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Balkantage fordern mehr Respekt für Frauen

"Hilfe von Mensch zu Mensch" widmet Veranstaltung den Balkan-Frauen

Vom 5. März bis 5. April finden wieder die Balkantage in München statt. (Bild: Hilfe von Mensch zu Mensch e.V. )

Vom 5. März bis 5. April finden wieder die Balkantage in München statt. Der Flüchtlings- und Migrantenverein "Hilfe von Mensch zu Mensch" hat die Veranstaltung dieses Jahr den Frauen der Balkanhalbinsel gewidmet. Die Schirmherrschaft übernimmt Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Stadt München.

Leistung der Frauen wird unterschätzt

„Wo bleibt die Anerkennung für Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, Schriftstellerinnen und Künstlerinnen, die mit ihrem unermüdlichen Engagement, während und nach den Jugoslawienkriegen Friedensarbeit geleistet haben? Und wo der Respekt gegenüber denen, die mit ihren Kindern ihre Heimat verlassen mussten und sich oft unter schwierigsten Bedingungen ein neues Leben in der Fremde aufgebaut haben?“, fragt Sadija Klepo, Gründerin und Geschäftsführerin des Vereins Hilfe von Mensch zu Mensch (HvMzM).

Frauen werden in der Balkanregion in sämtlichen Lebensbereichen benachteiligt: Sie tragen die Hauptverantwortung für Haushalt und Kinder, sind dabei öfter von Arbeitslosigkeit betroffen, verdienen weniger und sind seltener in politischen oder wirtschaftlichen Führungspositionen zu finden. „Ihr Gestaltungsspielraum wird eingeschränkt, dabei spielen sie für die Erhaltung des Friedens eine zentrale Rolle wie auch die Resolution 1325 des UN-Sicherheitsrates belegt“, betont Klepo. Im Rahmen des einmonatigen Programmes bekommen Besucher die Rolle der Balkan-Frauen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen: ein Bild von starken Frauen, für die der Münchner Verein Respekt einfordert.

Fester Bestandteil der Münchner Kulturlandschaft

Kulturen der Balkanländer gehören untrennbar zu München. „Seit mittlerweile 13 Jahren geben die Balkantage in München einen Einblick in die große kulturelle Vielfalt Südosteuropas und sind damit längst zu einem festen Bestandteil der Münchner Kulturlandschaft geworden“, erklärt Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Stadt München und Schirmherr der Balkantage. Alleine die Staatsangehörigen des Westbalkans, zu denen Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien zählen, machen etwa ein Zehntel der Münchner Stadtbevölkerung aus. Dabei sind die Deutschen mit einer Migrationsgeschichte aus dieser Region noch nicht mitgezählt. „Die Kulturen der Balkanländer gehören also untrennbar zu München als einer Stadt, die ihre kulturelle Vielfalt als Chance und große Bereicherung begreift“, sagt Reiter.

 

Frauen haben das Wort

„Trotz formeller Gleichberechtigung, wird die Region von traditionellen und patriarchalischen Strukturen weiterhin dominiert. Frauen werden privat, gesellschaftlich und beruflich diskriminiert. Wir wollen über diese Frauen berichten, aber auch und vor allem über ihren Mut, Kampf und ihre Kraft, die sie in ihrem täglichen Leben aufbringen und damit auch nachhaltig für Frieden in der Region sorgen“, fasst Klepo zusammen. Die Besucher und Besucherinnen erwartet über einen Monat hinweg an verschiedenen Tagen und Veranstaltungsorten in München und Starnberg eine Mischung aus Filmen, Ausstellungen, Literatur, Konzerten, Folklore, Basaren und Diskussionsforen.

Dabei wird immer wieder Bezug auf Frauen genommen: Sie treten als Akteurinnen in Filmen auf, als Regisseurinnen, als Rednerinnen und als Musikerinnen. Aber auch Männer, die sich für Frauen einsetzen, kommen zu Wort. Das Programm realisiert HvMzM zusammen mit seinen Kooperationspartnerinnen und -partnern: dem Stadtmuseum München, Münchenstift, Radio Lora, den Bavaria Bildern, Tinchy, der Südosteuropa-Gesellschaft sowie seinen Fördererinnen und Förderern, der Landeshauptstadt München, Bayerischen Staatskanzlei und dem München Migrationsbeirat.

"Hilfe von Mensch zu Mensch": gelebte Integration

Seit über 25 Jahren unterstützt Hilfe von Mensch zu Mensch Migranten und Flüchtlinge dabei, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. Die Hilfsorganisation mit Sitz in München widmet sich vor allem der Förderung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die durch Krieg und Verfolgung in soziale Notlagen geraten sind. Dabei lautet das Motto immer: Hilfe zur Selbsthilfe. Der Verein möchte keine Abhängigkeiten schaffen, sondern Flüchtlinge und Migranten in die Lage versetzen, ihre Zukunft aktiv zu gestalten.

Sprachkurse, schulanaloge Bildungsmaßnahmen und die Förderung von Kleinkindern in Kinderkrippen zielen daher nicht nur darauf ab, die deutsche Sprache zu vermitteln, sondern den Menschen sozialen Halt und Orientierung zu geben. Die Hilfsorganisation selbst ist das beste Beispiel dafür, dass Flüchtlinge einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Viele ehemalige Flüchtlinge sind mittlerweile im Verein tätig und sowohl Vertrauenspersonen als auch Vorbild für die Neuankömmlinge. Rund 300 Mitarbeiter aus 75 Nationen arbeiten zusammen und zeigen, wie gelebte Integration aussehen kann.

 


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