"Viel Sympathie geerntet"
Papis aus Gambia machte ein zweiwöchiges Praktikum im Reformhaus Mayr
Papis ist 19 Jahre, kommt aus Gambia und hat eine wahre Odyssee hinter sich. Er floh aus seinem Heimatland, nachdem sein Vater im Gefängnis umgekommen war und erreichte als sogenannter unbegleiteter minderjähriger Flüchtling im April 2014 München. Seine Mutter und seine kleine Schwester sind in Gambia zurückgeblieben. Man merkt, er macht sich Sorgen um sie. Papis Weg hierher dauerte viele Monate und war von Strapazen, Unsicherheit und Angst geprägt. Stationen waren die Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich. Er schlief auf der Straße, manchmal ging es per Bus weiter, dann wieder schlug er sich zu Fuß durch. In Bulgarien hat man ihn zwölf Wochen lang eingesperrt, bevor man ihn weiterreisen ließ. Über seine Flucht spricht er nicht gerne, er möchte diese Zeit lieber vergessen.
Jetzt ist er hier – und er will etwas aus seinem Leben machen. Er hat schon so gut Deutsch gelernt, dass er sich durchaus verständigen kann, und er wird seine sprachlichen Fähigkeiten noch verbessern. Im Herbst werde er auf die Schlauschule gehen, erzählt er, um seinen Schulabschluss zu machen und anschließend würde er am liebsten eine Lehre zum Schreiner machen.
Ein Unternehmen zeigt Flagge
Bevor dies aber soweit ist, hat ihm jetzt das Reformhaus Mayr die Möglichkeit gegeben, im Rahmen des "K.O.M.M"-Projektes, das junge unbegleitete Flüchlinge betreut, ein Praktikum im Einzelhandel zu absolvieren. Papis konnte in die verschiedenen Bereiche hineinschnuppern – von der Warenannahme über das Auffüllen der Regale bis hin zum direkten Bedienen der Kunden. Und alle Mitarbeiter – sowohl in der Pasinger wie auch in der Planegger Filiale – waren von dem jungen Mann begeistert. "So einen engagierten jungen Menschen hätten wir schon lange brauchen können", meinte eine Mitarbeiterin schon nach wenigen Tagen. Auch Peter Brunnhuber, der im Reformhaus Mayr für die Ausbildung zuständig ist, lobte Papis bereits nach der ersten Woche für seine Aufgeschlossenheit, seinen Einsatz und seine Kontaktfreudigkeit. Nach Ende der zweiten Woche stand dann fest, dass man ihm einen Ausbildungsplatz anbieten will. Ab Frühjahr 2016 könnte er im Reformhaus Mayr eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann beginnen.
"Es hat toll geklappt", resümiert Peter Brunnhuber. "Papis hat viel Sympathie geerntet. Wir halten ihm den Ausbildungsplatz offen." Der Ausbildungsleiter hat darüber aber nicht vergessen, dass der große Wunsch des jungen Mannes ja eigentlich eine Schreinerlehre ist. Und so haben er und seine Frau privat noch einige Hebel in Bewegung gesetzt und konnten ihm so für Anfang September ein einwöchiges Praktikum in einer Schreinerei vermitteln.
Beeindruckender junger Mann
"Papis soll über den Tellerrand hinaus blicken, er soll nach rechts und links schauen und so feststellen, was er wirklich machen möchte", meint Peter Brunnhuber. Ihn hat der Ehrgeiz des jungen Mannes beeindruckt, und er hat ihm genau zugehört. So hat er auch herausgehört, dass sich der 19-Jährige ein wenig Familienanschluss wünschen würde, denn in der Wohngemeinschaft des Vereins Gesellschaftspolitische Projekte e.V. (gpp), in der er lebt, ist er der einzige Schwarzafrikaner und hat deshalb kaum Anknüpfungspunkte. Immerhin ist sein Zimmer bis 2017 dort gesichert und Papis kann sich ganz auf seine Ausbildung konzentrieren. Und wie es aussieht, ist er diesbezüglich auf dem besten Weg.
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