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Das sind unsere Leseschätze

Die größten, seltensten, schwersten, liebsten Bücher in unseren Bibliotheken

Elke Naeve leitet die Gemeindebücherei Gräfelfing. (Bild: pi)

Bücher sind Schätze. Jedes. Bibliotheksmitarbeiterinnen zeigen, welchen Lese-Schatz sie am liebsten hüten.

Wunderbare Traumwelt

Büchereileiterin Elke Naeve (Gemeindebücherei Gräfelfing, Bahnhofplatz 1) schätzt "Laura" besonders:

Ganz besonders wichtig sind mir die Bilderbücher von Binette Schroeder und hier ganz besonders das Buch „Laura“. Die Illustratorin lebt in Gräfelfing und hat bei uns bereits in Vorträgen über ihre Arbeit berichtet. In der Internationalen Jugendbibliothek in München ist ihr ein eigenes Kabinett gewidmet. Sie wurde bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Ihre Bücher sind sehr künstlerisch und in „Laura“ erschafft sie eine wunderbare Traumwelt mit vielen liebevollen Details. Es handelt von einem unerschrockenen Mädchen, das mutig ihren Weg geht und schließlich einen Freund findet.

Sehr seltene Ausgabe von 1793

Dr. Dorothea Sommer, stv. Generaldirektorin der Bayerischen Staatsbibliothek (Ludwigstr. 16, München), zeigt ihren Bücherschatz: ein Künstlerbuch aus dem späten 18. Jahrhundert: William Blakes "Visions of the Daughters of Albion. The eye sees more than the heart knows" aus dem Jahr 1793:

Die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) verwahrt seit ihrer Gründung im Jahr 1558 eine Vielzahl von Schätzen der geschriebenen und gedruckten Überlieferung. Die derzeitige Jahresausstellung ist den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bilderwelten gewidmet. Bilderwelten prägen auch „meinen“ Schatz des späten 18. Jh., „Visions of the Daughters of Albion“ von William Blake, eine sehr seltene Ausgabe von 1793. Blake belebte die Tradition der mittelalterlichen Buchillustration neu. Dieser Lyriker der englischen Romantik war auch Buchkünstler. Er arbeitete mit der damals innovativen Technik des Simultandrucks von Text und Bild durch die Relief-Radierung. Sein Einfluss reicht bis heute, von den Präraffaeliten bis zur Popkultur, vor allem auch in der Musik. Der Text, ein mythisches Gleichnis, zeigt die englischen Frauen im Spannungsfeld zwischen Selbsterfüllung, Moralkonvention und Besitzansprüchen des Mannes. Dabei geht es nicht nur um die intellektuelle und rationale Selbstverwirklichung der Frau, sondern um die Freiheit ihres Empfindens und ihrer Gefühle. Der Grundtenor von Blakes Schaffen ist geprägt von Wahrnehmung und Imagination, die sich uns in seinen Gedichten und Bildern bis heute vermitteln.

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt

Für Bibliothekar Antonio Franzese (Gemeindebücherei Gauting, Bahnhofplatz 7) ist „In  Boston?“ von Russell H. Greenan ein echter Schatz:

Dieser Roman ist gleich ein doppelter Schatz: Zum einen geriet das 1968 erschienene Werk in Vergessenheit, bis  es 2007 neu aufgelegt und somit aus seinem Dornröschenschlaf geweckt wurde – zum  anderen ist der Roman an  sich ein prall gefülltes Schatzkästchen! Angetäuscht wird eine leichte Geschichte über einen erfolglosen, tagträumenden Maler, die locker und entspannt  beginnt – so als würde man sich auf einem stehenden Gewässer auf einer Luftmatratze liegend von der Sonne bescheinen lassen: schön, mit der Zeit aber auch langweilig. Doch  dann bemerkt man, dass eine leichte Strömung einsetzt, die Handlung setzt sich kaum merklich in Gang; und erst  wenn man bereits durch die Stromschnellen schießt, erkennt man, womit man es zu tun hat …

Seid solidarisch!

Dodo Lazarowicz betreut die Bibliothek im Eine-Welt-Haus (Schwanthalerstr. 80) und schätzt das Hessel-Buch "Erhebt Euch!"

Das Buch von Hessel "Empört Euch" und fast noch mehr "Erhebt Euch!" mag ich sehr, weil darin ein alter Mann sich nicht zur Ruhe setzt und sagt: Das geht mich alles nichts an, sondern seine Mitmenschen darum bittet bzw. auffordert: Los steht auf, kommt mit, lasst Euch nicht an der Nase herumführen von dem Politiker- und Wirtschaftspack, nehmt Euer Schicksal selber in die Hand, bewegt Euch. Und vor allem kümmert Euch umeinander, seid international, seid solidarisch!

Ein "Schätzchen" fürs Herz

Diplom-Bibliothekarin Isabel Oberniedermayr (Stadtbibliothek Hadern, Guardinistr. 90) hat der kleine Prinz einen besonderen Platz im Bücherregal:

Vielleicht kein großer Schatz, sondern eher ein „Schätzchen“ ist „ Der kleine Prinz“ von Antoine de St. Exupéry. Es hat mich schon als Kind bezaubert und gehört immer noch zu meinen Lieblingsbüchern.

Die poetische Geschichte, in der es um Vertrauen, Freundschaft, Liebe und Phantasie geht, hat bis heute nichts von ihrem Charme verloren und erlebt auch durch die Neuverfilmung 2015 bei Kindern und Erwachsenen gerade eine Renaissance. In der Stadtbibliothek Hadern haben wir das Buch, das Hörspiel, die DVD und eine CD mit „Sternenträumer-Liedern“ im Bestand. Bestellbar ist der zeitlose Klassiker in verschiedenen Sprachen, er ist als E-Book oder E-Audio verfügbar und für Lehrer als Klassensatz. Seit der Renovierung der Stadtbibliothek am Haderner Stern 2011 ist der kleine Prinz auf seiner Reise zu anderen Planeten auch hier gelandet und sitzt seitdem auf einem Bücherregal.

„Mit dem Herzen sehen, sich etwas vertraut machen“ - in den heutigen Zeiten wichtiger denn je.

Sarkasmus, Trotz und Humor

Für Bibliotheks-Mitarbeiterin Silvia Tomaszewski (Bibliothek Neuried, Gautinger Str. 5) ist „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ etwas Besonderes:

Mein persönlicher Bibliotheks-Schatz ist ein Jugendroman, der aber auch gern von Erwachsenen gelesen wird. Der amerikanische Autor John Green geht in seinem Buch „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ sehr schonungslos mit dem Thema Krebs um. In seinem Werk erzählt er von der ersten großen Liebe zweier krebskranker Teenager. Dieses Buch zeigt neben der Ohnmacht und Enttäuschung, mit der man der Krankheit Krebs gegenübersteht, auch die Hoffnung, Träume und Wünsche der beiden Jugendlichen. Die fantastische Mischung aus Sarkasmus, Trotz und Humor macht das Buch für mich so lesenswert. Ist man „nah am Wasser gebaut“, sollte man es besser im stillen Kämmerchen lesen. Und immer wenn ich dieses Buch in unserer Bibliothek in den Händen halte, erinnere ich mich an die ergreifende Geschichte. Dann wird mir wieder bewusst, dass Gesundheit das Wichtigste im Leben ist. Und deshalb ist dieses Buch etwas ganz Besonderes für mich.

Seit fast 40 Jahren geliebt

Bücherei-Mitarbeiterin Monika Keller (Pfarrbücherei St. Korbinian, Valleystraße 24, Sendling) hütet einen echten Schatz:

In unserer Bücherei sind vor allem die jungen und kleinen Leser die häufigsten Besucher. Eine große Auswahl an modernen Kinderbüchern und interessanten Sachbüchern, aber auch lieb gestalteten Bilderbücher stehen zur Auswahl.

Ganz besonders geliebt wird immer wieder ein ziemlich altes Buch, „Die Kinder von Bullerbü“ von Astrid Lindgren. Seit fast 40 Jahren in unserem Bestand ist es schon etwas abgegriffen, aber sehr zur Freude auch der Mütter und Großmütter weckt es viele Erinnerungen.

Altes und Neues gibt es nicht nur für die Kinder. Reichhaltig und doch überschaubar ist für jeden Interessenbereich etwas dabei. Ob Heimatkrimi oder Nobelpreisträgerliteratur, ob Backen oder Reisen, zum Schmökern und Entspannen - lesen macht einfach Freude.

Lebendige Artefakte

Judith Mathes, Leiterin der Bibliothek und des Qualitätsmanagements bei der IHK für München und Oberbayern, zeigt historische Dokumente aus der Bibliothek der IHK für München und Oberbayern (Balanstraße 55-59, München):

Neben unseren Erstausgaben von Max Webers oder Karl Marx‘ Werken liegen mir besonders diese zwei ganz alten Originale am Herzen: ein Dienstboten-Büchlein von 1814 und ein Wanderbuch von 1818. Sie dokumentieren die ‚Karriere‘ des Dienstbotenmädchens Therese Antlinger und das Wanderleben des zu Beginn 19-jährigen ‚Schreynergesellen‘ Ignaz Gürtler. Für mich sind das lebendige Artefakte, die ganz vergessene Facetten der bayerischen Wirtschaftsgeschichte darstellen. Das Dienstboten-Büchlein enthält zum Beispiel die Königlich Bayerische Dienstbotenverordnung von 1781, die sehr spannende Einblicke in die damalige Zeit gibt. Ich freue mich jetzt schon drauf, dass wir diese Stücke 2018 zum 175-jährigen Jubiläum der IHK ausstellen können.

Ins Kinderherz gefahren

Jutta Püschel, ehrenamtliche Leiterin der Bücherei St. Willibald (Agnes-Bernauer-Straße 181, Pasing), erinnert sich an die eigene Kindheit:

Das Lieblingsbuch unserer kleinen Leser ist „Henriette Bimmelbahn“ von James Krüss. Die wunderbaren Zeichnungen und der musikalisch, heitere Text begeistern die Kinder von heute genauso wie mich als Kind Ende der 1970er-Jahre. Dabei war Henriette damals schon alt, das Buch erschien in Deutschland erstmals 1958. Man könnte also meinen, für antiquierte Dampflokomotiven wie Henriette interessiert sich heutzutage kein Kind mehr. Aber das Gegenteil ist der Fall: Henriette Bimmelbahn ist einer der Kinderbuch-Klassiker. Wenn Henriette vorbei an Blumenwiesen, Hasen und Kühen „bummelt“, spielt die Zeit keine Rolle, sie fuhr damals in mein Kinderherz und wird auch in Zukunft weiter in die Herzen der Kinder fahren.

Fuchs und Huhn versöhnen sich

Büchereileiterin Gabriele Lämmel-Hartmann (Kath. öffentliche Bücherei St. Johann Baptist, Fellererplatz 7, Solln) mag "Pippilothek ??? – Eine Bibliothek wirkt Wunder "von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer:

Nachdem ich die Leseförderung von Kindern als eine Hauptaufgabe der Bibliotheken ansehe, habe ich ein Buch gewählt, das Kindern sowohl die Freude am Lesen als auch die Regeln, die in einer Bibliothek gelten, auf lustige Weise vermitteln kann.

Der Fuchs jagt der Maus hinterher, durchs Kellerfenster, um die Ecke, durch einen engen Gang. Und dann stehen die beiden plötzlich zwischen vielen Regalen und noch mehr Büchern. "Das ist eine Bibliothek", erklärt die Maus. "Pippi ... was?", fragt der Fuchs. Doch dann findet er Gefallen an den Büchern - auch wenn er lesen lernen muss. Ausgerechnet ein Huhn hilft ihm dabei! Ob es um Hühnerknochen oder Zaubersprüche geht, in der Bibliothek findet jeder etwas. Und inmitten der Bücher versöhnen sich gar Fuchs und Huhn. Kathrin Schärer nimmt in großartigen Bildern den Witz in Lorenz Paulis Geschichte auf; in der spitzbübischen Maus und in den Begegnungen der drei ungleichen Tiere.

Science Fiction aus dem Jahr 1883

Anja Hartung (Bibliothek des Deutschen Museums, Museumsinsel 1), zeigt von Albert Robida "Le vingtième siècle" (Paris 1883):

Im Jahr 1883 verfasst der französische Schriftsteller und Zeichner Albert Robida (1848-1926) den Science-Fiction-Roman "Le Vingtième Siècle". Darin erzählt er vorausschauend, wie sich das Leben der Menschen im 20. Jahrhundert gestalten wird und wie technische Errungen­schaften deren Alltag bestimmen. Den Text versieht Robida mit charmanten eigenen Zeichnungen, die seine utopischen Ideen illustrieren. Das fernseh-ähnliche "Telephonoskop" wird am Abend zur Unterhaltung eingeschaltet und eine Art "Luftauto", das an Hochhäusern ankert, transportiert die Fahrgäste über die Stadt. Mehrere Abbildungen zeigen, wie Robida sich die Mode in den 1950er Jahren vorstellt. Für mich sind die phantastischen Text-Illustrationen des Werkes auch heute noch sehr vergnüglich und überaus reizvoll anzusehen! Besonders gefällt mir der Einband!

Hat das Zeug zum Lieblingskrimi

Veronika Janker vom Bücherei-Team 12 Apostel (Paul-Lagarde-Str. 16, Laim) zeigt den neuesten Schatz:

Die Nachfrage nach guten Krimis reißt einfach nicht ab. Daher präsentiere ich folgenden Krimi, den ich gerade gelesen habe: "Bretonischer Stolz" von Jean-Luc Bannalec. Der Autor, der seine Handlungen in der Bretagne ansiedelt, versteht es meisterhaft, die eigenwillige bretonische Landschaft und ihre mindestens ebenso eigenwilligen Bewohner, ihre Mythen und Legenden mit einem spannenden Mordfall zu verbinden.

Es ist der vierte Fall des sympathischen Kommissars Dupont, in welchem er es mit skurillen, liebenswerten, und mit ein paar gefährlichen Menschen zu tun bekommt. "Bretonischer Stolz" hat alles, was einen guten Krimi auszeichnet und ganz sicher das Zeug zum Lieblingskrimi!

Liebende vor 700 Jahren

Elke Laube leitet die Kath.öffentl. Bücherei St. Hildegard (Paosostr. 25, Pasing) und hütet viele sehr gute Bücher:

Es fiel mir schwer, ein Buch auszuwählen, da wir so viele sehr gute Bücher haben. Ich habe mich dann für das Buch "Gargoyle" von Andrew Davidson entschieden, weil es mich besonders fasziniert hat.

Es geht um einen Mann, der bei einem Autounfall schwerste Verbrennungen erleidet und im Krankenhaus eigentlich nur darauf wartet, Selbstmord begehen zu können. Bis eines Tages eine mysteriöse Frau an seinem Krankenbett auftaucht, eine Bildhauerin beeindruckender Gargoyles (ein Gargoyle ist ein Wasserspeier.)

Sie behauptet, sie seien einst Liebende gewesen – vor 700 Jahren, als sie eine Nonne war und er ein Söldner auf der Flucht, und erzählt ihm von ihrer gemeinsamen Vergangenheit.

Die Geschichte spielt nun wechselnd auf verschiedenen Ebenen, in verschiedenen Vergangenheiten und der Gegenwart. Es entsteht eine romantische, fesselnde Liebesgeschichte, die sprachgewaltig und wunderbar erzählt ist. Ein Buch, das man nicht vor dem Ende aus der Hand legen kann, und das man so schnell nicht vergisst.

Der Neunpfünder

Bücher und Medien werden nur nach ihrem Inhalt beurteilt? Nicht immer! Da die Stadtbibliothek beim Buchflohmarkt nach Kilogramm verkauft, wollte Christine Förster-Grüber und ihr Team der Stadtbibliothek Germering (Landsberger Str. 41) unter dem Motto "Das ist unser Schatz" das schwerste angebotene Buch präsentieren und ist fündig geworden: "Die Erde von oben: Ein Jahrhundert-Projekt von Jan Arthus-Bertrand" hat 435 Seiten und wiegt 4,6 Kilogramm.

In diesem wunderbar illustrierten Buch wird die Erde ausschließlich von oben betrachtet und in all ihrer Unterschiedlichkeit dargestellt. Zwölf Autorinnen und Autoren haben zu den atemberaubenden Luftaufnahmen des französischen Fotografen Yann Arthus-Bertrand Features über verschiedene Themen, die Erde und ihre Bewohner betreffend, geschrieben. Es geht um die Entwicklung der Städte, um Wasser als Lebensressource, Mobilität, Veränderung der Erdoberfläche, Klimawandel und vieles mehr. Diese Mixtur aus Luftbild und erläuternden Texten ist spannend, informativ und lässt einen über viele Aspekte des Lebens auf dieser Erde nachdenken.

Ein wirklicher Schatz

Ein viel gelesener und sehr gelobter Roman in der Bücherei St. Martin in Germering (Marquartweg 6) ist Cecilia Samartin, Cecilias "Mofongo", erzählt Büchereileiterin Gisela Loy:

"Dieser Titel sagt mir nichts!" Das haben wir von allen Leuten gehört, denen wir dieses Buch empfohlen haben. Bei dieser Geschichte handelt es sich um die einzigartige Beziehung einer nicht ganz alltäglichen Oma zu ihrem herzkranken Enkelsohn. Sie kocht mit ihm und bringt ihm die alten Gerichte aus ihrer Heimat Puerto Rico bei, unter anderem "Mofongo".

Was macht diesen Roman so lesenswert? Zunächst einmal die klare, saubere Sprache, die einfach gut ist. Herzbewegend ist das Schicksal des kleinen Enkelsohnes und seiner Familie. Trotz der Problematik und Herausforderung mit dem Tod ist diese Geschichte eine Liebeserklärung an das Leben, die Hoffnung auf ein gutes Ende und nicht zuletzt die Gewißheit, daß eine gute Mahlzeit zu Versöhnung und Frieden beitragen kann.

Das Buch ist wirklich ein Schatz.

Die Lebensumstände im München der Räterepublik

Für Ulla Maihöfner (Stadtbibliothek Westend, Schießstättstr. 20 c) ist "Inspektor Kajetan" unverzichtbar:

In der Krimi-Flut lese ich gerne diejenigen, die eine interessante Epoche oder wenig bekannte Gegend innerhalb eines Kriminalfalles beschreiben; dazu gehört der bayrische Autor Robert Hültner, der in seinen Büchern über "Inspektor Kajetan" genau recherchiert und z.B. die Lebensumstände und politischen Zustände im München der Räterepublik thematisiert.

Lesestoff zum Verschlingen

Katharina Böhler, Leiterin von Bücherbus 2 der Fahrbibliothek, schätzt Emily MacKenzies "Gesucht! Henri, der Bücherdieb":

Hätte Hasenjunge Henri unseren Bücherbus vor der Haustür gehabt, hätte er wohl keine kriminelle Laufbahn einschlagen müssen. Der kleine Hase mit dem "Ich liebe Bücher"- T-Shirt verschlingt alles, was ihm an Lesestoff in die Pfoten fällt. Als ihm dann doch irgendwann die Bücher ausgehen, ist er so verzweifelt, dass er beginnt, nachts in fremde Häuser einzusteigen und sich mit neuem Lesestoff zu versorgen. Das kann natürlich nicht lange gut gehen ...

Im Buch endet die Geschichte – natürlich gut – in der nächsten Bücherei. Wir hätten Henri natürlich auch liebend gerne mit einer Bücherbuskarte ausgestattet, damit er sich wie unsere Bücherbuskinder alle zwei Wochen mit neuen Büchern versorgen kann. Ganz legal natürlich ...

Sehnsüchtiges Warten auf den Brief ...

Tara Shariati, Leiterin von Bücherbus 5 der Fahrbibliothek, empfiehlt Bücher und Filme aus dem "Harry-Potter-Universum":

Schon als Kind habe ich nach dem Lesen des ersten Buches sehnsüchtig auf den Brief aus Hogwarts gewartet und bis heute hat sich meine Begeisterung für Harry Potter nicht geändert. Jedes der sieben Bücher und acht Filme sowie alle möglichen Bücher zum Film und Ähnliches begeistern seit Jahren Jung und Alt. Auch heute vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestens ein oder zwei Kinder nach etwas aus dem Harry-Potter-Universum fragen. Erstaunlich eigentlich angesichts der Seitenzahlen der Bücher, doch da sich die Filme größtenteils an ein älteres Publikum richten, stellen sich erfreulich viele Kinder der Herausforderung. Auch ein Ende ist nicht in Sicht, da es ständig etwas Neues von Harry Potter erscheint. So kann es von mir aus ruhig weitergehen!

Längst Vergessenes entdecken

Bettina Wolff leitet die Musikbibliothek im Gasteig (Rosenheimer Straße 5, München) und ist stolz auf den größten Notenband, die Partitur "Spiegel III":

Der Orchesterzyklus "Spiegel" des österreichischen Komponisten Friedrich Cerha ist ein Meilenstein der zeitgenössischen Musik. Die Partitur "Spiegel III" für großes Orchester und Tonband ist mit 69 x 39 Zentimetern der größte Notenband im Bestand der Musikbibliothek. Die meisten anderen der 120.000 Noten der Musikbibliothek haben ein wesentlich handlicheres Format und werden, vielleicht auch deshalb, öfter ausgeliehen als "Spiegel III". Für mich ist schon das Notenbild ein grafisches Kunstwerk. Ich finde es gut, dass die Münchnerinnen und Münchner in der Musikbibliothek neben bekannten Künstlerinnen und Künstlern und Musikstücken auch Ausgefallenes, Unbekanntes und längst Vergessenes entdecken können.

Den Autor im Bus getroffen

Aurica Schön, Auszubildende in der Stadtbibliothek Neuaubing (Radolfzeller Str. 15), hat eine ganz besondere Beziehung zu Sang-Keun Kims "Wenn du Sorgen hast, rolle einen Schneeball":

Dieses Bilderbuch ist für mich etwas Besonderes, da ich den Autor persönlich kenne. Er ist aus Korea und ich habe ihn im Bus auf dem Heimweg von der Arbeit getroffen. Ich sah, dass er einen koreanischen Text las, und da ich selbst koreanische Freunde habe, sprach ihn darauf an und wir unterhielten uns. Er war in München, um mit seinem deutschen Verleger über die Veröffentlichung des Bilderbuches zu sprechen. Als das Buch dann für die Bibliothek gekauft wurde, las ich es und schrieb ihm eine Mail nach Korea. Er freute sich sehr darüber und malte für mich sogar ein Bild mit dem Maulwurf aus dem Buch und einem Neujahrsgruß. Wir sind bis heute per Mail in Kontakt und ich freue mich schon auf sein nächstes Buch.

Der größte Schatz in Fürstenried

Carola Löhr leitet die Stadtbibliothek Fürstenried (Forstenrieder Allee 61) und ist fasziniert von Ali Mitgutschs Riesenbilderbuch:

Abgesehen davon, dass alle Wimmelbücher des Münchners Ali Mitgutsch wahre Schätze sind, ist dieses ein ganz besonderes, da es gleichzeitig auch noch das größte Buch in Fürstenried ist. So können viele Kinder gleichzeitig auf Entdeckungsreise gehen, was wir auch regelmäßig beobachten können – das Buch auf dem Boden liegend, die Kinder im Kreis darum kniend. Im letzten Herbst ist das Riesenbilderbuch zu besonderem Ruhm gelangt, als es im Rahmen der Party zu Ali Mitgutschs 80. Geburtstag im Zentrum einer Veranstaltung bei uns stand.

Geheimtipp des Bibliothekteams

Barabara Kreder, Leiterin der Stadtbibliothek Sendling (Albert-Roßhaupter-Straße 8) und ihr Team, zieht "Runa" in den Bann:

Das Buch, was allen lieb und teuer ist, ist Runa von Vera Buck, erschienen 2015. Vorgestellt bei unserer Buchtippveranstaltungsreihe ist es schnell zum Geheimtipp des Sendlinger Teams geworden. Die Geschichte entführt den Leser in das Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Schauplatz ist die bekannteste psychiatrische Anstalt Europas: das Hopital de la Salpetriere. Namhafte Mediziner wie Georges Gilles de la Tourette, Jean-Martin Charcot und Sigmund Freud sind in der Klinik anzutreffen, bahnbrechende Erkenntisse in der Neurologie sorgen für Furore und das Zurschaustellen von hysterischen Patiennten in öffentlichen Auditorien gleichen Zirkusvorstellungen. Medizinische Entwicklungen, die Zustände der damaligen Zeit, mysteriöse Todesfälle in und um Paris und sehr gut beschriebene Charaktere und deren Motivationen lassen einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Spannung von der ersten bis zur letzten Seite garantiert.

Die nächsten Buchtipps gibt es bei uns in der Bibliothek Sendling am 30. Juni. Dann stellen wir bei einem kühlen Getränk interessanten Lesestoff für den Urlaub vor.

"Stimmt das wirklich?"

Büchereileiterin Bianca Fischer (Stadtbibliothek Allach-Untermenzing (Pfarrer-Grimm-Str. 1, 80999 München) findet es wichtig, dass die Menschen über eine ausreichende Informations- und Medienkompetenz verfügen:

„Ich empfehle gerade in der heutigen Zeit, da sich die Kommunikationsstrukturen ändern, dass sich die Menschen eine ausreichende gute Informations- und Medienkompetenz zu legen. Das fängt schon im Kindes- beziehungsweise Jugendalter an und geht bis zu den Senioren. Ich empfinde es als extrem wichtig, Kindern, Jugendliche und Erwachsene nicht ungeschützt auf die virtuelle Welt loszulassen. Das Internet birgt Chancen, aber eben auch Risiken. Das ist ein Thema, dass ich gerade für uns als Bibliothek sehr interessant finde. Es ist für alle Altersklassen schwierig, an die richtigen Informationen zu kommen. Es geht ja auch darum, die Informationen richtig zu bewerten und zu benutzen. Von daher empfehle ich als Leseschatz zwei Bücher: zum einen das Buch „Stimmt das wirklich? – Informationen beschaffen, bewerten“ von Carol Koechlin und Sandi Zwaan, zum anderen „Netzgemüse – Aufzucht und Pflege der Generation Internet“ von Johnny und Tanja Haeusler. Und weil sich zum Teil gerade auch die Lesegewohnheiten ändern, empfehle ich zudem noch das Buch „Digitales Lesen – Kindle, Tolino & Co erklärt und beschrieben“ von Florian Haas.“

Spezialbibliothek für alle

Andreas Kaiser (Alpines Museum, Praterinsel 5) holt Robert Böschs großformatigen Bildband "Matterhorn" aus dem Regal:

Der Fotoband setzt dem Matterhorn, 1865 zum ersten Mal bestiegen, ein fotografisches Denkmal. Damit steht der Band stellvertretend für die Bibliothek des Alpinen Museums, der größten alpinen Spezialibliothek weltweit. Sie wird mit ihren Archivbeständen von Forschern und Studenten genutzt; zugleich bietet sie mit ihren Karten, Büchern, Bildbänden jedem "normalen" Nutzer Lesestoff, Unterstützung bei der Vorbereitung von Touren oder einfach nur Einblicke in die traumhaft schöne Welt der Berge. "Multifunktional" im besten Sinne ist das.

"Es geht um die Kinder!"

Carola Gäde von der Internationalen Jugendbibliothek (Schloss Blutenburg) verbindet ihren Leseschatz mit Erich Kästner:

Ein Buch, das ich immer wieder gerne aus unserer großen internationalen Sammlung hervorhole, ist "Die Konferenz der Tiere" von Erich Kästner, das 1949 erstmals erschienen ist. Die Idee dazu hatte er übrigens von Jella Lepman, der Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek, wie man auf der Titelseite des Buches lesen kann. Die beiden waren eng befreundet und setzten sich nach dem Zweiten Weltkrieg sehr engagiert für eine bessere, friedliche Zukunft ein. "Es geht um die Kinder!" lautet ihr Appell. So manche Entscheidungen der Politik, aber auch in der Arbeit oder Schule und im Privaten würden vielleicht anders ausfallen, wenn wir uns das öfter in Erinnerung riefen.

Ein halber Meter Buch

Bibliotheksleiterin Eva Fetzer (Stadtbibliothek Laim, Fürstenrieder Straße 53) schätzt den „Grüffelo“:

Der größte Schatz hier in unserer Bibliothek sind meine Mitarbeiter. Sie stellen jeden Tag weit über 1000 zurückgebrachte Bücher und andere Medien ins Regal zurück und sorgen dafür, dass diese  sauber und ordentlich sind. Andere Kolleginnen kümmern sich darum, dass ständig neue Medien in die Bibliothek kommen und alte ausgemustert werden, und organisieren Veranstaltungen, Klassenführungen und weitere Aktionen.

Wenn ich jetzt den größten Buchschatz nennen soll, so ist dies das Buch Bilderbuch „Grüffelo“. Eine wunderbare Geschichte. Julia Donaldson hat die Geschichte geschrieben und Axel Scheffler hat sie wunderschön illustriert. Die Kinder lieben dieses Buch, es ist einen ganzen halben Meter groß und ist das Schmuckstück unserer Bilderbuch-Ecke.


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