Verkehrsfreie Innenstadt!
Stadträte und Bezirksausschuss sehen Handlungsbedarf im Pasinger Zentrum
Ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich ist in etwa eine Mischung zwischen kompletter Fußgängerzone und Anwohnerstraße mit Tempo 30. Meist gilt Tempo 20 oder sogar 10 und Fußgänger sowie Radfahrer haben die absolute Priorität. Durchgangsverkehr oder Autos auf der Suche nach einem Parkplatz gehören nicht dahin. Der verkehrsberuhigte Geschäftsbereich verspricht genau das, was der Name sagt: Geschäftigkeit bei allerwenigstem Verkehr. Laut Straßenverkehrsordnung ist der Bereich empfohlen für zentrale städtische Bereiche mit hohem Fußgängeraufkommen. Und das wünschen sich die Lokalpolitiker im Münchner Westen auch für das Pasinger Zentrum.
„Hier stimmt schon einmal die Beschilderung nicht“, kritisiert SPD-Stadtrat und stellvertretender Bezirksausschussvorsitzender Christian Müller. „Wir meinen, dass die Schilder zu wenig oder einfach die falschen Informationen zeigen und widersprüchlich sind. Auch die Ladezonen müssen als solche erkennbar sein. Hier soll sich nicht jeder draufstellen und dauerparken.“ In einem gemeinsamen Antrag mit Stadtratskollegin Constanze Söllner-Schaar an die Stadtverwaltung forderte er eine bessere Einsehbarkeit der Beschilderung und Kennzeichnung der Pasinger Innenstadt als verkehrsberuhigten Geschäftsbereich sowie Kontrollen.
KVR ist zufrieden
„Wir hatten dazu bereits einen Ortstermin mit dem KVR und der Verwaltung angeregt“, so Müller weiter. „Dieser wurde allerdings genau zu einem Termin durchgeführt, an dem wir als Antragsteller in der Stadtrats-Vollversammlung saßen. Das war sehr bedauerlich, denn wir hätten gern mitdiskutiert.“
Die Beschwerden der zum ersten Ortstermin im November anwesenden Bezirksausschussmitglieder wiegelte das KVR ab. „Alles Grundsätzliche steht auf den Eingangsschildern“, hatte damals Peter Geck vom KVR betont. „Wir haben das Pasinger Zentrum ausgebaut als verkehrsberuhigte Zone. Es gibt sicherlich immer wieder Verstöße. Doch im Großen und Ganzen stellen wir fest, dass das Konzept hier greift.“ Laut Geck könnten höchstens eine Neudefinierung des Viertels als Parklizenzzone oder ein Stadtratsbeschluss für eine kommunale Verkehrsüberwachung grundlegende Änderungen bringen.
Zu ungewöhnlichen Mitteln greifen
Im Bezirksausschuss (BA) weckten diese Äußerungen Unmut. „Es ist eine unbefriedigende Situation“, fasste BA-Vorsitzender Romanus Scholz zusammen. „Man kann Dauerparker nun auch nicht mit Blumenkübeln vertreiben.“ Und Müller insistierte: „Das Konzept funktioniert nach wie vor nicht, da müssen wir alle zusammen noch einmal draufschauen.“
In einem erneuten Antrag an die Verwaltung fordert er zum Nachdenken auf. „Trotz gegenteiliger Aussage des KVR ist es weiterhin so, dass die Zufahrten in dem „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ im Pasinger Zentrum nicht so klar zu erkennen sind“, begründen er und Söllner-Schaar ihren wiederholten Antrag. Während eines neuen Ortstermins, diesmal mit Vertretern des Bund Naturschutzes und des ADFC sowie KVR-Chef Thomas Böhle, der Polizei und dem BA soll das Thema noch einmal gründlich angegangen werden.
„Wir sehen ja, dass die "Null-Acht-Fünfzehn-Schilder" nicht greifen. Warum finden wir keine ungewöhnlichen Lösungen, keine Hingucker, die den Autofahrern sofort signalisieren: Stopp, hier geht´s nicht weiter?!“ Ideen gebe es viele. „Hier würden wir sehr gern nachbessern, damit das Pasinger Zentrum tatsächlich zu dem verkehrsberuhigten Bereich wird, den wir uns alle gewünscht haben.“
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