Verpflichtung oder Freiwilligkeit?
OB-Kandidaten diskutieren über soziale Fragen
Die Situation junger Menschen, Wohnen im Alter und bürgerschaftliches Engagement: wie ist es darum in unserer Stadt bestellt? Mehr als 300 interessierte Besucher verfolgten den Diskurs, zu dem das Bündnis München Sozial Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und seine Gegenkandidatinnen Kristina Frank (CSU) und Katharina Habenschaden eingeladen hatte.
Mehr Beteiligung?
In der Diskussionsrunde sprachen sich Dieter Reiter und Katrin Habenschaden für eine Absenkung des Wahlalters auf kommunaler Ebene auf 16 Jahre aus. Kristina Frank legte sich mit einem Verweis auf die Landespolitik in dem Punkt nicht fest. Die Zusage des Oberbürgermeisters für mehr Partizipation von jungen Menschen durch ein Jugendparlament, das zweimal jährlich tagen soll, erhielt viel Beifall. Die Stadträte sollten daran teilnehmen, sodass die Chancen für die Umsetzung von Vorschlägen die Folge seien. Jüngere Menschen im Publikum forderten außerdem mehr Begegnungsräume in den Stadtvierteln.
Im Viertel bleiben
Beim Thema Wohnen für Ältere Menschen sehen alle drei Kandidaten das Wohnen im Viertel als wesentlichen Baustein der Seniorenversorgung in München an und wollen einen weiteren Ausbau mit gesicherter Finanzierung. Viele mögliche Einzelmaßnahmen wurden diskutiert, auch auf die Bodenknappheit in München wurde verwiesen. Bündnissprecher Marian Indlekofer plädierte dafür, dass ein Ausverkauf von Bauplätzen an Großinvestoren und Spekulanten nicht möglich sein dürfe, wenn keine Sozialwohnungen gebaut werden. Katrin Habenschaden und Dieter Reiter können sich auch vorstellen, Unternehmen zum Bau von Firmenwohnungen zu verpflichten, wenn sie sich in München ansiedeln oder expandieren wollen. Kristina Frank setzt mehr auf Freiwilligkeit. Alle drei sprachen sich für mehr barrierefreie, bezahlbare Wohnungen aus.
Im Detail unklar
Einig waren sich alle Bewerber für das Oberbürgermeisteramt darin, dass ehrenamtliches Engagement ein wichtiges Element für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist. Als gute Errungenschaft wurde vom Publikum die Ehrenamtskarte erwähnt. Unklar war allerdings, welche Gratifikationen damit verbunden sind. Die Mehrarbeit für die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter in den Vereinen durch übermäßige Verwaltungsvorschriften wurde scharf kritisiert. Bündnissprecherin Karin Majewski forderte das Vereinfachen von Veranstaltungsabläufen und den schnellen Zugang zu kleinen Fördertöpfen für Ehrenamtliches Engagement.
70 zusammen
Das Bündnis München Sozial ist ein unabhängiger Zusammenschluss von über 70 sozialpolitisch aktiven Organisationen, Verbänden, Hochschulen und Initiativen, quer durch die Konfessionen, überparteilich, verbandsübergreifend und über alle Arbeitsfelder hinweg. Ziel ist es, die solidarische Stadtgemeinschaft zu stärken. Das Aktionsbündnis sieht sich als kritischer und konstruktiver Partner der Stadt.
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