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„Der Beruf steht wie kaum ein anderer für Weltoffenheit“

Afshin Kimiavi hat im Frühjahr seine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe abgeschlossen

Glückwünsche zur bestandenen Abschlussprüfung zur Fachkraft im Gastgewerbe: Afshin Kimiavi zusammen mit seiner Chefin Helga Wilhelm (Bild: sb)

Es ist keine leichte Zeit, die hinter Afshin Kimiavi liegt. Eine Ausbildung in Zeiten der Corona-Pandemie ist alles andere als einfach. Vor zwei Jahren hat er seine Lehre zur Fachkraft im Gastgewerbe begonnen - ein Jahr davon war die Gastronomie mehr oder weniger im Lockdown. Leicht sei das wirklich nicht gewesen, erzählt der gebürtige Iraner, der vor fünf Jahren nach Deutschland gekommen ist. Zwei Mal einen fast kompletten Lockdown - da ist an das Betreuen, Bedienen und Beraten von Gästen nicht zu denken.

„Es hat Spaß gemacht“

Mit seinen 34 Jahren ist Afshin Kimiavi zwar nicht im typischen Ausbildungsalter, aber das hat ihn nicht gestört. „Mir hat meine Ausbildung Spaß gemacht und ich bin froh, dass ich übernommen wurde“, sagt er. Absolviert hat der gebürtige Iraner, der in seinem Heimatland Flugzeugmechanik studiert hat, seine Ausbildung bei Wilhelm Gastronomie. Hier war er hauptsächlich im Café Gustum am Klinikum Großhadern eingesetzt. Sein Studienabschluss sei in Deutschland nicht anerkannt worden und so habe eine Alternative her müssen, wie er betont. Als sich die Chance ergeben hat, eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe zu machen, hat er nicht lange gezögert. „Über einen Bekannten kam der Kontakt zu Helga Wilhelm zustande. Ich bin nach Deutschland gekommen, um zu arbeiten und Geld zu verdienen“, betont Afshin Kimiavi. „Deshalb habe ich die Chance genutzt. Mittlerweile habe ich meinen festen Arbeitsvertrag. Ich bin sehr glücklich und dankbar.“

„Meine Chefin war immer für mich da“

Wie alle Gastronomie-Betriebe hat auch Helga Wilhelm, die ihre Firma vor über 25 Jahren gegründet hat, mit den Auswirkungen des Corona-Lockdowns zu kämpfen. Trotzdem habe sie ihn auf seinem Weg durch die Ausbildung immer unterstützt. „Sie war immer für mich da. Das hat mir sehr geholfen“, betont Afshin Kimiavi. Vieles sei auch unter anderem aufgrund von sprachlichen Hürden nicht immer ganz einfach gewesen. Die praktische und die schriftlichen Abschlussprüfungen konnten trotz der Corona-Pandemie zwar einigermaßen normal stattfinden. „Allerdings war das Home-Schooling für mich zu Hause am Laptop schwierig. Der persönliche Kontakt in der Schule hat mir gefehlt, gerade auch zu den Lehrern im Rahmen der Prüfungsvorbereitung.“ Für den praktischen Teil seiner Abschlussprüfung konnte er sich im Betrieb mit seinen Kollegen gut vorbereiten. „Das hat gut geklappt. Alle im Betrieb, egal ob meine Kollegen oder mein Ausbilder, haben mir geholfen, so dass ich üben konnte.“

Vielfältiges Aufgabengebiet

Das Aufgabengebiet einer Fachkraft im Gastgewerbe ist vielfältig: angefangen vom Bestellungen aufnehmen, dem servieren von Speisen über das Ausschenken von Getränken und das Dekorieren der Tische sowie das Aufbauen von Büffets bis hin zum Einsatz in der Küche. „Langweilig wird es nie“, sagt Afshin Kimiavi. „Der Job ist abwechslungsreich, jeder Tag ist anders. Das ist spannend.“ Er selbst habe im Rahmen seiner Ausbildung alle Bereiche bei Wilhelm Gastronomie durchlaufen. „Ich habe zum Beispiel in der Küche gearbeitet, war an der Theke und in der Cafébar, im Service, aber auch in der Spülküche tätig und habe mich um die Lieferungen gekümmert.“

„Großer Vertrauensbeweis“

Dazu kommen die unterschiedlichsten Vorbereitungsarbeiten, sei es für ein Bankett oder andere Veranstaltungen. „Mir gefällt jeder Bereich“, betont er. Und seine Chefin ergänzt: „Besonders liegt ihm der Catering-Bereich. Da ist er richtig gut – angefangen von der Planung bis zur Ausführung und der Betreuung“, betont Helga Wilhelm, die ihn nun auch hauptsächlich in diesem Bereich einsetzt. Diese Verantwortung zu bekommen, gefällt Afshin Kimiavi. „Dieser Vertrauensbeweis meiner Chefin freut und motiviert mich. Ich bin eigentlich immer da, wenn ich gebraucht werde, weil ich mich hier in der Arbeit aufgehoben fühle. Für mich ist es ein Glücksfall hier zu sein. Wir sind ein super Team – fast wie eine Familie.“

„Die Welt steht offen“

Menschenscheu sollte man nicht sein, wenn man sich für eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe interessiert. „In unserem Job ist es wichtig, gerne mit Menschen zu tun zu haben“, erklärt Helga Wilhelm. „Wir müssen kommunikativ sein und oft ist Geduld gefragt.“ Gleiches gelte für eine gewisse körperliche Belastbarkeit. Und auch eine gewisse Flexibilität sei gefragt, gerade im Hinblick auf die Arbeitszeiten. Sie selbst lege auch großen Wert auf Mehrsprachigkeit, sagt die erfahrene Gastronomin. Wer eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe absolviert hat, dem stehe im Anschluss die Welt offen. „Der Beruf steht wie kaum ein anderer für Weltoffenheit."

„Die Ausbildung schafft eine gute Basis“

Wer in Deutschland eine Ausbildung gemacht hat, kann in jedem Land der Welt arbeiten. Es gibt in diesem Bereich keine Einschränkungen“, weiß Helga Wilhelm. Dazu komme die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen. „Hierfür schafft die Ausbildung eine gute Basis. Die Lebensmittelbranche bietet insgesamt viele Möglichkeiten.“ Das weiß auch Afshin Kimiavi, der sein schon Ziel deshalb auch schon vor Augen hat und von einem eigenen Restaurant in Deutschland träumt, „mit iranischen und internationalen Speisen – und am liebsten mit meiner Chefin als Geschäftspartnerin“, wie er schmunzelnd betont.

Infokasten

Ausbildungsvoraussetzungen: Hauptschulabschluss, Team- und Kommunikationsfähigkeit, praktische Begabung, Vielseitigkeit

Ausbildungsdauer: zwei Jahre

Ausbildungsinhalte: einfache Speisen herstellen und anrichten, Getränke ausschenken, Gasträume herrichten, Gäste empfangen und betreuen, Speisen und Getränke servieren

Berufsaussichten: vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten in der Küche, am Buffet, im Wirtschaftsdienst, im Restaurant. Aufstiegsmöglichkeiten bei entsprechender Fortbildung

Weiterbildungsmöglichkeiten: Fortsetzung der Ausbildung in mindestens einem Jahr zum Restaurant- oder Hotelfachmann, Fachmann für Systemgastronomie oder Hotelkaufmann oder mindestens zwei Jahren zum Koch. Danach stehen alle Weiterbildungsmöglichkeiten des jeweiligen Berufes offen.


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