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65 Tage "umsonst" gearbeitet

Viele Frauen verdienen viel weniger als viele Männer

Frauen verdienten 2018 im Schnitt 4,37 Euro weniger als Männer (Bruttoverdienst / Stunde). Der größte Teil dieser Lücke ist auf „strukturelle" Gründe zurückzuführen. Blendet man diesen Teil aus, bleibt ein "unerklärter Rest" an Unfairness: Dann verdienten Frauen immer noch sechs Prozent weniger als Männer bei gleicher Qualifikation. (Bild: Statistisches Bundesamt)

Der kommende Mittwoch (das ist der 10. März) ist heuer „Equal Pay Day“. Das Datum ist ein Anhaltspunkt dafür, wie fair Frauen und Männer in Deutschland bezahlt werden: Je früher das Datum im Jahr liegt, desto gerechter geht es diesbezüglich in der Arbeitswelt zu.

Frauen in Deutschland verdienen laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer. Rechnet man diesen Prozentwert in Tage um, arbeiten Frauen 65 Tage umsonst. Diese ersten 65 Tage des Jahres sind am 10. März vorbei – ab dann bekommen auch Frauen Geld, so die bildliche Botschaft. Der Equal Pay Day hat sich vom zuvor festgelegten 14. März heuer um vier Tage nach vorne verschoben. Das ist ein positiver Schritt. Allerdings kein allzu großer.

Es gibt Gründe und "Unerklärtes"

Für die ungleiche Bezahlung gibt es eine Reihe "struktureller" Gründe: Frauen arbeiten zum Beispiel häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen und übernehmen seltener Führungspositionen als Männer. Sie arbeiten arbeiten häufiger als Männer in Teilzeit und in Minijobs und sie kümmern sich nach wie vor häufiger und länger um die Familie oder die Pflege von Angehörigen. Viele "frauentypische Berufe" werden zudem unterbewertet.

Anhand des durchschnittlichen Bruttostundenverdienstes wird diese Ungleichheit klarer: Männer verdienten 2018 mit 21,70 Euro 4,37 Euro mehr als Frauen. Von dieser 4,37-Euro-Lücke beruhen 3,09 Euro auf solchen strukturellen Gründen.

1,28 Euro dieser Lücke jede Stunde sind für die Statistiker "unerklärt". Sprich: Wenn man alle strukturellen Unterschiede ausblendet, bleibt der Verdienstunterschied immer noch unfairer: Demnach verdienten Frauen 2018 im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit und äquivalenter Qualifikation pro Stunde sechs Prozent weniger als Männer.

Zeigen, was geht

Der Equal Pay Day (EPD) wurde 2008 auf Initiative des Business and Professional Women (BPW) Germany e.V. erstmals in Deutschland durchgeführt und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Hauptanliegen ist es, faire Einkommen für Männer und Frauen zu schaffen.

Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen steigt weiter in der Rente - je nach Datenlage auf mehr als 30 bzw. 50 Prozent; Deutschland hat damit den größten "Gender Pension Pay Gap" unter den OECD-Staaten. Die Entgeltungleichheit zu durchbrechen ist eine Frage der Gerechtigkeit. Bei den bisherigen EPD-Kampagnen wurden Defizite benannt. Nun soll gezeigt werden, dass faire Bezahlung ein Gewinn für alle ist. Die EPD-Kampagne 2021 fordert alle gemeinsam auf, in ihrem Umfeld etwas zu ändern. Sie skandalisiert nicht, sondern zeigt, was möglich ist.


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