Bienen sterben ohne Kätzchen
Tierschutzverein bittet: Zu Ostern keine Palmkätzchen schneiden
Salweide, Palmweide, Hängesalweide, Kätzchenweide, Weidenkätzchen, Palmkätzchen: Unter vielen Namen kennt man das Gewächs, dessen weiche Blüten an das sanfte Fell einer Katze erinnern. Sobald die ersten Sonnenstrahlen für wärmere Temperaturen sorgen, sprießen auch die Blüten der Weidenzweige. Da mag der ein oder andere in Versuchung geraten, sich die Frühlingsboten direkt ins Haus zu holen. Der Tierschutzverein München bittet jedoch darum, genau das nicht zu tun: "Als eine der ersten Blüten sind Palmkätzchen die wichtigste Nahrungsquelle für Bienen nach dem Winter", klärt Sprecherin Judith Brettmeister auf. "Egal ob im eigenen Garten oder in der Natur: Helfen Sie diesen wichtigen Insekten beim Überleben und verzichten Sie bitte darauf, Zweige abzuschneiden – zumal das Schneiden von Sträuchern zwischen 1. März und 30. September außerhalb von Hausgärten sowieso verboten ist."
Dramatischer Rückgang
Seit einiger Zeit hört man vermehrt vom "Bienensterben", die Sorge um die strebsamen Insekten ist groß: "Allein in Deutschland ist nach Angaben des Deutschen Imkerbundes die Zahl der Bienenvölker seit 1952 von 2,5 Millionen auf heute weniger als eine Million zurückgegangen", sagt Judith Brettmeister. Dabei geht es natürlich nicht (nur) um den köstlichen Honig, den die Bienen produzieren. "Diese Insekten haben einen großen Einfluss auf unser gesamtes Ökosystem, schließlich bestäuben sie rund 80 Prozent der Pflanzen und sichern damit das Überleben von Bäumen, Blumen und Gräsern. Experten sagen, dass ohne Bienen die Menschheit innerhalb von vier Jahren aussterben würde." Grund genug also, um auf das Überleben der Tierchen zu achten.
Doch Parasiten, als Pflanzenschutz eingesetzte Pestizide, diverse menschliche Umweltbelastungen sowie klimatische Veränderungen machen es den Honigsammlern schwer. Hinzu kommt eine fehlende Pflanzenvielfalt durch die zunehmenden Monokulturen, weshalb es den Insekten an Futter mangelt. "Die Wiesen werden oft schon vor der Blütezeit gemäht, ebenfalls rückäufig ist die Blumenvielfalt in den ländlichen und städtischen Gärten. Gerade deshalb sollte man ihnen – gerade nach so einem strengen Winter wie heuer – ihre erste Futterquelle, die Blüten der Palmkätzchen, nicht nehmen", gibt die Tierschützerin zu bedenken.
Zum Schutz beitragen
Jeder Balkon- oder Gartenbesitzer kann dabei helfen, dem Bienensterben entgegenzuwirken, indem der Außenbereich bienenfreundlich gestaltet wird. "Grundsätzlich sollten einheimische Pflanzen bevorzugt werden. Sinnvoll ist beim Bepflanzen auf eine Mischung aus Früh-, Mittel- und Spätblühern zu achten, damit die Insekten das ganze Jahr über Futter finden. Wer eine Rasenfläche hat, kann diese in eine Wiese umwandeln oder Wildblumen ansäen."
Ein wild-romantischer Garten sei für die Honigsammler besser als penibel gepflegte Gartenanlagen: "Bienenfreunde sollten möglichst selten mähen und schneiden – was natürlich auch die perfekte Ausrede für Faulheit sein kann", lacht Brettmeister. "Hügel, Senken, Totholz, Sand, Kies und Bruchsteine schaffen Kleinstbiotope, und sandige Bodenstellen bieten zusätzliche Nistplätze für Wildbienen. Zudem können auch Nisthilfen angeboten und Trinkstellen geschaffen werden", schlägt sie vor.
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