"Wir sind bereit für die Übernahme der Verantwortung"
Josef Schmid verspricht der Stadt einen Neuanfang - mit den Grünen?
Verkrustet ist das rot-grüne Stadtratsbündnis, die Münchner SPD nach bald 8.720 Tagen des langen Administrierens müde: So die Einschätzung desjenigen, der sich für einen "Neubeginn" begeistert und ihn anführen will: Josef Schmid. Er will im zweiten Anlauf endlich Christian Ude beerben - auch mit Hilfe CSU-ferner Wähler. Der Oberbürgermeisterkandidat der CSU denkt dabei vor allem an die Grünen: Die sollten sich trauen, sich aus festgefahrenen Positionen und der Umarmung eines ermüdeten Handlungspartners zu lösen, lockte Schmid. Die liberale, die offene, die transparente Partei sei in München längst die CSU, sagte er. Als Oberbürgermeister wolle er keine starren "Koalitionen" (die gibt es in Kommunalparlamenten wie dem Stadtrat eigentlich auch nicht), sondern sachbezogene Mehrheiten finden.
"Wir hören zu"
Drei Monate vor der Kommunalwahl stellte Josef Schmid im Neuen Rex in Laim die ersten Wahlplakate vor und zog Bilanz unter seine Schmidsprechen-Touren. Ein ganzes Jahr lang war er mit seinem Wahlkampf-Bulli in allen Münchner Stadtbezirken unterwegs: "Schmidsprechen hat das ganze Jahr meinen Terminkalender bestimmt." Der Münchner CSU-Bezirksvorsitzende Ludwig Spaenle würdigte Schmids Einsatz: "Er hat unglaublich viel Zeit in seine Stadtteilbesuche investiert und sie intensiv vorbereitet." Mit dem Schmidsprechen in den Vierteln habe die CSU ein Signal gesetzt: "Wir gehen zu den Menschen, wir hören zu". Die CSU sei konzentriert und innerlich gesammelt, so Ludwig Spaenle: "Wir sind bereit für die Übernahme der Verantwortung." Die Partei sei "geschlossen wie nie" und stehe hinter ihrem Kandidaten Josef Schmid.
"Ich habe viel gelernt"
Der zeigte sich als zuversichtlich und zupackend, als Macher, aber nicht aufdringlich: Auf seinen ersten fünf Plakaten, von denen 4.000 in der Stadt geklebt werden, sind Fotos zu sehen, die bei den Stadtviertelbesuchen entstanden. Es fehlen Parolen, es fehlt sogar die Nennung der CSU. "Ich habe viel gelernt. Danke", steht in kleinen Lettern auf den Plakaten.
Seine Besuche vor Ort (für Schmid waren es diesmal die dritten Stadtteilbesuche) will der CSU-Kandidat nicht als kurzes Grüß-Gott-Sagen verstanden wissen. "Ich wollte erfahren, wie es wirklich aussieht." Vor Ort ergebe sich oft ein anderer Blickwinkel auf eine Sache als aus den Stadtratspapieren. Große Themen in allen Vierteln seien der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum und der schlechte Zustand vieler Schulen gewesen. Viele Probleme, die beim Schmidsprechen benannt wurden, habe man umgehend dem Stadtrat vorgelegt. Die Erfahrungen und Anregungen der Bürger werden zudem in das umfangreiches Wahlprogramm der CSU einfließen, das im Januar vorgelegt werde, versprach Schmid. Er setzt auf die Münchner Bürger. "Kein Mensch in Deutschland wird von so vielen Menschen direkt gewählt wie der Münchner Oberbürgermeister", erklärte Ludwig Spaenle. "Wir wollen nicht nur verwalten", meinte Spaenle, "wir wollen einen Gestaltungsauftrag" - und einen "Neuanfang mit Josef Schmid."
Damit dieser Aufbruch möglich wird, sei die CSU durchaus "offen für Neues", fügte Spaenle an und deutete dabei auf seine - grün gestreifte - Krawatte.
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