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"Angst, Schmerz und Atemnot kann man in den Griff bekommen"

Stephan Pilsinger und Bundesgesundheitsminister Gröhe wollen Palliativmedizin ausbauen

Bundestagskandidat Stephan Pilsinger und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe machen sich für die Palliatvmedizin stark. (Bild: pi)

"Daran, wie wir mit den Menschen in ihrer letzten Lebensphase umgehen, kann man erkennen, wie entwickelt eine Gesellschaft ist", ist Stephan Pilsinger überzeugt. Wie Medizin am Lebensende aussieht und wie Menschen am Ende ihres Lebens versorgt werden, ist für den Bundestagskandidaten der CSU für München West und Mitte  ein zentrales Anliegen - auch aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit als Arzt in der Inneren Medizin. Pilsinger konnte nun Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe zu einem Abend über „Schmerz und Palliative Medizin" begrüßen.

Druck, den "Aus-Knopf" zu drücken?

2015 war das Thema zum letzten Mal im Fokus der Bundespolitik. Der Bundestag hat damals eine bessere palliativmedizinische, leidensmindernde Versorgung und Versorgung mit Hospizen beschlossen. Gleichzeitig  wurde eine Ausweitung der Sterbehilfe verhindert und ein Verbot von Sterbehilfevereinen festgelegt. Gleichzeitig wurde mehr rechtliche Klarheit für Angehörige und Ärzte geschaffen. „Selbstbestimmung“ am Lebensende kann nicht bedeuten, dass die Politik sich gänzlich raushalten sollte. Ohne Regelung ist nämlich alles erlaubt: geschäftsmäßige Sterbehilfefirmen, die in Seniorenzeitungen inserieren, wachsender gesellschaftlicher Druck auf Ältere, Gehandicapte, Ärmere, doch den „Aus-Knopf“ zu drücken. "Das wollen wir nicht", unterstrich Pilsinger, "vielmehr müssen wir uns überlegen, wie wir die letzte Lebensphase so wertvoll und angenehm wie irgendwie möglich machen können. Dazu gehört eine systematische palliativmedizinische Versorgung."

Zuhause sterben dürfen

"Wir können palliativmedizinisch sehr viel. In den allermeisten Fällen kann man Angst, Schmerz und Atemnot in den Griff bekommen", meinte dazu Minister Gröhe. Er veranschaulichte die Leitlinien der Palliativmedizin in Deutschland: Ziel müsse sein, dass die palliativmedizinischen Möglichkeiten überall bekannt sind und angeboten werden können. Ziel muss auch sein, dass für denjenigen, die in den eigenen vier Wänden ihren letzten Lebensmoment verbringen wollen, dies ermöglichen werde. 70 Prozent möchten das - nur für 20 Prozent ist das letztlich möglich.

In den letzten Jahren wurden viele Instrumente, z.B. im Rahmen der spezialisierten ambulanten palliativmedizinischen Versorgung, entwickelt – hier werden alle notwendigen Komponenten vernetzt: Pallativpflegefachkräfte, Seelsorger, Apotheker, Physiotherapeuten usw.

Zu den Pflegenden kommen

"Ziel muss sein, dass nicht der Pflegebedürftige nicht zur Palliativmedizin kommen muss, sondern umgekehrt", so Pilsinger, "Palliativmedizin muss dort stattfinden, wo der zu Pflegende ist." Dass Menschen wenige Tage vor Lebensende aus der Altenpflegeeinrichtung in ein Krankenhaus gebracht werden müssen, weil man in Seniorenheim die palliativmedizinische Versorgung nicht leisten kann, sei nicht der Zustand, den man sich wünsche. Deshalb müssen z.B. auch Altenpflegeeinrichtungen mit niedergelassenen Medizinern zusammenarbeiten, die diesen Mehraufwand auch vergütet bekommen, damit die Menschen bis zuletzt in ihrem Wohnbereich bleiben können.

Die Maßnahmen zur Verbesserung der Palliativmedizin sind nicht abgeschlossen. Zum Beispiel gilt es laut Bundesminister Gröhe, die weißen Flecken auf der Karte zu beseitigen, wo zum Beispiel die ambulante Versorgung noch ausgebaut werden kann.

Spielraum fü Hospize verbessert

Neben der palliativmedizinischen Versorgung sei auch die hospizliche Versorgung wichtig. Neben dem körperlichen Befinden steht der seelische Zuspruch, der genauso zur Betreuung am Lebensende dazugehört. Wichtiger Punkt: Die Sterbebegleitung wurde mit dem Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung ausdrücklicher Bestandteil des Versorgungsauftrages der sozialen Pflegeversicherung. Die finanzielle Ausstattung stationärer Kinder- und Erwachsenen-Hospize wurde verbessert. Der Mindestzuschuss der Krankenkassen wurde erhöht.  Zusätzlich werden für stationäre Kinderhospize eigenständige Rahmenvereinbarungen abgeschlossen. Insgesamt wurde der finanzielle Spielraum der Hospizdienste verbessert, erklärte Gröhe.

Ehrenamt stärken

Im Bereich der Hospize gilt es vor allem, die Angebote bekannt zu machen und die Situation der (ehrenamtlichen) Hospizhelfer weiter zu verbessern. Konkret wurde u.a. entschieden, dass auch die Ehrenamtler für Sachkosten für die Weiterbildung bezuschusst bekommen.


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