Wer wird Sie im Alter pflegen?
„Haben Sie eine Betreuungs- oder Patientenverfügung unterschrieben? Und wer wird Sie im Alter pflegen?“ Die Münchner Wochenanzeiger fragten die Menschen in München und den Umlandgemeinden. Lesen Sie hier die Antworten:
Ludwig Wörner, 1. Vorsitzender der Wohnungsgenossenschaft München West und der Diakoniestation Westend, Schwanthalerhöhe:
„Ja, die habe ich bereits vor etwa acht Jahren gemacht. Ich halte die Verfügungen für selbstverständlich und für notwendig. Schließlich will ich am Ende meines Lebens nicht von der Kunst der modernen Medizin traktiert werden. Als Single braucht man zudem eine Vertrauensperson, die sich im Fall des Falles kümmert, und dafür sorgt, dass die behandelnden Ärzte die Verfügung auch bekommen. Als Chef der Diakoniestation Westend denke ich doch, bei Bedarf gut gepflegt zu werden. Ich kenne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ja persönlich. Sollte ich mal gar nicht mehr alleine zurechtkommen, würde ich - eventuell zusammen mit anderen Pflegebedürftigen im Bezirk - privat eine Pflegekraft anstellen.“
Regine von Chossy, Künstlerin, Schwanthalerhöhe:
„Nein – ich habe bisher noch nie an solche formellen Verfügungen gedacht. Gepflegt werden will ich nie, meine Kinder möchte ich auf keinen Fall damit belasten. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass ich mal unvermittelt sterbe, beispielsweise im Meer ertrinke, oder mir ein ähnlich plötzliches Lebensende bevorsteht.“
Alfred Nagel, Bezirksausschuss Sendling-Westpark, Sprecher der CSU-Fraktion:
„Ja, meine Frau und ich haben schon vor vielen Jahren eine Betreuungsvollmacht verbunden mit einer Patientenverfügung gegenseitig unterschrieben. Allerdings haben wir eine einfache Methode angewandt, indem wir vorgefertigte Formulare des Bayrischen Justizministeriums unterzeichnet haben. Eine genauere Betrachtung hat uns aber bewogen, diese Unterlagen vor dem Notar zu beurkunden. Der Grund: Die ohne Notar gezeichneten Vollmachten sind nur im Original gültig. Kopien, z. B. zur Weiterreichung und Aufbewahrung bei den Kindern, werden im Ernstfall nicht anerkannt, wenn das Original nicht auffindbar ist. Anders bei der notariellen Beurkundung: Es können gültige Kopien angefertigt werden. Grundsätzlich gilt jedoch: Besser eine ohne Notar gezeichnete Betreuungsvollmacht als gar keine! Wer wird uns im Alter pflegen? Eine gute Frage. Unser Wunsch ist, dass dies der jeweils gesunde Partner tut und organisiert, solange er selbst noch in der Lage dazu ist. Auch die Kinder haben ihre Bereitschaft bekundet. Nur, in die Zukunft kann niemand schauen. So sind wir als Eheleute uns auch einig, in ein Heim zu gehen, wenn familiäre Pflege nicht oder nicht mehr möglich sein sollte.“
Stephan Reichel, Forum Westend, Schwanthalerhöhe:
"Was weithin nicht bekannt ist: nur weniger als zehn Prozent der Menschen werden vor ihrem Tod längere Zeit pflegebedürftig; die Rate steigt erst bei über 80-Jährigen an. Und selbst bei den Hochbetagten bleibt die Mehrheit nicht pflegebedürftig. Mir hat kürzlich die junge afghanische Familie, welche ich im Kirchenasyl mit anderen vor der Abschiebung in Krieg und Not gerettet habe, ungefragt versichert: 'Wir pflegen Dich, wenn Du mal alt bist.' Das ist die beste Pflegeversicherung, die man sich denken kann. Verfügungen habe ich bislang keine, auch wenn sie sinnvoll sind."
Dennys Koller, Obermenzing:
"Verfügungen habe ich bislang keine unterschrieben. Darüber denke ich nach, wenn ich krank oder alt bin. Sollte ich mal Pflege benötigen, wird meine Frau die übernehmen – sofern sie das dann noch kann. Falls nicht, ist es Aufgabe von Angehörigen. Zumal ich keine Kinder habe, wären Geschwister, Nichten oder Neffen in der Pflicht. Meine Familie kam ehedem aus Bosnien nach Deutschland. Bei uns wird niemand ins Heim abgeschoben; Betreuung von Senioren wird innerhalb der Familie organisiert."
Günter Keller (SPD), Vorsitzender Bezirksausschuss Sendling-Westpark:
"Ja, meine Frau und ich haben gegenseitig eine Patienten- und Pflegevereinbarung abgeschlossen. Auch unsere Kinder wissen darüber Bescheid. Gott sei Dank erfreuen wir uns beide noch guter Gesundheit. Wenn es aber einem von uns mal schlechter gehen sollte, ist es selbstverständlich, dass der andere hilft. Unterstützung erhalten wir dann auch von unseren drei Kindern."
