"Wunderbare Ergänzung möglich"
Adoption von älteren Tieren hat viele Vorteile
Ab wann ist man eigentlich "alt"? Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat? Wenn die körperliche Fitness nachlässt? Oder wenn man einen bestimmten Erfahrungsschatz gesammelt hat? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Wenn das beim Menschen schon so kompliziert ist, wie ist es dann bei Tieren? "Genauso schwer zu beantworten und aufgrund unterschiedlicher Arten und Rassen sogar noch komplizierter", sagt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein München. "Manche Hunderassen gelten bereits mit acht Jahren als Senioren. Katzen hingegen merkt man das Alter ab etwa zehn Jahren an. Kaninchen leben durchschnittlich zehn Jahre, Ratten wiederum nur ungefähr zwei Jahre. Eine Antwort darauf zu geben, ab wann diese Tiere alt sind, ist beinahe unmöglich."
"Sie werden unterschätzt"
Viele der Schützlinge, die im Münchner Tierheim leben, sind älter als fünf Jahre. Ob in der Blüte ihres Lebens oder bereits mit ersten Alterserscheinungen: Für sie sucht der Tierschutzverein unermüdlich liebevolle Menschen, die sie bei sich aufnehmen. "Dabei machen wir leider oft die Erfahrung, dass gezielt nach jungen Tieren gefragt wird. Die Älteren werden einfach unterschätzt. Dabei steckt in ihnen noch viel Potenzial, sie wollen meist gar nicht geschont werden", versichert Brettmeister. Das liege daran, dass Tiere viel anpassungsfähiger seien als der Mensch, denn "selbst wenn sie blind oder taub werden, sind sie durch ihren hervorragenden Geruchs- und Tastsinn niemals so eingeschränkt wie man oft meint."
Unter dem Motto "Alte Tiere - gute Kumpels" versucht der Verein sowohl für die Adoption älterer Haustiere zu sensibilisieren als auch Besitzern älterer Tiere klar zu machen, dass ein höheres Lebensalter nicht gleich "Schongang" bedeuten sollte. "Man kann durchaus, wenn auch etwas eingeschränkt, mit ihnen spielen, tollen und sie körperlich wie auch geistig fordern."
Wann lieber ein älteres Tier?
"Gerade für unerfahrene Halter sowie ältere Menschen sind Seniortiere oft besser geeignet als Jungtiere; hier ist eine wunderbare Ergänzung möglich", weiß Brettmeister und erklärt: "Die Ansprüche der Tiere an ihre Besitzer sind dann nicht mehr so hoch wie bei Jungtieren, die man noch mit viel Aufmerksamkeit erziehen muss. Außerdem sind sie ausgeglichener, ruhiger und ziehen sich auch gerne mal für ein paar Stunden zurück, was optimal ist für Berufstätige und ältere Menschen, die selbst ein Nachmittagsschläfchen machen wollen. Seniorentiere haben zudem bereits eine Grunderziehung genossen, sind stubenrein und man kann sie mal alleine lassen, ohne dass sie die Einrichtung zerstören."
Von solchen Verbindungen profitieren beide Parteien: Das Tier vom Kuscheln und "Sich-Streicheln-Lassen" und der Halter, weil er einen Ansprechpartner und neue Verantwortung hat. "Wer sich nach einen älteren tierischen Begleiter sehnt und unseren Tierheim-Senioren eine Chance geben möchte, kann gerne Mittwoch bis Samstag von 13 bis 16 Uhr in der Riemer Straße 270 vorbeischauen oder kommenden Sonntag, 16. Juli, von 10 bis 17 Uhr unser großes Sommerfest zum 175. Jubiläum besuchen. Neben einem tollen Rahmenprogramm hat unsere Tiervermittlung von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Wir freuen uns auf Sie!", sagt Judith Brettmeister.
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