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"Die Digitalisierung wird die Schule verändern"

Die inklusive Montessori Schule der Aktion Sonnenschein plant die Zukunft

Ernst Schindler war viele Jahre lang in leitender Funktion in der IT-Abteilung eines großen Münchner Automobilkonzerns tätig. Zudem hat er als Dozent bei der Deutschen Angestellten Akademie EDV-Schulungen für Mittelständler geleitet. Seit 2012 ist er im Vorstand der Aktion Sonnenschein. (Bild: privat)

"Pädagogik und Lernen stehen im Vordergrund – nicht die Technologie. Das Hauptziel ist die Vermittlung und Förderung von Medienkompetenz", betont Ernst Schindler. Der IT-Experte, der seit 2012 Mitglied des Vorstands der Stiftung Aktion Sonnenschein ist, begleitet die inklusive Montessori-Schule auf ihrem Weg der Digitalisierung. Das Projekt wurde 2019 im Zuge der von Bund und Ländern auf den Weg gebrachten Digitalisierungsinitiative gestartet und ist Teil des Schulentwicklungsprogramms der Einrichtung.

Medienteam

Zur Planung und Umsetzung des Projekts wurde ein Medienteam aus Teilen des Lehrerkollegiums, der Schulleitung und des Elternbeirats zusammengestellt. Aufbauend auf den vier Säulen der Schulphilosophie – Montessoripädagogik, Inklusionsschule, Bildungsdorfkonzeption sowie Individualisierung und Differenzierung – hat das Team ein Medienkonzept mit den zentralen pädagogischen Zielen erarbeitet. "Damit es in der Umsetzung nicht zu kompliziert wird, wurden diese in kleinere Teilziele heruntergebrochen", erläutert Ernst Schindler, der seine Erfahrung in die Entwicklung und Beschreibung des Konzepts beratend eingebracht hat.

Inzwischen ist eine umfangreiche Dokumentation entstanden, die wesentliche Aspekte der Digitalisierung berücksichtigt. Es geht um Medienkompetenz und das Medienkonzept, um Qualitätsziele, Unterrichtsplanung, Lehrerfortbildung und die dafür notwendige Ausstattung.

Herausragendes Engagement

"Wir legen großen Wert auf die Planung", erklärt Ernst Schindler. Man müsse die Kosten im Blick haben, je nachdem für welche Maßnahmen und Technik man sich entscheidet. "Wir haben auch eine Verpflichtung, mit den Fördergeldern sorgsam umzugehen. Immerhin müssen ca. 60 Klassen-/Gruppen- und Fachräume entsprechend ausgestattet werden.“ Er präferiert deshalb eine Pilotinstallation, an der man erproben kann, ob die Anforderungen erfüllt werden.

"Das Projekt ist weit gediehen", stellt er fest und fügt hinzu: "Ich habe größten Respekt vor dem Engagement und dem Einsatz unserer Lehrerinnen und Lehrer, der Schulleitung und dem gesamten Medienteam. Sie haben schon in normalen Zeiten genug zu tun." Jetzt mit der Corona-Pandemie seien die Anforderungen nochmal gestiegen, die zeitweise völlige Umstellung auf Homeschooling und daneben noch das Digitalisierungsprojekt zu machen, das sei unglaublich.

Ein strategisches Projekt

Da es während der Zeit des Online-Unterrichts Probleme hinsichtlich der Netzauslastung gegeben hatte, wurde im Rahmen einer Kooperation mit der Telekom spontan ein hochleistungsfähiger Glasfaseranschluss zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird auch das WLAN optimiert.

Dass der Vorstand der Aktion Sonnenschein mit in das Projekt eingebunden sei, liege auch daran, dass die Digitalisierung ein strategisches Projekt sei und am Ende des Tages Einfluss auf die ganze Aktion Sonnenschein hat, erklärt Ernst Schindler. Was jetzt in der Schule umgesetzt werde, könne er sich in gewissem Maße auch für die Heilpädagogische Tagesstätte und den Kindergarten vorstellen. Auch die Verwaltung müsse man im Blick haben. Schließlich müsse ja alles zusammenpassen.

Alle mitnehmen

Ein großes Augenmerk setzt das Konzept darauf, die digitale Spaltung der Schülerschaft zu verhindern. Es gehe um die inklusive Schulgemeinschaft, um Vielfalt statt Ausgrenzung, konstatiert Ernst Schindler. "Wir müssen darauf achten, besonders auch unsere Kinder und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf mitzunehmen", betont er. " In diesen Prozess müssen unbedingt auch die Eltern mit einbezogen werden. Es werde viel über die Chancen und weniger über die Risiken der Digitalisierung gesprochen. Dabei ist Digitalisierung alles andere als ein Selbstzweck.

Schule der Zukunft

"Die Digitalisierung wird die Schule und die Bildung in den kommenden Jahren massiv verändern", stellt er fest. „Digitalisierung bedeute ja nicht, dass man lediglich per Computer statt aus dem Buch lernt, sondern es ist damit auch eine maßgebliche Neugestaltung von Lernaufgaben und Lösungsansätzen verbunden.“ Insgesamt seien es spannende Fragen, die sich mit der Digitalisierung auftun. Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Wie verändern sich Lehr-/Lernraum und Unterricht? Geht der Trend zu Personalisierung? Werden die Klassen zu kleineren Einheiten? Wird der Lehrer zum Lernbegleiter? Bei allem was entwickelt werde, müsse aber immer eines berücksichtigt werden: "Das Kind steht im Mittelpunkt."

 


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