Katja Graf, gesetzliche Betreuerin beim SkF:
„Ich, und auch mein Mann, haben eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht mit den jeweils eigenen Wünschen und Vorstellungen verfasst. Beides soll den anderen befähigen, im medizinischen Ernstfall für den Erkrankten handeln zu können. Und falls eine rechtliche Betreuung notwendig werden sollte haben wir uns gegenseitig als einzusetzenden Betreuer angegeben. Wie ich selbst im Alter gepflegt werden möchte, habe ich dagegen noch nicht abschließend für mich geklärt. Bei relativ leichter Pflegebedürftigkeit würde ich mir aus heutiger Sicht wünschen, zuhause von einem Pflegedienst versorgt zu werden. Bei umfangreicherer Pflegebedürftigkeit ziehe ich aber auch stationäre Pflege, also einen Heimplatz, in Betracht. Ich möchte weder meinen Partner noch meinen Sohn mit der Pflege belasten. Finanziell sind jedoch die ambulante wie auch die stationäre Versorgung kostenintensiv, so dass im Einzelfall entschieden werden muss, was finanziell für uns machbar ist.“
Manuela Aigner, Diplom-Sozialpädagogin im Alten- und Service-Zentrum Sendling:
„Sich Gedanken um Alter, Krankheit und Tod zu machen, kann belastend sein und wird oft verdrängt. Dennoch ist es wichtig, Vorsorge zu treffen! Wer soll für mich die Dinge des täglichen Lebens regeln, wenn ich selbst auf Grund von Krankheit, Alter oder einem Unfall keine Entscheidungen mehr treffen kann? Möchte ich immer die medizinische Maximalversorgung oder sollen Ärzte in bestimmten Fällen die lebenserhaltenden Maßnahmen unterlassen? Für junge und alte Menschen – und für Angehörige – ist es letztlich entlastend, die Zukunft geplant zu haben!“
Michael Mattar, Stadtrat München (FDP):
„ Ich habe schon vor einigen Jahren eine Betreuungs- und Patientenverfügung verfasst. Zwar ist eine solche Verfügung – ohne ein drohendes Krankheitsbild – teilweise allgemein gehalten, aber trotzdem ganz wichtig. Vor allem kann die Verfügung jederzeit geändert und angepasst werden. Schon deshalb sollte niemand Angst haben, hier eine langfristige Bindung und Verfügung einzugehen. Vielmehr ist dies eine sinnvolle Vorsorge. Wer mich im Alter mal pflegen wird, kann ich schwer sagen. Schließlich hängt dies natürlich ganz entscheidend von einer Krankheit oder einem Krankheitsverlauf ab. Wünschen tun wir uns sicher alle, dass dies im häuslichen Umfeld erfolgt.“
Gerlinde Wouters, Förderstelle für Bürgerschaftliches Engagement (FöBE):
„Betreuungs- und Patientenverfügung und Pflege? Ganz wichtige Fragen und ich habe die Vorsorgevollmacht - sogar die aktuelle Version - schon zu Hause, aber noch nicht ausgefüllt. Warum „noch nicht?“ Der Gedanke ist unangenehm, so beeinträchtigt zu sein, dass man seine eigenen Angelegenheiten nicht mehr erledigen kann. Bei meinem Vater war es allerdings entscheidend, dass er die Patientenverfügung unterschrieben hatte und so in Frieden einschlafen konnte. Jetzt habe ich einen Termin vereinbart, an dem ich mich über eine Pflegeversicherung informieren werde. Das gehe ich jetzt aktiv an. Deshalb finde ich es ganz prima, dass der Wochenanzeiger auf diese Themen aufmerksam macht.“
Stefanie Scherr, Verwaltungsmitarbeiterin im Kursana Domizil Pullach:
„Früher habe ich mir darüber nie Gedanken gemacht. Jeder meint ja, dass ihm selber so was nie passieren würde: ein Pflegefall? Unvorstellbar! Leider kann es aber ganz schnell passieren. Seit ich in einem Pflegeheim arbeite, wurde mir das bewusst. Ich habe mir dann das komplette Paket geholt: Vorsorge für Unfall, Krankheit und Alter durch Bankvollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung. Mit Mutter und Schwester, die natürlich auch noch keine Vorsorge getroffen hatten, habe ich das ausgefüllt. Wie ich im Alter gepflegt werden möchte, weiß ich noch nicht genau. Bis dahin sind es ja noch ein paar Jahre und es wird sich sicherlich einiges ändern – ich lasse mich überraschen.“
Hans Bauer, Mitglied des Bezirksausschusses 19 (SPD):
"Jetzt haben Sie mich erwischt! Bis vor einem Jahr hat unsere Familie das Thema stündlich beschäftigt, da meine Schwiegermutter an Demenz erkrankt war, was uns sehr belastete. Auch die eigene rechtliche Vorsorge mittels Betreuungs- oder Patientenverfügung war da oft Gesprächsthema, sogar die Formblätter für eine Patientenverfügung hatten wir schon aus dem Internet heruntergeladen. Leider trat das Thema dann in den Hintergrund. Auf Grund der aktuellen Thematisierung im Münchner Wochenanzeiger machen wir nun 'Nägel mit Köpfen' und schieben diese Fragen nicht länger auf die lange Bank. Damit wir im Alter möglichst keine Pflege benötigen, achten wir auf eine vernünftige, gesunde Lebensführung und wenn doch der Pflegefall eintritt hoffe ich, dassunsere Familie, unterstützt von professionellen Kräften und Einrichtungen meiner Frau und mir einen guten letzten Lebensabschnitt ermöglichen können. Beim Thema Pflege und Betreuungbedarf es aber noch großer gesellschaftlicher Anstrengungen, nicht nur wegen der finanziellen Anforderungen. Das ist auch ein Thema der aktuellen Politik: Stichwort Solidarität!"
Sascha Straub, Verbraucherzentrale Bayern:
"Jeden von uns kann es jederzeit treffen. Durch Krankheit, Unfall oder altersbedingt können wir unsere Fähigkeit zur Selbstbestimmung verlieren. Nicht mehr in Lage zu sein, über Dinge des täglichen Lebens wie Geldausgaben, Kündigung von Verträgen oder die eigene medizinische Behandlung entscheiden zu können, macht einfach Angst. Angst ist aber ein schlechter Berater. Persönliche Wünsche und Vorstellungen sollten besser frühzeitig durch Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und einer Betreuungsverfügung rechtsverbindlich formuliert werden. Die Verbraucherzentrale bietet hierzu einen Ratgeber zur Patientenverfügung mit allen wichtigen Informationen sowie, Formulare und Textbausteine an."
Henning Clewing, Mitglied im Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23):
„Es ist sehr wichtig, sowohl eine Betreuungs- als auch eine Patientenverfügung zu haben. Auch wenn es zwei ganz verschiedene Dinge sind. Eine Patientenverfügung ersetzt die Äußerungen gegenüber einem Arzt, zu denen man dann selbst nicht mehr in der Lage ist. Mit einer Patientenverfügung kann ich selbst bestimmen. Viele Menschen wollen darüber nicht nachdenken. Das ist falsch – und auch schon für junge Menschen wichtig. Die Betreuungsvollmacht habe ich meinen drei Söhnen gegeben. Wie sie das dann machen, falls es für mich einmal nötig wird, weiß ich nicht. Sie stehen alle im Beruf und müssen das dann irgendwie arrangieren. Darüber mache ich jetzt noch keine Gedanken. Wenn irgendetwas zu regeln ist, sollen das meine Söhne bestimmen. Das haben wir so auch festgelegt.“
Pfarrer Georg Rieger (50), Leiter des Pfarrverbands Laim:
„Ich habe eine Patientenverfügung, ja. Bestimmt schon seit 20 Jahren. Ich finde das sehr wichtig und sage das auch immer bei Ehevorbereitungsgesprächen, weil man ja jetzt nicht mehr allein ist. Ich habe einen Bruder, der ein paar Jahre jünger ist, der würde mich pflegen. Ansonsten würde ich aber auch in ein Pflegeheim gehen. Ich kann mir vorstellen, dass ich mich da auch wohl fühlen würde, da ich frühzeitig hingehen und mich eingewöhnen würde und nicht erst wenn ich ganz krank oder dement bin.“
Klaus-Michael Dengler, Geschäftsführer der GEWOFAG:
„Über das Thema Älterwerden und alles, was damit zu tun hat, also auch den Aspekt Pflege und die Frage nach einer Betreuungs- oder Patientenverfügung, denkt man nicht täglich nach. Gerade wenn man sich fit und gesund fühlt, verdrängt man gerne, dass man selbst natürlich auch älter wird und sich mit diesen Fragen auseinandersetzen muss. Den ersten Schritt haben meine Frau und ich schon gemacht: Wir haben beide eine Patientenverfügung. Und ich habe mir fest vorgenommen, dieses Thema in nächster Zeit für mich persönlich noch intensiver anzugehen, um für den Ernstfall gut vorbereitet zu sein. Denn schließlich lässt sich eine Krankheit oder der Eintritt eines Pflegefalls nicht vorhersehen. Meist geschieht das unerwartet und dann muss plötzlich alles ganz schnell gehen. Häufig wird einem erst bewusst, wie wichtig es ist, sich mit diesem schwierigen Thema zu beschäftigen, wenn in der Verwandtschaft oder im Freundeskreis jemand Unterstützung benötigt. So wie bei uns in der Familie meine Schwiegermutter, um die meine Frau und ich uns kümmern.“
Anton Bramböck (71), Rentner:
„Eine Patientenverfügung habe ich. Sie ist nur noch nicht gültig, weil der Notar noch nicht unterschrieben hat. Wir haben uns mit meiner Frau von unserem Arzt beraten lassen und haben da gemerkt, dass man nicht alles einfach gleich unterschreiben sollte. Aber eine Patientenverfügung sollte man machen. Generell würde meine Frau mich pflegen. Von meinen Kindern würde ich es nicht verlangen, weil die ihre eigenen Verpflichtungen haben, obwohl die das sicher auch machen würden. Und sollte meine Frau nicht in der Lage sein, dann würde ich einen Pflegedienst beauftragen oder wir würden gemeinsam ins Altenheim gehen.“
Ursula Lonk (71), Rentnerin:
„Nein, da habe ich mir noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Aber ich bin auch noch nicht krank, es ist alles in Ordnung. Ich habe auch gar keine Zeit dafür, weil ich immer noch sehr viele Aufgaben habe. Aber grundsätzlich ist das wichtig, ich weiß das schon. Ich habe eine Tochter. Die ist zwar berufstätig, aber was in ihrer Macht steht und was man ihr auch zumuten kann, das würde sie sicher tun. Wenn es für sie aber zu anstrengend wird, dann würde ich auch in ein nettes Altenheim gehen.“
Konrad Stöckl (61) Rentner:
„Nein. Nur geplant und verschoben. Aber ich will das noch vor Weihnachten machen, das ist unser diesjähriges Ziel. Meine Ehefrau wird mich pflegen, weil die super Gene hat, da sind wir uns soweit handelseinig. Aber sie achtet jetzt schon so sehr auf mich, mit Fitness und Ernährung, dass ich vermutlich noch lange gesund bleibe und das Thema Pflege nicht zur Debatte steht.“
Birgit Gammel (58), Pastoralreferentin im Pfarrverband Laim:
„Nein, ich habe sie noch nicht unterschrieben – mit schlechtem Gewissen noch nicht. Ich halte es nämlich für dringend notwendig und es steht auch im nächsten Vierteljahr zusammen mit der Vorsorgevollmacht an. Ich hatte von meiner Mutter beides und hielt das für sehr sinnvoll. Da wir keine Kinder haben, denken wir, dass wir wohl eine Einrichtung aufsuchen werden, die dann zu dem gegebenen Gesundheitszustand passt: Ob eine stationäre Einrichtung oder betreutes Wohnen. Außerdem sprechen wir darüber gerade auch mit Personen wie etwa meinen Neffen, dass dann auch dafür gesorgt wird.“
Dieter Reiter, Münchner Oberbürgermeister:
"Ja, ich habe vor einiger Zeit zusammen mit meiner Frau eine Patientenverfügung unterschrieben. Zugegeben, es war nicht ganz einfach, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Das verdrängt man ja gerne. Aber ich will diese schwere Entscheidung, sollte sie einmal verlangt sein, nicht meiner Frau oder den Kindern überlassen. Ich selbst kann mir ein Leben, das nur durch künstliche Ernährung und medizinische Apparate erhalten wird, nicht vorstellen. Zu einem Leben in Würde gehört für mich auch ein würdevolles Sterben. Natürlich muss das jeder für sich ganz persönlich entscheiden. Sollte ich einmal auf Pflege angewiesen sein, würde ich mich gern in die Hände von ausgebildeten Pflegern begeben – und mich über Besuche meiner Kinder und Enkelkinder immer freuen.“
Christine Strobl, dritte Bürgermeisterin München:
"Pflegebedürftigkeit kann in jedem Alter eintreten. Ein Unfall oder eine schwere Krankheit kann ebenso einschränkend wirken wie hohes Alter, deshalb wäre eine Patientenverfügung schon notwendig. Ich sollte eigentlich auch schon längst eine gemacht haben. Umgekehrt wird man im hohen Alter aber auch nicht automatisch pflegebedürftig. Viele Menschen können und wollen ihren Lebensabend in der eigenen Wohnung verbringen. Wie die Münchnerinnen und Münchner hoffe auch ich, möglichst lang selbstständig in vertrauter Umgebung leben zu können. Wenn es nicht mehr allein geht, gibt es in München glücklicherweise ein breites Angebot vom betreuten Wohnen (auch in Wohngemeinschaften) bis hin zu Altenpflegeheimen."
Andreas Lotte, Landtagsabgeordneter (SPD):
"Zunächst einmal gleich das Wichtigste: Ja. Ich habe eine Patientenverfügung unterschrieben! Darüber hinaus gibt es auch eine Vorsorgevollmacht, in der festgelegt ist, wer mich – im Falle des Falles - vertreten kann. Ich bin 40 und natürlich ist es nicht ganz einfach, sich mit gerne verdrängten Dingen wie Alter, Gebrechen und Tod – kurz: mit der Hinfälligkeit unseres Seins – auseinanderzusetzen. Da gehört schon ein Quäntchen Mut dazu. Aber wer sich dieser Verantwortung nicht stellt, riskiert, dass die Angehörigen mit einer 'Hausaufgabe' belastet werden, die nicht die ihrige ist."
Dr. Claus Lehner, Vorsitzender der Geschäftsführung der GBW GmbH:
"Ich kümmere mich derzeit um die Betreuung meiner Mutter und organisierte vor drei Jahren für sie die Nachbarschaftshilfe durch das Deutsche Rote Kreuz. Über meine Pflege- bzw. Betreuungsmöglichkeiten im Alter werde ich mir sicherlich in den nächsten Monaten verstärkt Gedanken machen. Wer mich im Alter pflegen wird, kann ich noch nicht sagen, ich hoffe aber, dass mich jemand aus der Familie betreuen oder mich zumindest in Alltagssituationen unterstützen kann."
Regina Beckmann-Kimpfbeck, Leiterin der Grundschule an der Königswieser Straße, Fürstenried:
"Ich habe vor drei Jahren eine Betreuungs- und Patientenverfügung unterschrieben, nachdem mein Mann und ich zwei Informationsveranstaltungen hierzu besucht haben. Ich würde mir / uns eine Dame engagieren, die mich / uns im Alter pflegen würden, wenn wir dies nötig haben. Wir hatten bis vor Kurzem abwechselnd drei Damen bei uns mit im Haus wohnen, denn unsere 93-jährige Tante konnten wir das letzte halbe Jahr nicht mehr alleine lassen. Das hat mit zwei Damen gut geklappt, mit der dritten nicht so gut. Wir hatten Platz genug, dass die Dame bei uns wohnen konnte. Wir haben vier Töchter, die alle berufstätig sind. Sie werden sich sicher um uns kümmern, aber uns nicht rund um die Uhr pflegen können."
Micky Wenngatz, stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses 19, Fürstenried:
"Ich habe schon seit vielen Jahren eine Patientenverfügung ebenso wie eine Vorsorgevollmacht unterschrieben. Man kann ja nie wissen, ein Unfall ist schnell passiert und ich möchte sichergehen, dass dann meine medizinische Versorgung so gestaltet ist, wie ich es mir für so eine Situation wünsche und sich der Mensch um meine Betreuung kümmert, mit dem ich ausführlich gesprochen habe und der mein Vertrauen besitzt."
Michael Franke, 1. Vorsitzender der FT Gern:
„Aktuell habe ich noch keine Betreuungs- oder Patientenverfügung unterschrieben. Ich möchte mich aber bald mit dem Thema auseinander setzen, da es Sinn macht, solche Dinge zu regeln, solange sie noch weit genug weg scheinen. Ich denke, man kann aus einer Sicherheitsdistanz heraus rationalere Entscheidungen treffen. Für meinen Lebensabend habe ich ein spezielles privates Modell. Mir schwebt eine größere WG mit vielen Freunden und deren Frauen (falls vorhanden :-)) vor. Dabei setze ich primär auf gegenseitige Unterstützung. Und wenn es brennt, muss sich die Gemeinschaft halt entsprechend mit externen Pflegekräften behelfen. So wär der Plan, der hoffentlich realisierbar wird.“
Ulrich Rothdauscher, Leiter der Polizeiinspektion Neuhausen (PI 42):
„Wenn Sie mich so fragen, dann wird mir bewusst, dass ich schon lange eine Patientenverfügung unterschreiben wollte. Ich halte das für notwendig, da die Gesetzeslage die Ärzte verpflichtet, mich auch dann am Leben zu erhalten, selbst wenn das Leben in der dann gegebenen Form für mich keinen Sinn mehr macht, d.h. nach meinen Vorstellungen kein Leben, sondern nur noch ein Vegetieren darstellt. Dies aber genau auszudifferenzieren soll die Patientenverfügung leisten und da habe ich noch Nachholbedarf. Wer mich im Alter pflegen wird, ist schwer zu beantworten. Ich hoffe natürlich, dass eine Pflege – wenn überhaupt – nur kurzzeitig an meinem Lebensabend notwendig wird und dass dann meine Familie mir zur Seite steht. Aber wenn der tägliche Pflegebedarf aufwendiger sein sollte, dann kann es auch sein, dass ich mich in die Hände von geschulten Pflegekräfte begeben muss, alleine schon um meine Familie zu entlasten. Insgesamt Gedanken, die man gerne mal vor sich hinschiebt; gleichwohl ist es wichtig, sich mit diesen Themen zu beschäftigen.“
Waltraud Hörnchen, Seniorenbeirätin im Münchner Süden:
"Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Notwendigkeit von Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht immer predige, selbst aber bis jetzt den entscheidenden Schritt noch nicht gemacht habe. Meine Verwandten, Schwester, Nichte und Neffe sind relativ weit weg (Baden-Württemberg), somit ist das alles nicht so einfach. Ich werde wohl das tun, was ich auch schon alleinstehenden Senioren und Senioren geraten habe und mich an einen Betreuungsverein wenden. Natürlich hoffe ich, wie sicher alle im fortgeschrittenen Alter, dass ich mich möglichst lang selbst versorgen kann und mein Alter auch noch länger genießen kann. Was ich selbst dafür tun kann, beweglich bleiben, geistig und körperlich, versuche ich zu machen. Wie wohl die meisten Seniorinnen und Senioren möchte ich solange wie möglich in meiner Wohnung bleiben. Alten- und Servicezentren und andere Beratungsstellen der Stadt, Nachbarschaftshilfen und nicht zuletzt die neuen Projekte 'Wohnen im Viertel', wo innerhalb der Wohnungsgesellschaften Hilfen angeboten werden, bieten hier zusammen mit den unterschiedlichen Angebote von Pflegediensten Alternativen zu einem Umzug ins Pflegeheim."
Ludwig Weidinger, Vorsitzender des Bezirksausschusses 19:
"Nein, ich habe weder eine Betreuungs- noch eine Patientenverfügung unterschrieben. Aber die Aktion der Münchner Wochenanzeiger ist für mich Anlass, mal ernsthaft darüber nachzudenken. Über eine eventuelle Pflegesituation im Alter habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, da ich hoffe, noch lange ohne fremde Hilfe auszukommen."
Viola Lombard, Gautinger Insel:
„Die Beschäftigung mit dem Thema Patientenverfügung ist immer heikel. Aber ich merke in meiner Arbeit mit Senioren, dass es für die Betroffenen sehr erleichternd und befreiend ist, wenn sie sich dem Thema gestellt und es abgeschlossen haben. Dann haben alle Frieden geschlossen. Ich persönlich bin gerade sehr mit dem Thema beschäftigt, da meine Mutter pflegebedürftig ist und wir nichts dergleichen vereinbart haben. Das sensibilisiert mich zusätzlich.“
Inga Schauder, Gautinger Insel:
„Die Frage nach der Patientenverfügung ist immer sehr intim. Schließlich muss sich der Betroffene Gedanken dazu machen, wie mit ihm und seinem Lebensende umgegangen werden soll. Wir bieten in der Gautinger Insel Beratungen und Informationen zu den Themen Patientenverfügung und Vorsorgevollmachten auch in Einzelgesprächen an. Denn Information darüber ist schon ein großer Schritt zur Vollmacht. Übrigens sollte nicht leichtfertig mit den Vollmachten umgegangen werden. Die zu Pflegenden und die pflegenden Personen sollten sich intensiv darüber auseinandersetzen, ob sie das wirklich wollen und was das alles bedeutet. Auch ich persönlich halte das so.“
Franziska Miroschnikoff, Seniorenbeirätin Pasing-Obermenzing:
„Zu uns kommen häufig Ratsuchende, die Informationen zur Patientenverfügung und Vorsorgevollmachten möchten. Am liebsten verweise ich auf die Info-Broschüre für vier Euro im Buchhandel, in der alle Formulare schon in doppelter Ausführung sind. Auch im ASZ oder beim Vdk wird geholfen. Wichtig ist, dass die Betroffenen nicht bis zum Notfall warten, sondern möglichst sofort tätig werden. So habe ich das auch persönlich gemacht. Ändern kann man immer noch. Ich erlebe immer wieder, dass die Betroffenen wahnsinnig erleichtert sind, wenn sie sich zu diesen Vollmachten durchgerungen haben und die nötige Vorsorge getroffenen haben.“
Margarethe Reifinger, Diplom-Psychologin und Regionalbeauftragte "Elterntalk" aus Germering:
"Ich habe lange Zeit in der Beratung gearbeitet und auch Menschen im Bereich Patientenverfügung und Vollmacht beraten. Trotzdem lag der Vordruck mehr als zwei Jahre in einer Schublade – ich musste mich erst damit auseinandersetzen und das brauchte seine Zeit. Inzwischen haben wir, mein Mann und ich, sowohl eine gegenseitige Vollmacht als auch eine Patientenverfügung. Das war ein wichtiger Schritt für mich: ich habe jetzt, wo ich noch selbst entscheiden kann, diese Entscheidung getroffen, wie es sein soll, wenn ich einmal nicht mehr entscheiden kann: ich möchte in Würde sterben dürfen. Mit allen Konsequenzen. Denn ob diese Entscheidung für die Zukunft auch immer gilt, kann ich einfach jetzt nicht wissen. Aber dieses Risiko nehme ich in Kauf für die Gewissheit: Ich habe mich für ein würdevolles Sterben entschieden! Was die Frage betrifft, wer mich einmal pflegen wird: Diese Frage kann und will ich jetzt noch nicht beantworten. Ich vertraue auf meine Beziehungen zu meinem Mann und den Kindern. Das ich für mich das Wichtigste. Nicht alles kann ich heute schon entscheiden, weil ich gar nicht weiß, wie die Zukunft sein wird.“
Dagmar Mosch, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bezirksausschuss 22, Aubing:
"Das ist einer der Punkte, die ich demnächst angehen werde. Jede/r kann zu jeder Zeit in die Situation geraten, dass auf eine Patientenverfügung zurückgegriffen werden muss beziehungsweise danach gefragt wird. Ich denke, je jünger ein Mensch ist, desto weniger macht er sich über Krankheit, Tod oder Leiden Gedanken. Das ist einerseits gut, andererseits ist das frühzeitige Kundtun der eigenen Meinung, wie zum Beispiel im Falle von lebensverlängernden Maßnahmen mit dem eigenen Körper umgegangen werden soll, letztendlich entscheidend. In der Gesellschaft gibt es zwar schon einen offeneren Umgang mit diesem Thema, aber es muss noch offensiver darüber diskutiert und geworben werden.“
Ursula Geierhos, Pfarrgemeinderätin St. Quirin, Aubing:
"Bis jetzt habe ich keine Betreuungsvollmacht oder Patientenverfügung unterschrieben. Ich weiß, dass es an sich sehr sinnvoll ist, aber so etwas schiebt man gerne so vor sich her. Ich habe die besten Vorsätze, mir hier Gedanken darüber zu machen und etwas auszufüllen, beziehungsweise zu schreiben. Vor allem möchte ich meinen Angehörigen gerne ersparen, hier eine Entscheidung treffen zu müssen."
