„Wir brauchen keine Geschlechterstereotype“
Wir alle wollen eine geschlechtergerechte Arbeitswelt. Wenn Sie – wie die „gute FeeF im Märchen – mit einem Fingerschnippen drei Dinge in Beruf, Schule, Familie, Gesellschaft oder Politik sofort ändern könnten: Was würden Sie tun, um für ein bisschen mehr Fairness unter den Geschlechtern zu sorgen?
Für eine geschlechtergerechte Arbeitswelt werden die Grundsteine bereits in der frühkindlichen Bildung gelegt. Wie oft erleben wir, dass Mädchen dazu erzogen werden, brav, hübsch und höflich zu sein, während Jungen dagegen ermutigt werden, frech, wild und mutig zu sein. Kinder werden aktiv in diese Rollen gedrängt. Das muss endlich aufhören. Wir brauchen keine Geschlechterstereotype, die unseren Kindern vermitteln: Männer werden Ärzte, Frauen werden Krankenschwestern.
Damit Frauen und Männer die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten, halte ich geschlechterparitätische Stellenbesetzungen für sinnvoll. Dabei werden Frauen und Männer jeweils hälftig berücksichtigt. Was in der Politik schon lange üblich ist, könnte ich mir auch gut für Unternehmen vorstellen. Wenn sowohl weibliche als auch männliche Perspektiven in wichtige Planungen einfließen, werden Entscheidungsprozesse optimiert. Die Unternehmen werden flexibler und leistungsfähiger, würden also enorm davon profitieren.
Wenn wir wollen, dass Frauen und Männer die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten, brauchen wir dafür unbedingt Entgeltgleichheit – also gleiches Geld für gleiche und gleichwertige Arbeit. Davon sind wir leider noch meilenweit entfernt. 21 Prozent beträgt die Lohnlücke zwischen dem Einkommen von Männern und Frauen in Deutschland. Damit sind wir Schlusslicht im internationalen Vergleich. Wir brauchen die Aufwertung von frauentypischen Berufen. Die Berufswahl im sozialen wie im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich muss frei von Rollenstereotypen oder Barrieren bei der Vereinbarkeit von Familie und Karriere erfolgen. Hier ist die Politik gefragt. Sie muss Unternehmen in die Pflicht nehmen, Arbeitskräfte fair und gleich zu bezahlen. Dabei darf es keine Rollen spielen, ob Arbeitnehmer*innen Teilzeit oder Vollzeit arbeiten.
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