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Auch "Spätzünder" können beruflich weiterkommen

Erfahrene Ruheständler greifen Jugendlichen unter die Arme

Bernd Großholz. (Bild: pr)

Bernd Großholz gehört zu den Aktivsenioren Bayern und ist auch Senior Experte der Initiative VerA. Er begleitet Jugendliche beim Übergang von der Schule in die Ausbildung und kennt die Anforderungen, denen sich Mittelschüler stellen müssen.

"Praktika sind wichtig"

Was raten Sie Schülern, die vor der Berufswahl stehen?

Die überwiegende Anzahl von Schülern erkennt nicht, dass eine Berufsvorbereitung oder eine Vorbereitung auf den Beruf spätestens Ende der 7. Klasse oder – je nach Schultyp – zwei Jahre vor Schulabschluss in Form von mehreren Praktika bei unterschiedlichen Betrieben und Berufen wichtig und notwendig ist. In den meisten Fällen wird die Auswahl auf zwei oder drei Ausbildungsberufe fokussiert.

"Elternhaus muss Werte fördern"

Welche Fähigkeiten von Jugendlichen werden in Schule / Elternhaus zu wenig gefördert oder geschätzt?

Hier sind es weniger die Schulfächer, die in Abständen durch die Schule benotet werden, sondern die persönlichen und sozialen Kompetenzen des Schülers, die bereits in der 2. Hälfte der Schulausbildung – egal welcher Schultyp – von den Eltern gefördert und begleitet werden sollten. Hier spreche ich die Primärtugenden, wie Hilfsbereitschaft und Geduld, sowie die Sekundärtugenden, wie Fleiß, Pünktlichkeit, Pflichtbewusstsein etc. an. Dies sind Werte, die vom Elternhaus gefördert werden müssen. Auch später in der Ausbildung und am Arbeitsplatz wird auf diese Tugenden Wert gelegt.

"Viele Angebote zur Weiterbildung"

Stehen Jugendlichen heute mehr Wege offen als früher?

Hier kann mit einem klaren „Ja“ geantwortet werden, weil die Angebote zur Weiterbildung, egal in welcher Lebensphase, überdurchschnittlich hoch sind, z.B. im Handwerk bei sehr gutem Abschluss der Meisterprüfung, die der Hochschulreife gleichgestellt ist. Hier haben auch „Spätzünder“ die Möglichkeit, ein neues berufliches Weiterkommen zu erreichen.

"Persönliche Begleitung ist möglich"

Sind Schulabgänger heute schlechter auf das Berufsleben vorbereitet als früher?

Hierzu kann keine Pauschalaussage getroffen werden. Aus meiner Erfahrung (Begleiter einer Mittelschule) stelle ich fest, dass sowohl die Schulen als auch die Bundesagentur für Arbeit hervorragende Informationen zur Berufsausbildung vermitteln/anbieten. Leider findet diese Vermittlung in den meisten Fällen sowohl bei den Schülern als auch bei den Eltern (das ist doch Schulsache) kein Interesse. Ich verweise hier auf die jährliche Ausgabe „Berufe aktuell“ (enthält Kurzbeschreibungen von etwa 500 Ausbildungsberufen) von der Bundesagentur für Arbeit, die kostenlos jedem Interessenten zur Verfügung steht. Bei Schülern kann ich nur den Hinweis geben, Kontakt mit der Agentur für Arbeit (BIZ) aufzunehmen. Auch während der Ausbildung ist eine kostenlose persönliche Begleitung möglich. Darüber kann man sich unter vera.ses-bonn.de online informieren.

Generationen füreinander

Wer heute nach einem erfüllten Arbeitsleben in den Ruhestand geht, kann Auszubildenden eine große Hilfe sein. Zur Zeit beginnt der Weg in den Beruf für viele Jugendliche mit einem Fehlstart. In Deutschland werden fast 20 Prozent aller Lehrverträge vorzeitig gelöst, etliche bereits im ersten Jahr. Im Rahmen seiner Initiative VerA zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen gibt der Senior Experten Service (SES) Fachleuten im Ruhestand die Möglichkeit, sich für junge Menschen einzusetzen, denen die Ausbildung Schwierigkeiten bereitet: als lebens- und berufserfahrene Vertrauenspersonen, die Jugendlichen Halt und Orientierung geben.


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