"Wohnungsmarkt ist ein Witz"
Erzieherin Katrin Weber lebt in einer Dienstwohnung
Eines hat Katrin Weber aus der ganzen Sache gelernt: „Umso krasser es sich anhört, desto eher bekommt man auch Hilfe“. Trotzdem war es für die 42-jährige Erzieherin ein komisches Gefühl, als sie vor einigen Jahren beim Münchner Wohnungsamt und dort bei der Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit vorstellig werden musste. „Glücklicherweise bin ich aber an den richtigen Sekretär geraten, so dass wir schneller als üblich eine Dienstwohnung vermittelt bekommen haben“, erzählt die städtische Angestellte, die im Hort an der Guldeinschule arbeitet.
Eigenbedarf angemeldet
Heute wohnt Weber mit ihren zwei jugendlichen Kinder im Alter von 14 und 17 Jahren in einer 72 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung in Sendling: „Ich schlafe im Wohnzimmer, denn meine Tochter und mein Sohn können sich in diesem Alter wirklich kein Zimmer mehr teilen“, berichtet Weber, die vor einigen Jahren aus Griechenland wieder zurück nach München gezogen ist. „Zunächst hatten wir Glück, denn im Haus, in dem meine Schwester lebt, war eine Wohnung frei, die wir nehmen konnten.“ Doch dann habe der Besitzer nach zweieinhalb Jahren Eigenbedarf angemeldet.
Schier unmöglich
„Erst da wurde mir klar, dass der freie Wohnungsmarkt in München eigentlich ein Witz ist, vor allem für Berufstätige im Mittelstand“, so Weber. Es sei ihr schier unmöglich vorgekommen, etwas zu finden, das bezahlbar und in der Nähe von Schule und Arbeit ist. „Es ist wichtig, dass man nicht so weit weg wohnt, denn MVV-Tickets für zwei Kinder verschlingen auch monatlich einen ordentlichen Betrag“, erklärt die Alleinerziehende.
Sie findet es schade, dass sich Menschen, die für die Gesellschaft so wichtige Berufe ausüben wie den der Erzieherin, kaum noch in der Stadt halten können. „Dabei liebe ich diesen Job wirklich“, betont Weber. „Ich kann mich hier auf jede erdenkliche Weise einbringen und kreativ ausleben.“
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