"Wer einen Schatz hat, sollte ihn auch hüten"
Gemeinsames Interesse: MdL Michael Piazolo fordert Rücksichtnahme an der Isar
Michael Piazolo (Freie Wähler): "Die Isar ist für mich das Herz Münchens und ein Lebensquell. München würde es ohne die Isar ja auch gar nicht geben. Das sollten wir uns immer ins Bewusstsein rufen. Ich persönlich liebe unsere renaturierte Schönheit als Naherholungs- und Tierparadies vor der eigenen Haustür. Für mich bedeutet die Isar Freiheit, frische Luft und bei Hochwasser auch immer Respekt vor der Kraft der Natur." (Foto: job)
An der Isar treffen zwei grundsätzliche Interessen aufeinander: der Wunsch, zu feiern, und das Bedürfnis der Anwohner nach Schutz und Ruhe. MdL Michael Piazolo (Freie Wähler) setzt sich für die Anwohner ein. Johannes Beetz sprach mit ihm über die Lage.
"Es geht um das richtige Maß"
Warum ist es so schwer, an der Isar beide Interessen in Einklang zu bringen?
Michael Piazolo: Ich finde, dass beides sich schon in Einklang bringen lässt. Es geht hier vor allem um die gegenseitige Rücksichtnahme. Das Prinzip „leben und leben lassen“ könnte als Leitschnur dienen. Wenn ich in der Natur an der Isar feiern möchte, dann muss ich doch nicht mit einer 500-Watt Anlage, 20 Einweggrills anrücken und anschließend meine Flaschen im Isarkies zerschlagen und den Müll auf dem Boden liegen lassen, oder? Die Anwohner sind selbst gerne an der Isar und teilen diese auch gerne mit den anderen Münchnern. Das war schon immer so. Niemand will den Münchnern die Isar verbieten. Es geht nur um das richtige Maß und die goldene Mitte. Egoistisches Verhalten ohne Verantwortungsbewusstsein ist an der Isar, die wir alle lieben, fehl am Platz. Ich bin daher der Meinung, dass wir es sagen dürfen, wenn jemand über die Stränge schlägt.
Dabei muss die Stadt die Anwohner, die direkt an der Isar leben und eine Auge auf unsere wilde Schönheit haben, unterstützen. Wir müssen einfach mehr an das Miteinander denken.
"Anwohern wurden als lästig empfunden"
Warum gelingt es der Stadt nicht, die Anwohner vor Lärm und Luftverschmutzung zu schützen?
Michael Piazolo: Die Stadt denkt sicherlich, dass viele Anwohner Nörgler sind. Von der Politik, teils auch von der Verwaltung, wurden die Isaranwohner, die sich zu Wort melde,n leider allzu oft als lästig empfunden. Das ist falsch und muss sich ändern, denn es gibt die Nächte, in denen die Isar im bläulichen Nebel liegt und Anlagen wummern ja tatsächlich. Bis dato ist das Engagement der Stadt trotz allem sehr überschaubar. Eine Kampagne wie „Deine Isar“ ist sinnvoll und auch der Einsatz der Sicherheitswacht und der Straßenreinigung ist generell gut. Allerdings wären noch klarere Regeln und eine richtige und nachhaltige Durchsetzung dieser Regeln notwendig. Wer sich an der Isar nachweislich danebenbenimmt und keine Rücksicht auf die Anwohner und die Natur nimmt, sollte dafür auch mal verwarnt und zur Kasse gebeten werden. Hier ist die Stadt aus meiner Sicht zu nachlässig.
Eine weiteres Problem ist auch, dass die Stadt die Isar aktiv als große Grill- und Partyzone bewirbt und auf den eigenen Internetseiten zugleich darauf hinweist, dass das Grillen und Feiern in München leider nicht in allen Grünanlagen erlaubt ist. Zwischen den Zeilen steckt hier, dass es in unserer wachsenden Stadt zu wenig Grün- und Erholungsflächen – insbesondere für jüngere Münchner – gibt und die Stadt die Ausweisung von Grillzonen in anderen Teilen der Stadt scheut wie der Teufel das Weihwasser. Grillen in Schwabing oder im Englischen Garten? Das ist nahezu unmöglich. An der Isar aber kein Problem und von der Stadt auch gewollt. In der Konsequenz heißt dies für mich: Wenn die Stadt die Isar als Freizeitmekka bewirbt, muss sie dort auch ordnungspolitisch tätig sein und für eine geregelte Nutzung sorgen. Ich will dabei aber auch nicht falsch verstanden werden. Niemandem darf die Nutzung der Isar verboten werden; Ich will nur, dass durch eine rücksichtsvollere Nutzung auch die Freiheit aller gewahrt bleibt.
