Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

"Da gibt es kaum einen Unterschied"

Wer gibt chronisch kranken oder behinderten Haustieren eine Chance?

Eines der vielen Sorgentiere: Krümel (Europäisch Kurzhaar) hat Diabetes und eine schwere Magen-Darm-Problematik. Er benötigt Medikamente und Spezialfutter. Nähere Infos zu ihm gibt es im Katzenhaus unter Tel. (089) 921000-36. (Bild: Tierschutzverein München)

Im Münchner Tierheim in der Riemer Straße 270 warten täglich über 800 Schützlinge auf ihre Versorgung. Während die einen nur ihre artgerechte Verpflegung brauchen, haben die anderen ein wenig mehr Fürsorge nötig. "Einige unserer Bewohner sind körperlich zum Teil schwer behindert – manche von Geburt an, andere durch Unfälle, Krankheiten oder menschliches Verschulden", sagt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. "Ihre Behinderung wie Taubheit, Blindheit oder Lähmungen sind den Tieren selbst nicht bewusst – sie können sehr gut damit umgehen. Auch die Artgenossen kommen damit klar." Meist seien es die Menschen, denen der Umgang mit gehandicapten Tieren schwer falle. "Sie fühlen sich bei dem Anblick unwohl oder suchen sich lieber einen gesunden Begleiter aus, der weniger Arztkosten und Pflegeaufwand verursacht", bedauert die Tierschützerin.

"Machen das Beste daraus"

Im vergangenen Jahr hat Judith Brettmeister viele vom Schicksal gebeutelte Tiere erlebt: Die Wellensittich-Dame Susi beispielsweise ist fast blind. Zilly ist ein tapferes, dreibeiniges Katzenmädchen mit Diabetes. Und der 41-jährige Blaustirnamazonenhahn Lora leidet unter einem Augenproblem und erkennt nur noch Schatten. "Sie alle kommen mit ihrer Umwelt sehr gut zurecht", sagt Brettmeister bewundernd und führt aus: "Wellensittich-Dame Susi kann sich immer auf ihren Partner Wasti verlassen, der sie mit leisen Pfeiftönen in die richtige Richtung dirigiert und ihr bei allem zur Seite steht. Katze Zilly braucht dreimal täglich Augentropfen gegen die Diabetes, aber sie bietet bei der Eingabe sogar ihr Köpfchen an, um die Behandlung zu erleichtern. Und unser anhänglicher Papagei Lora kann sich (nach Eingewöhnung in einer behindertengerechten Voliere) wunderbar orientieren, sucht allerdings noch einen Artgenossen gegen die Einsamkeit."

Sie alle warten schon seit Monaten im Tierheim auf einen liebevollen Menschen, der ihren minimal anspruchsvolleren Bedürfnissen gerecht wird und ihnen ein ruhiges Plätzchen bietet. "Die Tiere selbst fordern nicht mehr Aufmerksamkeit als jedes andere Tier ohne Behinderung – da gibt es kaum einen Unterschied", weiß Brettmeister. "Sie haben ihr Schicksal angenommen und machen das Beste daraus."

Vertrauen und Zusammenspiel

"Die Eingewöhnungsphase eines gehandicapten Haustiers sollte man behutsam angehen und den Aufenthaltsort zuvor entsprechend behindertengerecht gestalten", rät Brettmeister. Besonders wichtig aber sei, dass Vertrauen und ein Zusammenspiel zwischen Halter und Tier entstehe, "alles andere kommt in der Regel ganz von alleine." Die Türschützerin hofft, "dass sich vielleicht doch ein Tierfreund findet, der diesen liebenswürdigen Wesen eine zweite Chance bietet und ihnen ein schönes Leben außerhalb unseres Tierheims schenkt."

Weitere Auskunft hierzu – auch zu chronisch kranken Tieren, deren medizinische Versorgung fortlaufende Kosten verursachen könnte – gibt es bei den Pflegern des Tierheims. Je nach Tierart werden Anrufer unter Tel. (089) 92100044 oder -62 von der Zentrale mit der entsprechenden Stelle verbunden. "Viele weitere Sorgentiere stellen wir auch auf unserer Homepage unter www.tierschutzverein-muenchen.de (unter Das tun wir / Tiervermittlung / Sorgentiere) vor."


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt