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Betreutes Wohnen für Tauben

Das Augsburger Konzept für ein friedliches Miteinander

Wenn es um den Umgang mit Stadttauben geht, scheiden sich bei den Münchnern die Geister. (Bild: Katrin Hammer/pixelio.de)

Einst wurden sie gezüchtet und als Haustiere gehalten, heute haben Tauben einen schlechten Ruf und gelten als Schädlinge. "Dies ist besonders in Großstädten der Fall, wo sie in hohen Populationsdichten auftreten", sagt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. Ihr Bestand werde in der Landeshauptstadt auf etwa 15.000 Tiere geschätzt. "Während die einen die verwilderten Haustauben ins Herz geschlossen haben und als Teil des Stadtlebens betrachten, beschweren sich die anderen über den Lärm und Dreck, den die Vögel verursachen. Auch befürchten viele eine gesundheitliche Gefahr für den Menschen." Fakt sei jedoch, dass Stadttauben mit ihrem Kot Schäden an Gebäudefassaden verursachen können. "Deren Reinigung ist aufwendig und teuer", räumt Brettmeister ein. Daher werde in vielen Städten ein großer Aufwand zur Vogelabwehr betrieben. Die Maßnahmen reichen von Fütterungsverbot über Abhängen der Gebäude mit Netzen, Anflugsperren wie Nadeln oder stromdurchflossene Drähte bis hin zu Abschließen und zum Bejagen mit Falken. "Den Fang oder die Tötung der Tiere lehnt die Stadt München lobenswerter Weise aus Tierschutzgründen ab", so die Sprecherin. "Daher setzen wir gemeinsam auf das Augsburger Konzept, wodurch auf Dauer eine artgerechte Taubenreduzierung erreicht werden soll."

Allen gerecht werden

So haben der Tierschutzverein und die Stadt in den letzten Jahren insgesamt fünf Taubenschläge bzw. -türme in München eingerichtet, drei davon auf dem Gelände des Tierheims in Riem. "Damit sollen die umwelthygienischen Belange, die Interessen der Bürger, die sich von den Tieren belästigt fühlen, die Gefühle der Taubenfreunde und die Bedürfnisse der Tiere Berücksichtigung finden", heißt es in der Umweltinformation "Mit Stadttauben leben" des Referats für Gesundheit und Umwelt.

"In den Taubenschlägen, in denen jeweils bis zu 250 Vögel Platz haben, werden die Tiere artgerecht gefüttert und mit Wasser versorgt", erklärt Judith Brettmeister. "Ihre Eier legen sie in Nistzellen, von denen die meisten zur Bestandsregulierung entfernt und durch Attrappen ersetzt werden. Ehrenamtliche Helfer reinigen die Taubenschläge regelmäßig und auch der Gesundheitszustand der Tiere kann auf diese Weise besser überwacht werden." Die Tiere hielten sich meist in diesem Unterschlupf auf, sodass Verschmutzung und Lärmbelästigung in der Umgebung verringert werden konnten. Die artgerechte Fütterung und regelmäßige Reinigung senke auch eventuelle umwelthygienische Risiken. Zudem sei auf diese Weise die Erstellung von aussagekräftigen Statistiken zur Bestandsreduzierung möglich.

Auf der Suche

"Aktuell sind wir noch auf der Suche nach weiteren Plätzen, an denen Taubenschläge eingerichtet werden können - vor allem in der Nähe des Hauptbahnhofs und des Viktualienmarktes. Dies gestaltet sich aber schwerer als gedacht: Für den Dachstuhl der Heilig Geist Kirche hätten wir die Erlaubnis, dieser würde aber das Gewicht nicht tragen." Bis ein möglicher Standort gefunden wird, kann es daher noch etwas dauern.

Wer bei der Verpflegung der Stadttauben gerne helfen möchte, kann sich an das Referat für Gesundheit und Umwelt, Bayerstr. 28a, Tel. (089) 23396300, E-Mail an uw.rgu@muenchen.de oder direkt an den Tierschutzverein München, Tel. (089) 921000-21 wenden.

 

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