Warum es uns mit Europa besser geht
Bürger zeigen am Sonntag Flagge für Europa
Menschen gehen auf die Straße und zeigen Flagge für Europa. Wir haben sie gefragt: "Warum geht es uns mit Europa besser?"
"Ich habe die Briefe meines Großvaters gefunden"
Dr. Georg Fichtner:
Die chinesische Wirtschaftsleistung wird in zehn Jahren die der gesamten Europäischen Union überholt haben. Die Vereinigten Staaten von Amerika fallen die nächsten Jahre, vielleicht Jahrzehnte als Schutzmacht aus. Und Russland möchte die Europäer spalten, um eigene machtpolitische Interessen durchzusetzen.
Wir Deutsche müssen uns – trotz unserer Stärke – bewusst sein, dass wir international ein kleines Licht sind. Die deutsche Wirtschaftskraft gründet auf unserem Export. Wir exportieren über 58 % in EU-Länder. Die starken europäischen Absatzmärkte sichern deutsche Arbeitsplätze und unseren Sozialstaat. Der gemeinsame Markt und der Euro haben für Deutschland eine zusätzliche Wertschöpfung in Höhe von über 165 Mrd. Euro pro Jahr gebracht. Alleine aus geostrategischen und wirtschaftspolitischen Gründen ist Europa für uns unabdingbar.
Aber was viel wichtiger ist: Bis zum Beginn der europäischen Einigung waren die Völker Europas verfeindet. Ich habe die Briefe meines Großvaters gefunden, der als General in Frankreich war. Die von ihm beschriebenen Gräuel des Krieges scheinen uns so weit entfernt, trotzdem ist alles noch nicht so lange her. Die Franzosen haben uns mit der Wahl von Emmanuel Macron die Hand gereicht. Lasst sie annehmen und gemeinsam Europas Zukunft sichern.
Georg Fichtner (35 Jahre) ist Mitorganisator von Pulse of Europe und Stand up for Europe München. Er hat Politikwissenschaft, Jura und Völkerkunde an der LMU München, Universität Qingdao (China) und Venedig (Italien studiert. Er arbeitet als Politik- und PR Berater.
Warum ein neues Europa unser Leben besser macht
Christopher Meyer-Mölleringhof:
Flüchtlingskrise vs. Freiheit. Bananennorm vs. Binnenmarkt. Währungskrise vs. Wiedervereinigung. Europa 2017 ist voller Widersprüche. Einst als Friedensprojekt gestartet, steht Europa vor seiner größten Bewährungsprobe. Wäre Europa ein Mensch, so müsste man ihm womöglich eine bipolare Störung attestieren. In Europas Brust schlagen eben viele Herzen. Und diese Herzen heißt es ernst zu nehmen. Vielleicht sind wir nur verwöhnt. Vielleicht müssen aber auch wir Europa-Liebhaber einsehen, dass nicht jeder in Europa bisher von dieser Idee so viel profitieren durfte, wie wir das für uns beanspruchen?! Vielleicht müssen wir einsehen, dass die Europäische Idee schneller in Verpflichtungen und Überforderungen mündete, als dass Strukturen und kulturelle Eigenheiten mitwachsen konnten?! Vielleicht müssen wir einsehen, dass mit Freiheit eben auch das Recht, nein zu sagen, einhergeht?!
Europa, so viel ist sicher, macht unser Leben friedlicher und freiheitlicher. Doch das darf uns, die junge Generationen, nicht daran hindern, eine großartige Idee ideologiefrei auf die Probe zu stellen und zukunftsfest weiterzuentwickeln. Vielleicht ein wenig mehr gemäß dem Europäische Motto „United in Diversity“.
Christopher Meyer-Mölleringhof (28) arbeitet als Innovationsexperte in München. Seiner Meinung nach stehen Wirtschaft und Gesellschaft vor einem grundlegenden Paradigmenwechsel. Demnach verlieren alte Regeln an Gültigkeit und bedürfen einer Neubewertung. Christopher Meyer-Mölleringhof setzt sich mit seiner Diskussionsplattform „Politik.Neu.Denken“ (www.politik-neu-denken.de) dafür ein, politische und gesellschaftliche Themen neu zu denken, weiterzuentwickeln und damit den Status Quo herauszufordern.
