Unter Verdacht (1)
Ich kam Freitagnacht, ungefähr 2 Uhr, nach Hause, parkte hinter dem Haus und ging den schmalen, finsteren Weg zwischen Haus und Maschendrahtzaun entlang auf die Piazza zu. Alles war still. Etwas war seltsam. Ach ja, jetzt sah ich es, bzw. sah es nicht: Die gelben Laternen auf der Piazza waren ausgeschaltet. Alles war tiefschwarz. Ich tastete mich vorwärts und schon hielt mich jemand am rechten Oberarm fest, zog mich zur Seite und schnauzte:
„Halt.“
Ein Scheinwerfer knallte mir seiner Million Watt direkt ins Gehirn, dass ich, blind wie ein Maulwurf im Flutlicht, erstarrt an der Ecke der Piazza stand.
Zu Tode erschrocken brüllte ich den Menschen, der mich gepackt hielt, an und riss mich los. Langsam konnte ich wieder sehen. Etliche Männer und Frauen standen mit übernächtigten Augen und in Trenchcoats, Regenjacken, Mänteln und Arbeitsanzüge gekleidet um mich herum. Außerdem war da noch ein Haufen Geräte, Kabel, Mikrophone und Kameras. In jedem zweiten Gesicht steckte eine Kippe.
„Abbrechen, verdammt noch mal. Lasst doch nicht immer irgendwelche Idioten durch“, brüllte einer. Langsam begriff ich. Filmaufnahmen, da hing ja neulich ein Zettel. Um ein Haar hätte ich mich entschuldigt.
„Der Platz ist gesperrt. Wir machen Nachtaufnahmen für Unter Verdacht.“
„Pech!“ antwortete ich. „Ich geh ich jetzt ins Bett und sie können verdächtigen, wen immer sie wollen.“ Ich nahm meinen Ärger unter den Arm und verschwand. Doch am nächsten Tag ...
Unsere nächste Geschichte von der Piazza an der Bo setzt "Unter Verdacht" fort.
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