Lena Eberl, Stadtmarketing Germering:
"Auch für mich als jungen Menschen ist das Thema Pflege durchaus interessant. Da ich bereits an meinen beiden Omas gesehen habe, wie wichtig die Pflege im Alter ist und vor allem wie wichtig eine Patientenverfügung ist, wollen mein Freund und ich unsere Patientenverfügungen demnächst fertigstellen. Leider vergisst man solche eigentlich extrem wichtigen Dinge im Alltag immer viel zu oft, doch die Unterlagen liegen bereits auf dem Schreibtisch. Wer mich im Alter einmal pflegen soll, kann ich heute leider noch nicht sagen. Ich wünsche mir allerdings, dass ich meinen zukünftigen Kindern keine große Last sein werde. Meine eine Großmutter litt an Demenz und war die letzten drei Jahre ihres Lebens in einem Seniorenheim. Auch wenn es nicht immer schön war, meine Oma in einem Altersheim besuchen zu müssen, so war sie dort doch sehr gut aufgehoben und mein Opa war jeden Tag bei ihr. Generell finde ich es sehr wichtig, dass sich auch junge Menschen schon mit diesem Thema auseinandersetzen, denn wir alle werden früher oder später mit diesem Thema konfrontiert.“
Stefan Kolbe, Bürgermeister Karlsfeld:
"Meine Frau und ich haben uns gegenseitig eine Vollmacht erteilt. Eine solche Verfügung ist sehr wichtig, da man sonst später keine Möglichkeit mehr hat, durchzugreifen. Falls mich meine Frau nicht pflegen kann, würde ich mir wünschen, dass meine Kinder das übernehmen. Aber was genau passieren wird, kann man ja nie sagen."
Reinhard Pobel, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Gemeinderat, Karlsfeld:
"Ich habe noch keine Patientenverfügung ausgefüllt, habe das Formular aber bereits zu Hause liegen. Sollte ich im Alter pflegebedürftig werden, würde ich ein Heim bevorzugen, da ich weiß, wie belastend die Pflege für die Angehörigen sein kann."
Anita Neuhaus, Karlsfeld:
"Da ich im Seniorenbereich tätig bin, habe ich natürlich eine Vorsorgevollmacht. Es ist ganz wichtig, eine zu haben, da das Dokument von den Ärzten anerkannt wird und als Wunsch des Patienten gilt. Ich werde bald 75, da muss ich mir um solche Dinge schon Gedanken machen.
Ich habe so viel Elend in den Heimen gesehen; meine Tante etwa lag 20 Jahre lang im Bett. Sie konnte nicht sprechen, nicht lesen, sie wurde gefüttert und lag einfach nur da. Das will ich nicht. Ich will im Alter nicht gepflegt werden. Ich habe immer selbstbestimmt gelebt und will nicht plötzlich von jemandem abhängig sein. Ich will nie jemandem zur Last fallen. Wenn ich mich nicht mehr selbst versorgen kann, möchte ich nicht mehr leben."
Elfriede Peil, Karlsfeld:
"Ich habe das Formular bei mir liegen, schiebe es aber ständig vor mir her. Im Alter würde ich gerne selbstständig bleiben und nicht auf Pflege angewiesen sein. Was ich mir allerdings vorstellen könnte wäre eine Senioren-WG."
Renate Hörl, Mitarbeiterin im Servicecenter des BRK in Dachau:
"Ja, ich habe seit drei Jahren eine Vollmacht, da ich weiß, wie wichtig diese ist. Im Alter würde ich am liebsten in einer Mehrgenerationen-WG wohnen, wo sich die jungen Bewohner um die älteren kümmern."
