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"Besonders skrupellos!"

Online-Tierhandel: Wie erkennt man die Tricks der Betrüger?

Todkrank und völlig verängstigt. "Pomchi" wird im Münchner Tierheim aufgepäppelt. Bleibt zu hoffen, dass er den Virus überlebt... (Bild: Tierschutzverein München)

Vergangene Woche wurde von der Polizei ein Paket aus Rumänien beschlagnahmt, dessen Empfänger unbekannt ist. Der Inhalt: Ein sechs oder sieben Wochen alter Zwergspitz-Welpe — einfach mit der Post verschickt. "Diese Art von Welpenhandel ist besonders skrupellos!", ärgert sich Tierheim-Sprecherin Judith Brettmeister. "Das Schlimme ist, dass vermutlich weder Verkäufer noch Käufer zur Rechenschaft gezogen werden können."

Der kleine Pomeraner, der aufgrund seiner Rasse von den Pflegern auf den Namen "Pomchi" getauft wurde, wurde sogleich dem Münchner Tierheim übergeben, wo er nun aufgepäppelt und umsorgt wird. "Wir vom Tierschutzverein München möchten dieses traurige Ereignis zum Anlass nehmen, intensiver über den illegalen Welpenhandel aufzuklären. Dieser findet nämlich sowohl auf der Straße als auch im Internet statt und bedeutet für die Tiere sehr, sehr großes Leid!"

Der Handel mit kranken Tieren

Auf Online-Plattformen blüht der Tiermarkt. Ganz gleich, welche Rasse man sucht, im Internet wird man fündig. Doch oft sind diese Angebote nicht seriös, die Tiere werden im Ausland unter furchtbaren Bedingungen gezüchtet und illegal nach Deutschland gebracht - zu jung, ohne medizinische Untersuchung, Impfungen oder die notwendigen Papiere.

"Wir vom Tierschutzverein raten natürlich grundsätzlich davon ab, Tiere zu kaufen - schließlich warten bei uns jede Menge Vierbeiner, die adoptiert werden wollen. Aber wenn es schon ein Rassehund sein muss, so sollte man sich nicht auf Online-Händler einlassen – erst recht nicht, wenn ein angeblicher Rassehund zum Schnäppchenpreis angeboten wird", warnt Brettmeister. Dabei handle es sich sehr oft um kranke Tiere, wie dies leider auch beim beschlagnahmten "Pomchi" der Fall ist. "Er leidet an Parvovirose. Das ist eine hoch ansteckende und akut verlaufende Infektionskrankheit, die mit Fieber, blutigem Durchfall und etlichen weiteren schlimmen Symptomen einhergeht", erklärt die Tierschützerin. "Wir tun unser Bestes, um dem kleinen Welpen zu helfen und hoffen, dass er wieder gesund wird."

Online-Käufer hätten in solchen Fällen mit sehr hohen Tierarztkosten zu rechnen. Eine Garantie, dass der Vierbeiner die Krankheit überlebt, gebe es nie.

"Die Maschen sind vielfältig"

"Es ist in der anonymen Welt des Internets leider sehr schwierig, mit dem Finger auf Betrüger zu zeigen. Natürlich sind nicht alle Anbieter unseriös, denn auch im Ausland gibt es Züchter, die sehr auf die Gesundheit und artgerechte Haltung ihrer Tiere achten. Aber die Maschen sind leider vielfältig", sagt Brettmeister und nennt einige Beispiele. Gängig seien Kleinanzeigen, bei denen das Tier verschenkt, die Flugkosten jedoch bezahlt werden sollen – meist per Vorkasse. Ebenfalls skeptisch sollte man sein, wenn man mehrfach über die gleiche Anzeige mit unterschiedlichen Standorten stolpere. Und schließlich rät sie davon ab, sich mit Händlerin in Verbindung zu setzen, deren Anzeigentext offensichtlich keinen Sinn ergibt, da er einfach durch den Google-Übersetzer geschickt worden ist.

Fazit: "Wenn schon im Internet nach einem Tier gesucht wird, dann bitte gezielt nachfragen, vor allem bei den Papieren. Ein EU-Heimtierausweis/Impfpass und ein gültiger Kaufvertrag sollten selbstverständlich sein. Bei Rassehunden liefern seriöse Züchter eine Ahnentafel mit. Darf man aber den 'gemütlichen Hof, auf dem die Tiere frei mit ihren Geschwistern und dem Muttertier herumtollen' nicht besuchen, sollten grundsätzlich die Alarmglocken läuten!"

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