"Ich bin ein EUropäer"
Andreas Keck:
Unsere Zukunft heisst EUropa. 80 Mio. Deutsche sind weltpolitisch unbedeutend, 500 Mio. vereinte Europäer eine Macht. Den Euro finde ich wunderbar praktisch, ein europäischer Personalausweis fehlt mir noch und offene Grenzen fühlen sich einfach gut an. Zukünftig sollte jeder Europäer in dem Land wählen dürfen, in dem er lebt. In meinem Europa ist es egal, ob jemand aus Paris, Canyamel, Warschau oder Wangerooge stammt. Wir brauchen auch kein nationales Einwanderungsgesetz, lasst uns gleich ein europäisches definieren, auch wenn es aktuell utopisch erscheint. Sicherheit, Wohlstand und Freiheit sind in einem vereinten Europa leichter zu erreichen. Kombiniert mit starken, selbstbewussten Regionen wird unser Europa bunt, vielseitig und lebens- wie liebenswert bleiben. Ich bin leidenschaftlich Münchner und in meiner bayerischen Heimat verwurzelt. Politisch bin ich Europäer und als solcher ist mir Brüssel wichtiger als Berlin. Das entspricht noch nicht der politischen Realität – aber dafür werde ich gerne kämpfen.
Beste Garantie für den Frieden
Manuel Knoll:
Nach den sensationellen Wahlsiegen von Emmanuel Macron können Europafreunde wieder etwas aufatmen. Zwar beunruhigt der Zulauf, den rechte Europafeinde in den letzten Jahren erfahren, weiterhin. Aber der befürchte massive Doppelrückschlag Brexit-Le Pen ist fürs erste gebannt. Zeit zur erneuten Besinnung, warum die europäische Einigung gut für uns ist. An erster Stelle ist gewiss die Sicherung des Friedens zu nennen. Die Schrecken von zwei Weltkriegen und anderen Kriegen, in denen sich vor allem Franzosen und Deutsche zerfleischten, sollten nie vergessen werden. Die ökonomischen, politischen, kulturellen und freundschaftlichen Verflechtungen zwischen den europäischen Staaten sind die beste Garantie, dass uns der Friede in Europa erhalten bleibt. Wirtschaftliche Kooperation und Freihandel bringen allen europäischen Staaten großen Nutzen. Die Liste der anderen Vorteile ist lang: offene Grenzen, die Möglichkeit, in den Nachbarstaaten zu leben, zu studieren und zu arbeiten. Zudem: Um in einer globalisierten Welt mitgestalten zu können, müssen sich die europäischen Nationalstaaten eng zusammenschließen.
"Es ermöglicht uns unser sorgenfreies Leben"
Anja Jamin:
Es gibt viele Punkte, die für ein geeintes Europa sprechen und gerade den jungen Generationen entgegenkommen. Mein allererster Gedanke war die Reisefreiheit in Europa. Da es innerhalb Europas möglich ist, ohne Visa oder sogar nur mit dem Personalausweis ohne einen Reisepass zu verreisen, werden die Menschen animiert zu verreisen. Außerdem haben wir in 19 von 28 Ländern den Euro als Währung, der es uns ermöglicht, in anderen Euroländern einzukaufen, ohne auf schwankende Wechselkurse Rücksicht nehmen zu müssen.
Natürlich erleichtert er auch für Unternehmen den grenzüberschreitenden Handel und stabilisiert die Wirtschaft. Außerdem vergrößert er das Angebot an Produkten und fördert das Wirtschaftswachstum. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen der EU sollte man auch die Bildungsmöglichkeiten hervorheben. Für Studenten gibt es die Möglichkeit, an Erasmus-Programmen, einem Förderprogramm der Europäischen Union, das die Zusammenarbeit Europäischer Universitäten verstärkt, teilzunehmen.
Ich persönlich finde, dass gerade Auslandsaufenthalte enorm wichtig für die Entwicklung junger Menschen sind. All diese Punkte ermöglichen es uns heut, unser sorgenfreies Leben zu führen. Wohlstand, Reisen und Bildung sind für uns zum Normalzustand geworden.
Wir sollten den eigentlichen Gründungsgedanken der EU nicht vergessen: Frieden und die Grundversorgung der Menschen. Wenn man die Europäische Geschichte betrachtet, stellt man schnell fest, dass in Europa in den letzten Jahrhunderten brutale Kriege mit unzähligen Todesopfern, verwüsteten Landstrichen und geplünderten Städten geführt wurden. Wenn man die Soldatenfriedhöfe, die über Europa verteilt sind, betrachtet, bekommt man eine Ahnung, um was gekämpft wurde. Es ging um die Vorteilssicherung gegenüber den Nachbarländern. Die meisten Schlachten fanden in der Nähe von Hafenstädten und in rohstoffreichen Landstrichen (Eisen, Kohle etc.) statt, die, nachdem sie einverleibt wurden, die Stabilität und wirtschaftliche Position des siegreichen Nationalstaats stärkten. Länder, die miteinander handeln, verzichten in der Regel auf transnationale Konflikte und treten in Kontakt. Der Außenhandel der Nationen ist eine vertrauensschaffende Maßnahme, da beide Akteure wechselseitig auf das Einhalten der Verträge angewiesen sind.
Freizügigkeit, Bildung, Arbeit und geordnete Handelswege erschaffen Wohlstand und Sicherheit. Das bedeutet Frieden und die EU ist Friedensnobelpreisträger. Wir können sehr dankbar sein, in einem geeinigten Europa zu leben und sollten uns alle immer wieder an die Verpflichtung, die dieser Preis mit sich bringt, erinnern und danach handeln.
Anja Jamin (29) ist Diplom-Betriebswirtin, Moderatorin und Event-Managerin.
"Wir müssten sie heute erfinden"
Peter Willisch:
Die Europäische Union ist eine Erfolgsgeschichte. Angesichts der großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Europa mag diese Feststellung zunächst verwundern. Aber wenn es die Europäische Union noch nicht gäbe – wir müssten sie heute erfinden.
Die Europäische Union hat uns Jahrzehnte des Friedens und des Wohlstands in Europa gebracht und zur Entwicklung von demokratischen und freiheitlichen Gesellschaften in Osteuropa beigetragen. Nirgendwo auf der Welt leben die Menschen freier und sicherer und erfahren Minderheiten vergleichbaren Schutz und Respekt wie in Europa. Darauf können wir stolz sein.
Auch die großen Herausforderungen der Zukunft lassen sich durch kein einzelnes Mitgliedsland besser lösen als durch die Gemeinschaft der europäischen Staaten.
Pulse of Europe bringt Tausende europäischer Bürger auf die Straße – eine Aufforderung und Ermutigung an die Politik, Europa weiterzuentwickeln und es transparenter und demokratischer zu gestalten. Europa begeistert wieder!
Peter Willisch (53) ist Rechtsanwalt und Geschäftsführer einer Investmentgesellschaft. Er ist Mitgründer und Mitorganisator von „Pulse of Europe“ und von „Stand up for Europe“ in München.
Flagge zeigen
Die überparteiliche Bürgerinitiative "Pulse of Europe" ist überzeugt, dass die Mehrzahl der Menschen an die Grundidee der Europäischen Union und ihre Reformierbarkeit und Weiterentwicklung glaubt und sie nicht nationalistischen Tendenzen opfern möchte. Dafür zeigen sie regelmäßig in vielen deutschen Städten sowie in weiteren Ländern Flagge für Europa:
in München am Sonntag, 6. August, um 14 Uhr. Achtung: nicht wie gewohnt am Max-Joseph-Platz (vor der Oper). Die Teilnehmer treffen sich mit Karl von Stauffenberg (Mitten drin statt extrem daneben e.V.) am Münchner Karlsplatz (Stachus).
in München am Sonntag, 3. September, um 14 Uhr am Max-Joseph-Platz (vor der Oper).
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