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"Die Beine müssen mitmachen"

Josef Müller blickt auf 36 Jahre beim AWM zurück

Josef Müller in Aktion: Rund zehn bis zwölf Kilometer ist er jeden Arbeitstag gelaufen - Sommer wie Winter. Jetzt freut er sich auf seinen Ruhestand. (Bild: bb)

Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft lautet heutzutage die Berufsbezeichnung für einen Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst, der sich mit der Entsorgung von Abfällen beschäftigt. Umgangssprachlich wird manchmal auch noch das Wort Müllmann verwendet. Josef Müller hat über dreieinhalb Jahrzehnte in diesem Beruf gearbeitet und dabei eine ganze Menge erlebt. Ende Oktober geht er jetzt in Ruhestand. "Wie schnell die Zeit vergangen ist", meint er auf der einen Seite staunend, andererseits ist ihm doch bewusst: "36 Jahre sind eine lange Zeit."

Als junger Mann mit 19 Jahren kam der gelernte Maurer im Sommer 1977 von Bodenmais nach München. Im Bayerischen Wald waren damals die Arbeitsplätze knapp und so war er froh, dass er durch Vermittlung bei einem Münchner Bauunternehmen unterkam. Acht Jahre war er dort tätig, doch eine gewisse Unsicherheit, was die fortlaufende Beschäftigung anbetraf, blieb. In München hatte sich Josef Müller in dieser Zeit schon gut eingelebt, aber er wünschte sich einen krisensicheren Arbeitsplatz. "Da habe ich mir gedacht, ich geh' zur Stadt", erzählt der 63-Jährige, der nun als Langzeitversicherter abschlagsfrei in Rente gehen kann.

Früher Arbeitsbeginn

Am 15. Juli 1985 begann Josef Müller seine Arbeit beim Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM). Etliche Jahre rollierte er, wurde also in verschiedenen Stadtbezirken und in verschiedenen Teams eingesetzt. 1990 bekam er Nymphenburg als festes Gebiet zugeteilt, 1996 wurde er Vorarbeiter.

Am Anfang hätten sie die Partien, so nennt man die Abschnitte, die bei der Müllentsorgung zu bestimmten Zeiten gefahren werden, mit fünf Leuten bewerkstelligt, dann seien es immer weniger Leute geworden. Jetzt müsse die gleiche Arbeit zu zweit gemacht werden, berichtet Müller. Um 6.30 Uhr gehe es los, die erste Partie dauere etwa bis 9 Uhr. Dann fahre der Müllwagen in die Zentrale, dort werde entladen. Anschließend gehe es nochmals für eine zweite Tour hinaus. Gegen 13.30 Uhr sei der Arbeitstag beendet.

Zehn bis zwölf Kilometer jeden Tag

"Bei diesem Job muss man fit sein. Die Beine müssen mitmachen", stellt der angehende Rentner fest. Zehn bis zwölf Kilometer laufe er an jedem Arbeitstag. Denn bevor die Tonnen entleert werden, müssen sie auf die Straße geschoben werden. Um in die Höfe, Vorgärten und in die Tonnenhäuschen zu kommen, haben die AWM-Mitarbeiter meist einen Schlüssel. Nur wenige Hausmeister oder Hausbesitzer würden die Tonnen am Leerungstag schon auf der Straße bereitstellen, sagt der gebürtige Niederbayer. Er habe sich deshalb immer sehr gefreut, wenn jemand so hilfsbereit war und ihm die Lauferei abgenommen habe.

Josef Müller ist ein umgänglicher Mensch. "Man muss mit allen auskommen", meint er und schließt darin nicht nur die Hausmeister sondern auch seine Kollegen mit ein. "Mit dieser Arbeit verdient man schließlich sein Geld." Jetzt freut er sich erstmal auf seinen neuen Lebensabschnitt, in dem er nicht mehr so früh aufstehen muss und mehr Muße zum Zeitungslesen hat. Da seine Frau ebenfalls schon in Rente ist, bleibt auch mehr Zeit für gemeinsame Unternehmungen – Radfahren zum Beispiel. Langweilig werde es ihm sicher nicht, betont er abschließend.


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