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"Die Achtung des Gegenübers als Person"

Judith Brettmeister, Tierschutzverein München e.V.

Judith Brettmeister, Tierschutzverein München e.V. (Bild: pr)

Wovor haben Sie Respekt?

 

Der Begriff Respekt ist ein Hybrid. Respekt kann ein Ausdruck von Machtbeziehungen zwischen Menschen sein, was nicht zuletzt etwas mit Angst oder auch mit Unterwerfung zu tun hat. Respekt wird uns abgenötigt vor Leistungen von Menschen, die diese an die Grenzen des Menschseins geführt haben (eine Erstbesteigung, ein Rekord im Weitsprung etc). Respekt ist aber auch ein Zeichen von Ehrerbietung, vielleicht sogar ein Synonym für Verehrung. In diesem letzten Sinne zeigt sich der Respekt, den man einem anderen entgegenbringt, oft schon in der Art und Weise, wie die Kommunikation zwischen diesen Menschen geführt wird. Und hier kann man erkennen, dass diese mehr und mehr respektlos geworden ist. Beschleunigt wird dies durch die digitalen Medien. Die Geschwindigkeit und die Anonymität dieser sozialen Medien verführt zur Respektlosigkeit und schafft insgesamt ein respektloses Klima in unserer Gesellschaft. Dies geschieht nicht immer nur aus Absicht, sondern nicht selten auch aus Unachtsamkeit, was aber nichts an der verheerenden Tendenz ändert, dass Sprache, Höflichkeit, Moral und die Achtung des Gegenübers als Person immer mehr Schaden nehmen.

Eine berührende Form des Respekts wählten die amerikanischen Ureinwohner mit einem Schlüsselsatz, mit dem sie jede Rede, jede Ansprache begonnen und beendet haben. Sie drückten ihren Respekt gegenüber all ihren Verwandten aus, wobei sie dabei nicht nur etablierte Respektpersonen meinten, nicht nur die Familie, sondern vielmehr auch all dem, mit dem sie sich verbunden fühlten – dem Wasser, dem Wald, dem Mond, der Sonne, den Tieren etc. Damit wird jeder im Raum daran erinnert und ermahnt, alles was den Einzelnen umgibt als gleichberechtigt anzusehen und anzunehmen. Eine solche Weisheit unserer Altvorderen bedürfte dringend der Wiederbelebung um wieder zum Respekt vor dem Leben zurückzufinden. Der Klimawandel und das Artensterben belegen, dass dies wohl noch ein weiter Weg sein wird. Ob wir so viel Zeit noch haben?


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