"Wir können etwas ändern!"
Mission equal will dem Frauenfußball die verdiente Anerkennung verschaffen und Mädchen unterstützen
Fußball ist die schönste Nebensache der Welt und gerade im Fußballland Deutschland nahezu allgegenwärtig. Fußball in Deutschland ist vor allem aber auch eines: männlich. Wie in zu vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen finden sich auch im Fußball Ungleichheiten. Angefangen mit eingeschränkten Verfügbarkeiten von Trainern und Trainingsmöglichkeiten, über nicht vorhandene vereinsinterne und institutionelle Unterstützung bis hin zu fehlender medialer und monetärer Wertschätzung erfährt der deutsche Frauenfußball unfaire Behandlung.
Unterschiede von Anfang an
Um hier zu Gunsten des Mädchen- und Frauenfußballs den Ausgleich zu erzielen, tritt mission equal an. Der Verein ist nun auch mit seiner Seite www.missionequal.de online gegangen und damit offiziell gestartet. Die beiden Initiatorinnen Svenja Grundl und Dagmar Specht berichteten beim "Anpfiff" in der Flyeralarm Lounge von den unterschiedlichen Erfahrungen, die Mädchen und Jungen auf dem Fußballplatz machen. Die Ungleichheiten seien von Anfang an deutlich zu spüren. "Wir wollen genau hier, an der Basis in den Vereinen ansetzen, um Jungs und Mädchen zu unterstützen", erklärte Svenja Grundl. "Und wir möchten Mädchen unterstützen, die einfach nur ambitioniert Fußball spielen wollen!"
Dass dabei viele Hürden zu überwinden sein werden, ist ihr und Dagmar Specht klar. "Es gibt viel zu tun", so Specht, "das historisch gepflegte Klische vom Frauenfußball sitzt fest im Sattel und wird unser größter Gegner sein." Gleichwohl gehen beide mit mission equal zuversichtlich aufs Feld: "Alles ist möglich", sind sie überzeugt, "wir können etwas ändern!"
Der WM-Schwung verpuffte
Unter der Leitung von Sportjournalist Oliver Forster entstand beim Start von mission equal eine rege Diskussion zur Situation des Frauenfußball in Deutschland. Einig waren sich Silke Raml (Vizepräsidentin des BFV und Vorsitzende des Frauen- und Mädchenausschusses des DFB), Karin Danner (Managerin der Frauenfußballabteilung des FC Bayern), Marina Hegering (deutsche A-Nationalspielerin in Diensten des FC Bayern) sowie die mission-equal-Vorstände Svenja Grundl und Dagmar Specht vor allem in einem Punkt: Die Unterstützung des Frauenfußballs in Deutschland wurde in den vergangenen zehn Jahre gerade von Seiten des DFB sträflich vernachlässigt. Der Schwung aus den gewonnenen Weltmeisterschaften (2003 / 2007) und der Heim-WM 2011 verpuffte; die Spielerinnen und ihr Sport verschwanden von den Bildschirmen und aus den Köpfen der Öffentlichkeit.
"Wir haben Rückschritte gemacht", fasste Danner zusammen. In der öffentlichen Wahrnehmung stehe der Frauenfußball trotz zweier WM-Titel, acht EM-Titel, einer olympischen Goldmedaille und vier Champions-League-Titeln auf Vereinsebene im Abseits, bilanziert mission equal. Deshalb gehe der Verein für Chancengleichheit, mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung des Frauenfußballs in die Offensive.
"Wir brauchen mehr Sichtbarkeit"
"Wir müssen viel mehr für Mädchen tun und mehr Sichtbarkeit schaffen", unterstrich Danner. Viel zu selten werden Spiele der Frauen im Fernsehen übertragen, viel zuwenig werden die Sportlerinnen und ihre Leistungen in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Das sah Marina Hegering genauso: "Wir brauchen mehr Sichtbarkeit und müssen gute Bedingungen an der Basis für die Spielerinnen schaffen."
"Die Zeit ist dafür längst reif", bekräftigte Silke Raml. Über positive Entwicklungen freute sich die Runde allerdings auch: In Bayern befinde man sich da sogar auf einer Insel der Glückseligen, denn der Mädchenfußball werde im BFV im Gegensatz zu anderen Landesverbänden finanziell gezielt gefördert, erinnerte Raml. "Es hat sich viel zum Positiven entwickelt, es bewegt sich etwas", meinte auch Karin Danner, "der Weg geht steil nach oben."
Erste Schritte werden also getan, gerade auch in Bayern. Die sind aber nicht genug. Deshalb begrüßen Silke Raml, Karin Danner und Marina Hegering die Offensive „mission equal“. Sie ist ein neuer Player im herausfordernden Spiel um die Anerkennung, Wahrnehmbarkeit, Wertschätzung und auch die daraus resultierende Vermarktbarkeit des Frauenfußballs. Sie werden den Verein und seine Arbeit weiter unterstützen.
Das ist unfair
Training
Mädchen- und Frauen-Teams werden in den Vereinen hinsichtlich der Trainingsplätze und -zeiten sowie bei der Ausrüstung häufig benachteiligt.
Trainer
Es gibt keine Trainerinnen (Stand 8/2021) in der Bundesliga. Die Qualifikation der Mädchen- / Frauen-Trainer erreicht nur selten das Niveau der Jungen- / Männer-Trainer.
Gehalt
Bundesliga-Spielerinnen müssen sich teilweise mit nur 450 Euro / Monat begnügen; in unteren Ligen findet gar keine Bezahlung statt.
Öffentlichkeit
Frauenfußball findet in vielen Medien so gut wie nicht statt – in den "sozialen" Medien z.B. zu 97 % nicht.
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