April bis 4. November 2018 in der Galerie des Gobelins in Paris zu sehen war. "Die Fäden der Moderne" wird nach der Präsentation in München in der Kunsthal Rotterdam gezeigt.

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