"Wir möchten Bewusstsein schaffen"
Straßenkatzen: Kastration durchbricht den Teufelskreis
In Deutschland leben laut Angaben des Tierschutzbundes "rund zwei Millionen Katzen auf der Straße, in Hinterhöfen oder in stillgelegten Industriegebäuden". Sie stammen ursprünglich von unkastrierten Hauskatzen ab und führen jeden Tag aufs Neue einen harten Kampf ums Überleben. Auf das Klischee, Katzen seien Selbstversorger und auf den Menschen nicht angewiesen, erwidert Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München: "Der Jagdtrieb der domestizierten Katze ist zwar noch vorhanden, aber ihre zur Jagd notwendige Geschicklichkeit sowie die Empfindlichkeit ihrer Sinnesorgane haben sich zurückentwickelt. Eine ausgesetzte Hauskatze, die vom Mäusefangen leben soll, kann sich nicht ausreichend ernähren – und schon gar nicht ihren Nachwuchs!"
Teufelskreis Nachwuchs
Doch Nachkommen stellen sich immer wieder ein, denn bereits mit einem halben Jahr sind Katzen geschlechtsreif. "Weibliche Katzen werden mehrfach im Jahr rollig, vornehmlich in der Zeit zwischen April und September", erklärt Brettmeister. Komme es während dieser Phase zur Paarung, bringt die Katze nach etwa 66 Tagen durchschnittlich vier bis sechs Junge zur Welt. Deren Überlebenschancen auf der Straße seien zwar gering, doch durch die vielen Nachkommen steige die Zahl der Straßenkatzen in Deutschland weiterhin. "Für den Tierfreund bietet sich daher ein trauriges Bild: Elende, kranke und halb verhungerte Katzen, befallen von Flöhen und Würmern und geplagt von Mangelernährung, Verletzungen und Infektionskrankheiten wie Katzenschnupfen", bedauert die Tierschützerin und betont: "Wir vom Tierschutzverein München möchten bei den Bürgern ein Bewusstsein für diese Problematik schaffen. Daher bitten wir alle Katzenbesitzer und die, die es noch werden wollen: Lassen Sie Ihre Freigängerkatze - ganz gleich ob Männchen oder Weibchen - frühzeitig kastrieren und verhindern sie eine unkontrollierte Vermehrung der Tiere!" Nur auf diese Weise könne die dramatische Anzahl der Katzen ohne ein liebevolles Zuhause langfristig reduziert werden. Die Kastration sei ein verhältnismäßig harmloser Routineeingriff und habe nur Vorteile: "Dadurch reduziert sich der Fortpflanzungstrieb und die damit einhergehenden Streitigkeiten. Empfohlen wird der Eingriff bereits ab dem fünften Lebensmonat, kurz vor Eintritt der Geschlechtsreife."
"Katzen"-Bettwäsche gesucht!
Im Münchner Katzendorf, das im April 2016 in Riem eröffnet hat, werden von den Pflegern des Tierschutzvereins täglich bis zu 200 Katzen versorgt, darunter auch viele ehemalige Straßenkatzen. "Bei einer durchschnittlichen Verweildauer von sechs Wochen sind dies jährlich weit mehr als 1500 Katzen pro Jahr – Tendenz steigend."
Aktuell sind die Katzendorf-Mitarbeiter auf der Suche nach Deckenbezügen, welche sie gut als Wäschesäcke verwenden können. Wer also ein bisschen Platz im Schrank schaffen und ein paar Deckenbezüge loswerden möchte: "Wir freuen uns über die Spende! Die Bezüge können einfach in der Spendenhütte links vor dem Haupteingang des Tierheims (Riemer Straße 270) abgelegt werden", so Brettmeister.
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