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"... sonst müssen wir Ihnen kündigen"

Florian von Brunn will Telekom-Kunden vor Umstellungskosten schützen

MdL Florian von Brunn, SPD. (Bild: pi)

"Ihr Handeln ist erforderlich", schreibt die Telekom derzeit viele ihrer Kunden an, "sonst müssen wir Ihren Anschluss leider bald kündigen." Tatsächlich tut sie das in Gebieten, wo Glasfaserkabel verlegt sind, seit Wochen mit Telefon- und Internet-Anschlüssen. Der Grund: Die Telekom will Analog- und ISDN-Telefonie durch Voice-over-IP-Telefonie (Internet-Telefonie) ersetzen. Bis Ende 2018 stellt sie ihr gesamtes Netz auf IP um, weil dies inzwischen die einheitliche technische Basis für viele Geräte sei.

Es funktioniert nicht

MdL Florian von Brunn ist verbraucherschutzpolitischer Sprecher der SPD; er hat bereits im Januar diese Umstellung kritisiert. Von Brunn findet, dass die Kundenbetreuung teilweise nicht funktioniert und die Umstellung viele Kunden, zum Beispiel ältere Menschen, überfordert. Viele Kunden haben die Telekom aus der Zeit vor der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes mitgenommen. Gerade diese älteren Kunden werden alleingelassen. Der Service sei "unglaublich schlecht", klagt von Brunn, die Telekom-Hotline "völlig überfordert". Die Telekom habe zwar versprochen, ihren Hotline-Service zu verbessern, Florian von Brunn ist angesichts der bei ihm nach wie vor eingehenden Beschwerden skeptisch: "Ich sehe das nicht" Noch immer landen Fälle von Kunden auf seinem Tisch, wo die Umstellung nicht wie zugesagt klappt und Probleme nicht gelöst werden. "Auf See und vor Gericht ist man in Gottes Hand", gibt von Brunn ein altes Wort wieder, "und bei der Telekom wohl auch."

"Normale" Kunden merken nichts

Betroffen sind von der Umstellung laut Telekom "wenige 10.000 Kunden" in München- und zwar nur solche, die bei der Telekom entweder Telefon- und Internetanschluss haben oder über sie Internet-Telefonie und TV nutzen. Der "reine" Telefonkunde sei von der Umstellung nicht betroffen und könne nach wie vor sein altes Telefon nutzen. Das bestätigt auch von Brunn.

Weil aus den Reihen der anderen aber viele Klagen kamen, hat er den Beirat der Bundesnetzagentur auf die Problematik aufmerksam gemacht. Diese hat darüber nicht öffentlich beraten und will weitere Gespräche mit den Verbraucherzentralen führen.  Die Münchner Verbraucherzentrale hatte bereits wie von Brunn Kundenbeschwerden gesammelt und wird nun über ihren Bundesverband ein Onlineportal öffnen, um weitere Kundenreaktionen aufnehmen zu können.

Umstellung kann kosten

Von Brunn kritisiert unter anderem, dass auf die Umstellung der Telekom für manche Kunden nicht geringe Kosten nach sich ziehe: ein neuer Router schlage leicht mit 150 Euro zu Buche; wer den Installationsservice der Telekom nutze, zahle dafür ebenfalls. Dazu können ISDN-Adapter (etwa 70 Euro) und neue Geräte für Hausnotruf etc. kommen. Von Brunns Tipp für Betroffene: Sie sollen von der Telekom eine Umstellungspauschale verlangen. 120 Euro zahle die Telekom ihren "umgestellten" Kunden - allerdings nur, wenn sie ausdrücklich dazu aufgefordert werde.

Die Umstellung dürfe den Kunden keine zusätzlichen Kosten aufbürden, fordert von Brunn, denn die Umstellung sei eine rein unternehmerische Entscheidung der Firma Telekom. Diese solle besser versuchen, ihre Kunden von ihrem neuen Produkt zu überzeugen, anstatt die Umstellung zu erzwingen.

Von Brunn sammelt Beschwerden

Nicht für jeden ist die Umstellung des Telefonanschlusses eine leicht zu bewältigende Aufgabe: Bei älteren Menschen und Pflegebedürftigen müsse berücksichtigt werden, dass unter Umständen ein Betreuer oder Pflegedienst im Spiel ist und kontaktiert werden muss, gibt von Brunn zu bedenken. Das könne nicht mit einem 0815-Telefonat erledigt werden.

Wer vom Umstellungsärger betroffen ist, kann sich an das Bürgerbüro des Münchner Abgeordneten wenden:

Bürgerbüro Florian von Brunn; Daiserstr. 27; 81371 München; Email: info@von-brunn.de.

Von Brunn leitet alle Klagen an Telekom und Verbraucherzentrale weiter und verfolgt, ob die Telekom ihnen nachgeht.


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