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Chance auf eine Lehrstelle bekommen?

GEW Bayern fordert Ausbildung statt Abschiebung

GEW-Landesvorsitzende Anton Salzbrunn klagt: "Es gibt reihenweise Fälle, wo Handwerksbetriebe endlich einen Auszubildenden gefunden haben. Aber weil er aus Afghanistan, dem Senegal oder Nigeria kommt, dürfen sie ihn nicht nehmen!" (Bild: GEW)

Vor Kurzem ging erneut ein Abschiebeflug von München nach Kabul. An Bord: 14 junge afghanische Flüchtlinge. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bayern kritisiert aus diesem Anlass die aktuelle Politik der Abschiebungen nach Afghanistan und in andere Krisengebiete, die junge Menschen oft Gefahren aussetzen.
Anfang Dezember 2016 startete der erste Abschiebeflieger. "Seit diesem Zeitpunkt erkennen wir unsere afghanischen Schüler nicht mehr wieder",  sagt Berufsschullehrerin Doris Weber, "vorher waren die Schüler in den Flüchtlingsklassen wissbegierig und fleißig, seit dieser ersten Abschiebung nach Kabul sind sie verängstigt, total frustriert. Einige sind depressiv geworden, andere kommen gar nicht mehr in die Schule, 'weil es eh nix bringt'."  An Lernen sei nicht mehr zu denken.

Frust bei Betreuern

Die GEW kritisiert auch die Arbeitsbedingungen der Sozialpädagogen, die mit Geflüchteten arbeiten: Viele haben nur einen befristeten Vertrag, oft in Teilzeit. Die Eingruppierung und damit die Bezahlung liegen oft am unteren Ende des Möglichen. Die Helfer brauchen bald selbst Hilfe: Der Frust und die dauernde Belastung, führten bei manchen zum Burnout.

Grund dafür könnte sein, dass seit September 2016 kaum noch Ausbildungsverträge für Jugendliche aus Afghanistan und auch anderen Ländern "mit geringer Bleibeperspektive" abgeschlossen werden. Die GEW fordert hier die Rückkehr zum Prinzip "Ausbildung hat Vorrang!" Ausbildungen müssen möglich werden, sobald die Verträge vorliegen. Nach erfolgreichem Abschluss müssen die jungen Menschen bei einem vorliegenden Arbeitsvertrag weitere zwei Jahre bleiben können, so wie es das Bundesintegrationsgesetz vorsieht.

Handwerker brauchen Azubis

"Zuallererst müssen die Jugendlichen aber wieder Sicherheit und die Chance auf eine Lehrstelle bekommen", fordert der GEW-Landesvorsitzende Anton Salzbrunn. "Es gibt reihenweise Fälle, wo Handwerksbetriebe endlich einen Auszubildenden gefunden haben. Aber weil er aus Afghanistan, dem Senegal oder Nigeria kommt, dürfen sie ihn nicht nehmen!"

Die GEW Bayern unterstützt die Arbeit des Bayrischen Flüchtlingsrates und vieler ehrenamtlicher Initiativen wie z.B. der Ehrenamtlichen-Konferenz Oberland "Ausbildung UND Bleibeperspektive, wir schaffen das!"


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