"Warum ging das alles vorher nicht?"
Die Stadt München, geplagt vom Wohnungsmangel, will neue Wege gehen, um Lösungen zu schaffen ("Wir brauchen Flächen, Baurecht, Geld" im Samstagsblatt vom 30. Juli). Zu unserem Beitrag schreibt Bernhard Koch:
"Gute Nacht, München! Das muss man leider sagen, wenn man sich überlegt, was diese Pläne zur verschärften Nachverdichtung und zur weiteren 'Flexibilisierung' des Stellplatzschlüssels im Kernbereich von München unter anderem bewirken werden: eine Stadt mit immer weniger Grün, mehr verstopften Straßen und immer mehr geflüchteten Radfahrern auf den Bürgersteigen. Denn jede zusätzliche Wohnung bringt heutzutage 1 bis 2 neue Kfz mit sich. Viele Seitenstraßen in München sind heute ja nur deshalb noch einigermaßen befahrbar, weil es noch vereinzelte Lücken in der Reihe der geparkten Fahrzeuge gibt, um dem Gegenverkehr auszuweichen. Wenn es diese Lücken nicht mehr gibt, wird München zwangsläufig zur Stadt der Einbahnstraßen. Oder man fällt sämtliche Straßenbäume in München. Man sollte sich als Bürger deshalb fragen: Für wen wird diese plötzliche Bauwut entfesselt? Wem dient sie? Oberbürgermeister Ude sagte einmal völlig zu Recht: München wird immer zu wenig Wohnungen haben. Die Entwicklung der Megastädte bestätigt das. Die Frage ist: Wollen wir zukünftig in einer zugebauten und zugeparkten Zwei-Millionenstadt leben? Ich denke, wir Bürger müssen diesen maßlosen Plänen ein entschiedenes Stopp entgegensetzen.
P. S.: Es wäre noch einiges zu den Äußerungen der Stadtgestalter Reiter und Merk zu sagen: Wieso kann plötzlich die Stadtverwaltung flexibel arbeiten, wieso soll beim Grundstücksverkauf die soziale Komponente eine Rolle spielen, warum sind die Baugenossenschaften wieder wichtig und wieso soll die Bürgerbeteiligung eine große Rolle spielen? Warum ging das alles vorher nicht? Oder hat man an der Stadtspitze doch das dumpfe Gefühl, dass die angedrohten Megapläne bei den Bürgern schieres Entsetzen hervorrufen?"
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