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Des Königs Gutachter in anderem Licht

Erstmals beschäftigt sich eine Ausstellung mit Dr. Bernhard von Gudden

Bis heute ist ungeklärt, was damals wirklich geschah: Am 13. Juni 1886 fand König Ludwig II. mit seinem Gutachter Dr. Bernhard von Gudden im Starnberger See den Tod.

Im Maierhof des Klosters Benediktbeuern wird am Donnerstag, 15. Mai, um 19 Uhr die Ausstellung "Dr. Bernhard von Gudden, der Psychiater König Ludwigs II." eröffnet. Es handelt sich um die erste solche Ausstellung seit 128 Jahren. Ein aufsehenerregendes Exponat ist die Totenmaske Dr. Guddens, von deren Existenz lange niemand wusste und die in dieser Ausstellung erstmals zu sehen ist.

Die Ausstellung ist bis 17. Juli zu sehen und läuft unter der Trägerschaft des Bezirks Oberbayern und des Städtischen Museums Rosenheim. Kurator ist der Münchner Schriftsteller Alfons Schweiggert, Präsidiumsmitglied der Schriftstellervereinigung Turmschreiber. Er verfasste auch den Ausstellungskatalog, zu dem der Psychiater Prof. Dr. Förstl einen Beitrag beisteuerte. Die Ausstellung mit insgesamt 80 Ausstellungstafeln, einem Dokumentations-Film über den Psychiater und mit zahlreichem Bildmaterial sowie interessanten Exponaten gliedert sich in verschiedene Abschnitte.

Auch die Psychiatrie zur Zeit Guddens wird skizziert: wie noch zu Beginn des 19. Jh. Zwang und Gewalt beim Umgang mit Geisteskranken an der Tagesordnung waren, wie es unter Maximilian II., dem Vater Ludwigs II., zur Irrenhausreform in Bayern kam und wie das "No restraint"- Prinzip, d.h. der zwangsfreie Umgang mit psychisch und geistig kranken Patienten auch von Gudden realisiert wurde.

Gudden war ein fortschrittlicher Psychiater, ein Pionier der Hirnforschung, ein respektierter Hochschullehrer. Es kommen auch die gespaltenen Meinungen über ihn zur Sprache, ebenso aber wird deutlich, wie Gudden mit seinen neuroanatomischen und tierexperimentellen Studien zum Mitbegründer der modernen Neurologie und Neuromorphologie wurde.

Ein eigener Bereich thematisiert die Beziehung Ludwigs II. zu Dr. Gudden von 1872 bis 1886. Wie kam es dazu, dass der König Dr. Gudden 1872 nach München berief und was hielt er von diesem Arzt? Wie erlebte Gudden Ludwig II. als politisch agierenden König? War dessen Entmündigung ein rechtswidriger Vorgang? War Gudden der erste, der bei Ludwig II. eine geistige Störung diagnostizierte? Wie entstanden die Befunde im psychiatrischen Gutachten über Ludwig II.? War Gudden ein erfahrener oder unerfahrener Gutachter? Wie kam es zu der verhängnisvollen Entscheidung Guddens, den letzten Spaziergang mit dem König ohne Begleitung eines Pflegers zu unternehmen?
Welche Bedeutung hat die Spurensuche im See mit sechs verschiedenen Ergebnissen? Ebenso werden die neun umstrittenen Theorien, wie Dr. Gudden starb, diskutiert.

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