"Zum Glück habe ich die anfänglichen Bedenken beiseite geschoben"
Dr. Eva Moser, Leiterin des Bayerischen Wirtschaftsarchivs
Mit 17 Jahren ....
… träumen die wenigsten Teenager davon, ein Wirtschaftsarchiv zu leiten. Das war bei mir nicht anders. Erst Abitur und dann mal schauen, war meine Devise. Die Historie hat mich von klein auf interessiert: Ich habe geschmökert und Kostümfilme gesehen. Wie es in der Vergangenheit war, hat mich unglaublich fasziniert und so wollte ich immer mehr darüber wissen. Der Leistungskurs Geschichte hat dann den Ausschlag für ein Studium in diese Richtung gegeben. Mir war aber auch wichtig, an der Universität den Bezug zum richtigen Leben nicht zu verfehlen. Um den elterlichen Zuschuss aufzustocken, arbeitete ich immer montags in einer Buchhaltung. Das hat mir später beim Einstieg in den ersten Job sehr geholfen, denn so war ich mit Büroarbeit und dem Arbeitsleben bereits gut vertraut.
Noch im Studium wechselte ich von der Buchhaltung in ein Medienbüro, wo ich von der Pike auf lernte, langweilige Texte in druckreife Pressemitteilungen umzuschreiben. Auch das ist mir später sehr zugute gekommen. Daraus entwickelte sich kurzzeitig der Berufswunsch Journalistin, aber dann ergab sich gleich nach meinem Abschluss ein Einstiegsjob bei einer wissenschaftlichen Gesellschaft in Köln. Ein paar Jahre später kam eine große Chance, bei der ich erst zögerte. Bei der IHK für München und Oberbayern entstand ein Wirtschaftsarchiv. Der Auftrag: unwiederbringliche Quellenzeugnisse unseres Wirtschaftslebens bei traditionsreichen Unternehmen und Verbänden zu sichern und zu bewahren. Aber ich wollte doch keine „graue Archivmaus“ werden! Zum Glück habe ich diese anfänglichen Bedenken beiseite geschoben und bin mittlerweile sicher, meinen Traumjob gefunden zu haben.
Meine Kollegen und ich gehen bayernweit auf Spurensuche in Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und privaten Archiven. Wir sichten und bewerten Zeitdokumente und versuchen, die Sahnehäubchen für die Nachwelt zu erhalten. Mittlerweile verfügen wir über einen riesigen Fundus an wertvollen Schrift-, Bild- und Tondokumenten. Unsere Regale wären aneinandergereiht über fünf Kilometer lang – das würde vom Marienplatz bis zum Tierpark reichen. Für Wissenschaftler aus aller Welt sind wir gefragte Ansprechpartner bei ihren Forschungsvorhaben.
Das Bayerische Wirtschaftsarchiv ist eine Gemeinschaftseinrichtung der bayerischen Inustrie- und Handelskammern (IHK).
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