"Es braucht klare Regeln"
Wie bewerten Sie die bisherigen Versuche von Sicherheitswacht & Co.? Sie haben die Petition der Anwohner unterstützt. Welche Maßnahmen würden Sie umsetzen, um für ein Miteinander an der Isar zu sorgen? Was raten Sie Anwohnern, die sich belästigt fühlen?
Michael Piazolo: Ich würde sagen, die Erfolge sehr „überschaubar“. München wächst und die Isar wird immer intensiver genutzt. Das heißt auch, dass die Stadt die Isar und deren Nutzung besser betreuen und mehr Mittel dafür bereitstellen muss. Wenn die eigenen Bürger die Isar immer mehr nutzen, bedeutet dies ganz einfach, dass ich auch immer mehr Geld dafür einsetzen muss, damit die Isar genutzt werden kann und in ihrer Schönheit erhalten bleibt.
Dafür braucht es dann auch klarere Regeln. Bei denen, die Rücksicht nehmen und diese Regeln einhalten, reichen Hinweise zur Nutzung der Isar. Die die über die Stränge schlagen, sollten auch mal bestraft werden. Das kann auch einen Lernprozess auslösen. Ich rate den Anwohnern daher auch, dass man sich an die Stadt wenden aber auch die Öffentlichkeit suchen soll, wenn man auf ein Problem aufmerksam machen will. Eigeninitiative ist dabei das beste Mittel, etwas zu bewegen.
"Uns ab und an etwas zurücknehmen"
Kaum eine Großstadt in Europa hat einen – für viel Geld - renaturierten Fluß in ihrer Mitte. Die Bürger wollen diese Freizeitmöglichkeit nutzen. Wie kann man das ermöglichen, ohne den Wert dieses „Schatzes“ durch ein Zuviel an „Events“ zu zerstören?
Michael Piazolo: Wer einen Schatz hat, sollte ihn auch hüten und wertschätzen. Dies sollten wir auch bei unserer Isar so handhaben. Wer einen Schatz schlecht behandelt, darf sich nicht wundern, wenn seine Schönheit schwindet. Ich plädiere daher dafür, dass wir die gemeinsame Nutzung der Isar miteinander weiterentwickeln und ein gemeinsames Auge auf unseren Schatz werfen. Das heißt für mich, dass wir an der Isar feiern, in der Isar schwimmen und an der Isar die Natur genießen können, aber: Wir müssen dabei Maß halten und uns auch ab und an bei der Nutzung selbst etwas zurücknehmen. Schließlich teilen wir uns alle unsere Isar.
PS: Wer wie Dagobert Duck in seinem Schatz schwimmen kann, sollte sich schließlich auch glücklich schätzen. Der reichen Ente käme wahrscheinlich nie in den Sinn, seinen Schatz mit Plastik und Müll zu verunreinigen.
"Sie ist das Herz Münchens"
Die Isar gehört zu München. Was bedeutet Ihnen persönlich die „Reißende“, wie der keltische Wortursprung bedeuten soll?
Michael Piazolo: Die Isar ist für mich das Herz Münchens und ein Lebensquell. München würde es ohne die Isar ja auch gar nicht geben. Das sollten wir uns immer ins Bewusstsein rufen. Ich persönlich liebe unsere renaturierte Schönheit als Naherholungs- und Tierparadies vor der eigenen Haustür. Für mich bedeutet die Isar Freiheit, frische Luft und bei Hochwasser auch immer Respekt vor der Kraft der Natur.
Kandidat im Stimmkreis 103
Michael Piazolo (Freie Wähler) ist seit 2008 Landtagsabgeordneter. Am 14. Oktober wird der Landtag neu gewählt. Piazolo tritt als Direktkandidat wieder im Stimmkreis 103 Giesing an. Dazu gehören Sendling, Thalkirchen, Obersendling, Solln sowie die Hälfte von Forstenried und Fürstenried, Obergiesing-Fasanengarten und der Großteil von Untergiesing-Harlaching.
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