Wer packt mit an?
Mobile Werkstatt der Caritas sucht rüstigen Handwerker
Günther Höllrigl ist von Anfang an dabei. "Ich brauche Bewegung, und bevor ich Geld ins Fitnessstudio hinein trage, mach ich doch lieber etwas Nützliches", sagte sich der gelernte Schreiner. 2008 war das, als das Caritas-Zentrum in der Schrenkstraße 3 die "mobile Werkstatt" ins Leben rief und ehrenamtliche Handwerker suchte. Aktuell sind sie zu dritt im Team: Yukhym Zhytomyrskyy ist 93 Jahre alt und repariert jeden Dienstag Fahrräder. Günther Höllrigl (80) zieht derweil mit Johann Pravez (70) los, um bei Leuten mit niedrigem Einkommen kleine Reparaturen auszuführen. Koordiniert werden die Einsätze im Caritas-Zentrum von Diplom-Sozialpädagogin Jasmin Hasiba. Sie kann im Moment nicht alle Anfragen erfüllen: Das Handwerker-Team braucht Verstärkung von ein oder zwei weiteren Ehrenamtlichen.
Kleine Reparaturen
"Am besten würde ein Rentner zu uns passen", sind sich die Herren einig. Sie wünschen sich nämlich einen Kollegen, der langfristig dabei bleibt, damit sie mit dem Einarbeiten nicht immer wieder von vorn anfangen müssen. Ein neuer Mitarbeiter geht zunächst mit einem erfahrenen mit. Was es in den Wohnungen so zu tun gibt? Gardinenstangen anbringen. Schränke zusammenbauen. Kücheneinrichtungen anpassen. Waschmaschinen anschließen. Nägel in die Wand schlagen. "Kleinere Reparaturen, für die man normalerweise keinen Handwerker bekommt", erklärt Jasmin Hasiba. Alleinerziehende Mütter, ältere Menschen, Leute die Hilfe brauchen – sie melden sich bei ihr telefonisch mit der Anfrage.
Auch Stammkunden
Alle zwei Wochen dienstags kommt das Team der mobilen Werkstatt morgens in den Caritas-Räumen zum Frühstück zusammen und geht bei Kaffee und Croissants die Aufträge durch. Jasmin Hasiba ruft bei den Kunden an und vereinbart direkt die Termine. Pro Einsatz bittet die Caritas um eine freiwillige Spende von fünf Euro, die in den Budget-Topf kommt. Dieser wird ansonsten von einem Sponsor aufgefüllt. Etwa die Hälfte der Kunden seien Leute, die sich zum wiederholten Mal melden und es gebe auch Stammkundschaft. "Bei manchen hat man auch den Eindruck, sie freuen sich einfach, wenn jemand kommt", sagt die Koordinatorin.
Nicht immer möglich
Aufträge vermittelt auch das Sozialbürgerhaus. Es erkennt in der Regel Anträge von Leistungsempfängern auf neue Geräte an, wenn das Team der mobilen Werkstatt bestätigt hat, dass das alte nicht mehr zu reparieren ist. Wenn den Handwerkern eine gewünschte Reparatur nicht möglich erscheint, "dann lassen sie es einfach", so Jasmin Hasiba. Die Ehrenamtlichen seien für ihre Tätigkeit auch haftpflichtversichert. Sie bekommen 25 Euro Fahrtkosten, das Einsatzgebiet erstreckt sich nämlich übers Westend hinaus in benachbarte Stadtviertel.
Rollbarer Werkzeugkasten
Yukhym Zhytomyrskyy hingegen bleibt in der Werkstatt, das ist ein Raum im Untergeschoss des Alten- und Servicezentrums (ASZ) in der Tulbeckstraße 31. Hier repariert er Fahrräder, die der Caritas gespendet oder von der Stadt überlassen wurden. Bedürftige Menschen können dann über das Caritas-Zentrum ein funktionstüchtiges Fahrrad bekommen. In diesem Werkstatt-Raum lagert auch das Werkzeug und das benötigte Material der mobilen Handwerker. Nach der Einsatzbesprechung am Dienstag morgen gehen die drei Rentner von der Schrenkstraße hinüber ins ASZ und Günther Höllrigl und Johann Pravez packen ihren rollbaren Werkzeugkasten, mit dem sie sich anschließend auf den Weg machen. Von den Kunden bekommen sie viel Dankbarkeit. Auch die Caritas bedankt sich bei ihren Ehrenamtlichen: Im Sommer lädt Jasmin Hasiba ihr Werkstatt-Team zu einem Ausflug ein, im Dezember zum Weihnachtsessen.
Menschen mögen
"Für mich sind meine Ehrenamtlichen Könige", sagt Jasmin Hasiba. "Wenn sie etwa nur zu bestimmten Zeiten mitmachen können, ist das selbstverständlich und lässt sich einrichten. Was ich aber erwarte, sind Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit." Die Caritas verlange auch ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis. Hilfreich für die Einsätze vor Ort seien auch Freundlichkeit und Toleranz. "Die Handwerker erleben schon viel", meint die Diplom-Sozialpädagogin. "Man muss Menschen mögen."
Interessenten melden sich im Caritas-Zentrum per Mail bei jasmin.hasiba@caritasmuenchen.de oder Telefon (089) 5003550.
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