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"Auch unsere Kinder und Enkel müssen sich München noch leisten können"

Verena Dietl ist seit 100 Tagen Bürgermeisterin

Bürgermeisterin Verena Dietl genießt den „Sommer in der Stadt“. (Bild: pr)

Seit 4. Mai ist Verena Dietl Bürgermeisterin in München. Die gebürtige Münchnerin erzählt von ihren ersten 100 Tagen im Amt, langfristigen Zielen und warum sie auch in finanziell schwierigen Zeiten nicht nur aufs Geld, sondern vor allem auf die Menschen schauen möchte.

"Ich muss mich nicht mehr zerteilen"

Was hat sich seit dem 4. Mai für Sie persönlich verändert?

Für mich persönlich hat sich vor allem geändert, dass ich nur noch einen Job habe. Früher war ich Geschäftsführerin eines sozialen Vereins, Stadträtin und Fraktionsvorsitzende, übte also mehrere umfangreiche Tätigkeiten aus. Jetzt kann ich mich voll und ganz auf eine Aufgabe konzentrieren und muss mich nicht mehr zwischen Politik und Beruf zerteilen.

"Es war für mich spannend"

Wie ist die Ressortverteilung zwischen Oberbürgermeister und den beiden Bürgermeisterinnen?

Die Aufteilung ist im Wesentlichen ein Ergebnis der Koalitionsverhandlungen. Ich habe die Themen übernommen, für die ich mich besonders leidenschaftlich engagiere und die ich auch schon im Stadtrat verantwortet habe: Soziales, Kinder und Jugend, Bildung und Sport. Neu hinzugekommen sind Kommunales und Gesundheit. Es war für mich spannend, mich da reinzuarbeiten.

"Das nehme ich sehr ernst"

Was konnten Sie bisher in Ihrer neuen Funktion erreichen?

Neben den bereits genannten Bereichen kümmere ich mich auch um die Arbeit der Bezirksausschüsse (BA). Es war mir ein großes Bedürfnis, mich mit allen 25 BA-Vorsitzenden zum Gespräch zu treffen. Ich möchte wissen, was den Menschen in den Münchner Stadtvierteln unter den Nägeln brennt und wie ich als Bürgermeisterin helfen und unterstützen kann. Besonders froh bin ich über die Rettung des Tierparks und der Münchner Volkshochschule. Als Aufsichtsratsvorsitzende ist es mir ein großes Anliegen, sie auch in Zeiten von Corona finanziell abzusichern. Zudem lege ich großen Wert auf Bürgernähe. Viele Münchner haben sich mit ihren Sorgen und Nöten an mich gewandt. Das nehme ich sehr ernst. Ich habe in den letzten 100 Tagen bereits über 200 Bürgerschreiben beantwortet.

"Vor allem auf die Menschen schauen"

Welche Ziele haben Sie für die kommenden Jahre?

Als Münchner Kindl liegt mir unsere Stadt sehr am Herzen. Mein Ziel ist ein bürgernahes und sozial gerechtes München. Mein Anspruch ist es, vor allem auf die Menschen zu schauen und was sie brauchen. Es ist mir ein großes Bedürfnis, dass Bildung allen Menschen in jeder Lebenslage offensteht. Dadurch wird die Voraussetzung für eine gerechte Zukunft geschaffen und unsere Demokratie gesichert.

Außerdem brauchen wir in München dringend bezahlbaren Wohnraum. Ein langfristiges Ziel muss also sein, dass sich auch unsere Kinder und Enkel München noch leisten können.

"Kinder haben bei mir eine Stimme"

Sie sind Mutter von zwei Kindern. Inwiefern beeinflusst das Ihre politische Prioritätenliste?

Als berufstätige zweifache Mutter kenne ich die herausfordernden Seiten dieser Stadt sehr gut. Verlässliche Kinderbetreuung, zukunftsfähige Schulen und ein vielfältiges Sportangebot liegen mir besonders am Herzen. Ich stehe für einen konsequenten Ausbau von wohnortnahen Kinderbetreuungsplätzen und bessere Angebote für die Ganztagsbetreuung in den Schulen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die politische Unterstützung für Familien ganz oben auf der Prioritätenliste stehen muss. Für Kinder und Jugendliche wird es bald eine offene Kinder- und Jugendsprechstunde bei mir im Amtszimmer geben. Kinder haben bei mir eine Stimme, sie sollen wissen, dass mich interessiert, was sie zu sagen haben.

Als Mutter, aber auch als Sozialpädagogin, die viele Jahre mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat, weiß ich, wie wichtig es ist, mit Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe zu kommunizieren.

"Urlaub mit der Familie in München"

Wie verbringen Sie die Sommerferien?

Ich verbringe den Urlaub mit meiner Familie in München. Wir haben uns vorgenommen, mit den Kindern mal typisch „touristische“ Dinge zu tun, zum Beispiel den Alten Peter hochsteigen oder den Olympiaturm hinauffahren. Das sind Kindheitserinnerungen, die ich gerne auffrische. Gegen Sommerhitze helfen Freibäder und Seen. Sehr gerne schau ich auch den Surfern am Eisbach und an der Floßlände zu. Ein Highlight ist die Aktion „Sommer in der Stadt“, ein tolles Programm für alle Münchner, verteilt über das Stadtgebiet. Auch kostenlose Angebote sind dabei. Dies ist mir besonders wichtig, denn viele Familien können sich eine Urlaubsreise nicht leisten – dieses Jahr aufgrund Corona mehr als sonst.

 

Dritte Bürgermeisterin

Nach ihrem Studium der Sozialen Arbeit war Verena Dietl in der Altenpflege, in der Migrationsberatung und in der Jugendarbeit tätig. Seit 2008 gehört sie dem Münchner Stadtrat an, zuletzt fungierte sie als Vorsitzende der SPD-Fraktion. Am 4. Mai wurde Dietl – als Nachfolgerin von Christine Strobl – zur 3. Bürgermeisterin in München gewählt. Zuständig ist sie für Soziales, Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheit, Bildung, Sport und Kommunales. Zudem ist sie Vorsitzende von sechs Aufsichtsräten: Tierpark Hellabrunn, Münchenstift, Olympiapark München, Münchner Volkshochschule sowie den beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und GEWOFAG. Verena Dietl lebt mit ihrem Partner und ihren zwei Söhnen in Laim.


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