Helga Wölwich, Pflegedienstleitung der BRK-Sozialstation in Dachau:
"Meine Betreuungsverfügung ist noch in Arbeit. Aber es ist ein Muss für jeden, so etwas zu haben, egal ob jung oder alt. Sollte ich im Alter pflegebedürftig sein, will ich auf keinen Fall in ein Heim, sondern so lange wie möglich zu Hause von einem ambulanten Pflegedienst versorgt werden."
Mechthild Hofner, Hebamme und Bündnis-Vorsitzende, Karlsfeld:
"Die Verfügungen liegen bereits in der Schublade, leider noch nicht ausgefüllt. Es ist aber beabsichtigt, diese auch für die drei volljährigen Kinder auszufüllen, da es für Personen jeglichen Alters von großer Bedeutung ist, damit bewusst getroffene, selbständige Entscheidungen dann in entsprechenden Fällen auch respektiert und umgesetzt werden.
Wer mich im Alter betreut kann mit Sicherheit nicht im Voraus festgestellt werden. Mein Wunsch wäre, solange wie möglich zu Hause betreut zu werden, evtl. gegenseitig durch den jeweiligen Partner, unterstützt durch einen Pflegedienst oder eine eigene Pflegekraft. Auch eine 'Alters-WG' könnte ich mir vorstellen, die zusätzlich Pflegedienste in Anspruch nehmen würde. Darüber hinaus würde ich mir natürlich wünschen, dass sich bis zuletzt das derzeit gute Verhältnis zu meinen vier Kindern erhält, und diese mir ab und zu Besuche abstatten würden. Eines meiner Kinder verspricht mir lachend, er wird reich, und finanziert mir den 'besten und exklusivsten Pflegeplatz'."
Anna Hanusch, Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9):
"Nein, bisher noch nicht. Da das Leben aber leider oft nicht vorhersehbar ist, wäre es wohl auch in meinem Alter schon sinnvoll darüber nachzudenken. Und hoffentlich pflegt mich jemand, der es gerne macht und gut dafür bezahlt wird. Ich bekomme bei der Generation meiner Eltern mit, wie schwierig es ist möglichst lange unabhängig zu bleiben und gleichzeitig für den Moment vorbereitet zu sein, in dem man sich nicht mehr selbst versorgen kann und Hilfe benötigt. Ich hoffe es gelingt Lösungen zu entwickeln, die diesen Übergang ermöglichen und nicht vom Geldbeutel abhängig sind – aber es ist eine riesige Aufgabe."
Prof. Brigitte Mayinger, Chefärztin der Medizinischen Klinik II am HELIOS Klinikum München West:
"Mit der Betreuungsverfügung kann man vorsorglich festlegen, wer vom Gericht als Betreuer bestellt werden soll, wenn man möglichweise krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage ist. Bei der Betreuungsverfügung können dem Betreuer auch inhaltliche Vorgaben gemacht werden, wie z.B. ob im Pflegefall eine Betreuung zu Hause oder im Pflegeheim erfolgen soll.
In einer Patientenverfügung hingegen trifft man bestimmte Entscheidungen im Bereich der medizinischen Versorgung im Voraus für den Fall, dass man später nicht mehr in der Lage ist, diese Entscheidung wirksam zu treffen. Ein Beispiel hierfür ist die Frage, ob lebensverlängernde Maßnahmen bei unheilbaren Krankheiten durchgeführt werden sollen.
Als Ärzte sind wir oft mit diesen Themen konfrontiert und sehr froh, wenn bereits entsprechende Verfügungen vorliegen, da wir im Interesse und Sinne des Patienten handeln wollen. Insbesondere in unserem Palliativbereich, wo wir Schwerstkranke betreuen, sind dies Fragen, die wir regelhaft abklären müssen."
Dr. med. Nikolaus Demmel, Chefarzt Klinik für Viszeralchirurgie, HELIOS Klinik München Perlach:
„Ich halte die Patientenverfügung für enorm wichtig. Sie sollte rechtzeitig vorliegen, da man nicht wissen kann, wann man in die Situation kommt, in der wichtige Maßnahmen abgewogen werden müssen. Manchmal sind auch die Angehörigen unserer Patienten nicht über die konkreten Wünsche unserer Patienten informiert. Im konkreten Notfall sind wir Ärzte im OP dann damit konfrontiert, wichtige, lebensrettende Entscheidungen zu treffen. Es ist sehr schwierig, für einen fremden Menschen die Abwägung zu treffen, was wohl sein Wunsch und Absicht gewesen wären. Wenn wir keine Erklärung dazu vorliegen haben, entscheiden wir immer pro Leben.
Ich empfehle wirklich jedem Menschen, der an einer schwerwiegenden, chronischen Erkrankung leidet, sich über eine Patientenverfügung Gedanken zu machen.“
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