Zeit und Kraft schenken
Neue Ehrenamtliche im Malteser ambulanten Hospiz und Palliativberatungsdienst
Der Malteser Hospizdienst hat nun 15 neue Ehrenamtliche, die sich zwei Jahre lang auf ihre ehrenamtliche Hospiztätigkeit vorbereitet haben. Zum Abschluss ihrer Ausbildung gab es ein Zertifikat überreicht von den Ausbildern Irene Schuster, Beate Peters-Dürrschmidt und der Leiterin des Hospizdienstes Ina Weichel (v.l.). (Foto: us)
Seit November hat der Malteser ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst 15 neue Hospizhelferinnen. Damit kann der Hospizdienst insgesamt mit 75 Ehrenamtlichen Sterbende und Todkranke und ihre Familien im Würmtal, den angrenzenden Gemeinden und im nördlichen Landkreis Starnberg begleiten. „Hinzu kommen noch einmal 35 Ehrenamtliche im Kinderhospizdienst“, erklärt die Leiterin Ina Weichel. „Wir sind eine Ergänzung zur ärztlichen Versorgung, zum Pflegedienst und zur Seelsorge. Für unsere Ehrenamtlichen bedeutet der Dienst in erster Linie Zuhören und Dasein.“
Dass dies schwer genug sei, würde gleich in den ersten Stunden der Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizhelfer vermittelt. „Es ist eine große Verantwortung, die die Ehrenamtlichen auf sich nehmen“, so Irene Schuster. Mit der Anwesenheit in der Familie des Sterbenden sei es noch nicht getan. „Unsere Hospizhelfer entschleunigen die Situationen in den Familien. Es geht ja um Abschiednehmen, das macht jeder auf eine andere Weise. Unsere Hospizhelfer stellen sich darauf ein.“ Alleingelassen werde keiner. „Erstens können wir auf ein großes Netzwerk zurückgreifen und verweisen auch weiter, wenn wir nicht die richtigen Ansprechpartner sind.“ Und auch die Hospizhelfer werden durch das Dreiergespann mit der Leiterin Ina Weichel und den Koordinatorinnen Beate Peters-Dürrschmidt und Irene Schuster intensiv betreut.
Intensive Betreuung der Helfer
„Wir haben ein monatliches Treffen, bieten Supervision und Fortbildungen und sind eigentlich immer ansprechbar“, so Schuster weiter. Auch die zweijährige Ausbildung sei etwas ganz Besonderes. In 24 Wochenendkursen und Praktika werde über Medizinisches, wie Krankenbilder, Ernährung, Atemnot oder Rechtliches, wie Patentenverfügung, Vollmacht oder Kommunikatives, wie Wahrnehmen – Zuhören, Umgang mit Abschied und Rituale aber auch Persönliches, wie Spiritualität und Helferhaltung gesprochen.
„In der Ausbildung setzen sich die Teilnehmer intensiv mit allen Themen auseinander, die ihnen am Ende des Lebens begegnen können“, erläutert Weichel. „Auch die eigene Haltung zu Abschied und Lebensende, zu Trauer und Spiritualität ist wichtiges Thema.“ Immer gebe es mehr Bewerber als am Ende für die Ausbildung genommen werden können. „Wir wählen sorgfältig aus“, betont Beate Peters-Dürrschmidt. Infoabende, persönliche Gespräche und ein Fragebogen dienten zum Klarwerden, was der Bewerber möchte und was für ihn gut und stimmig sei. „Vielleicht empfehlen wir lieber einen Besuchsdienst im Altenheim. Auch das ist möglich“, ergänzt Weichel.
Über den Tod etwas fürs Leben lernen
„Obwohl es zu 100 Prozent ums Sterben geht, habe ich wahnsinnig viel über das Leben gelernt“, meint Kiki Xander, eine der neuen Hospizhelferinnen. Für Ilse Leuß war es ein zehnjähriger Entscheidungsprozess, der am Ende zu der Ausbildung geführt hat. „Ich habe keine Berührungsängste mit dem Sterben“, sagt sie. „Ich habe viele Angehörige gepflegt und viele gute Erfahrungen im Beistehen und gegenseitigen Unterstützen gemacht.“ „Ich habe gesunde Kinder und eine glückliche Familie“, so Evelyn Batz. „Ich habe aus dieser Stärke heraus viel zu geben. Und es gibt viele, die etwas brauchen. Deswegen habe ich mich entschieden, Hospizhelferin zu werden.“
Heutzutage finde das Sterben am Rande des Lebens statt. Dabei sei es ein wichtiger Teil. Diesen Teil bewusst ins Leben zu holen, Mut zu machen und die Liebe zum Menschen auszudrücken, sei es, was die Hospizarbeit so besonders machen, betont Weichel. Zwar verlange dieses Ehrenamt viel, schließlich müssten Familie, Beruf und Hospizdienst unter einen Hut gebracht werden. „Aber unsere Helfer schenken Zeit und Kraft, das hat so große Qualität“, stellt Schuster abschließend fest. „Und damit tun sie so viel auch für die Trauerzeit in der Familie. Wenn der Sterbende gut begleitet wird, ist der Abschied leichter zu ertragen.“
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