"Wenn man am Rand des Todes steht, klammert man sich an jeden Strohhalm"
Hubert Knicker lebt - nachdem er eine Transplantation zunächst abgelehnt hatte, seit Juli 2010 mit einem Spenderherz. Dem unbekannten Spender und Gott ist er dankbar für diese zweite Chance. Er schreibt:
"Ich wollte lieber sterben als ein fremdes Organ"
Ich möchte keine langen Romane schreiben, meinen 14-jährigen Leidensweg habe ich auf meine Homepage niedergeschrieben. Warum ich Organspender bin? Weil ich selber mit 37 Jahren - also vor 18 Jahren - erfuhr, dass ich eine kurze Lebenserwartung habe und wenn, dann nur mit einem Spenderorgan. Mit jungen Jahren setzt man sich nicht mit Tod und Organspende auseinander, man denkt ja immer, "mir kann nichts passieren, ich werde nie sterben". Erst wenn man auf Messers Schneide steht, setzt man sich mit dem Tod oder anderen Dingen auseinander. Ich wollte damals kein Organ haben, lieber wollte ich sterben als ein fremdes Organ. Das hatte nichts mit Religösität oder anderen Dingen zu tun, ich wollte so sterben wie ich geboren wurde. Oft gab es dann bei mir mit meiner Frau starke Meinungsverschiedenheiten.
"Nun bin ich doch 55 Jahre alt geworden"
Wenn man dann nach Jahren einen Defibrillator implantiert bekommt, weil man Herz-Kammer-Flimmern hat, dann denkt man darüber nach. Und wenn man dann endgültig am Rande des Todes steht und nicht transplantiert werden kann, weil es der gesundheitliche Aspekt nicht zulässt und nur als Alternative hat, ein Kunstherz zum Überleben zu erhalten, dann klammert man sich an jeden Strohhalm. Letzendlich habe ich mit Defibrillator und drei Jahren Kunstherz am 24.7.2010 ein Spenderorgan erhalten. Nun bin ich doch noch 55 Jahre alt geworden, obwohl die Pognose mit 37 Jahren völlig anders aussah.
Aufklärung als Dank für neues Leben
Ich bin meinem unbekannten Spender und dem lieben Gott für die zweite Chance meines neuen Lebens sehr dankbar und daher haben meine Frau und ich uns entschlossen (und auch meinem Spender versprochen): Wir setzen uns für die vielen Wartenden auf den Hochdringlichkeitslisten für mehr Organspende innerhalb der Bevölkerung ein. Das machen wir jetzt in Eigeninitiative in Schulen, Kurkliniken und Volkshochschulen Wir erhalten keinerlei öffentliche Gelder, machen alles kostenlos und das ist eben der Dank für mein neues Leben.
Das Anschreiben der Krankenkassen ist gut und schön, für meine Begriffe aber nur eine Alibifunktion unserer Politiker, denn niemand bekennt sich endlich zu neuen Regeln wie der Widerspruchslösung. Wer beachtet diese Schreiben? Wenige. Viel besser ist die direkte Aufklärung vor Ort. Gerade die Schüler sind sehr an dem Thema interessiert.
Vier von acht starben beim Warten
Wir werden unsere Aufklärungspolitik weitermachen, denn wie soll ich mich sonst bedanken? Ich kann mich nicht zurücklehnen und sagen "lieber Gott und lieber Spender, ich habe zwar ein Organ erhalten, nun seht alle anderen zu, dass ihr auch eines bekommt." Denn die Wartezeit ist verdammt hart, und wenn dann von der Truppe, mit der man zusammenlag und auf ein Organ wartete, auch noch vier Leute von acht Wartenden versterben, weiß man, wovon man schreibt.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH